Uber Gottes regirende Wunderweise

[60] Du wunder würker / soll dir was unmüglich fallen?

bey dir auch keines wegs die wunder wunder seyn!

voll unerhörter ding' / ist deiner Allmacht schrein /

die sich erweist und preist unendlich hoch in Allen.

Da / wo die Sonne sitzt / entdecken sich die strahlen:

wo Gott ist / siehet man der wunder reinen schein /

die ihm / wie uns das gehn / sind eigen und gemein.

in ihm sie / voll begierd uns zugefallen / wallen.

Der Glaubens-Donner bricht die Wolken / daß der blitz /

die Göttlich Herrlichkeit / in werken sich entdecket /

gezeugt aus trübsals kält' und Menschen-Liebehitz.

Gott / zu erquicken / offt uns eine Angst erwecket.

In Vnglücks Abgrund hat sein Höh-Art ihren sitz:

das süß auf bitterkeit / und Freud' auf Leid / wol schmecket.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 60-61.
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