Uber Gottes wunder-Beherrlichung in der Schwachheit

[52] Mit Thränen-vollem Aug / sag' Ich: Ich glaub! zwar schwach.

Ach hilff mir starker Gott! dein' Ehr wird mehr erscheinen /

wann du mit deiner Krafft beherrlichest die kleinen.

Durch schwache / wunder thun / ist eine Gottes Sach.

Den hellen blitzen folgt / ein starker Donner / nach:

von sanfften Lüfftlein kan man kein gewalt vermeinen.

Dich einig rühmend / muß man Menschen Krafft verneinen /

bekennen auch daß fließ vom ursprung dieser Bach.

Ach Höchster! deine Krafft wird ja so klar sich zeigen

in meiner nichtigkeit / wie ein schön Angesicht

eim klaren brunnen weist sein Ros-und Lilgen-Liecht.

Es ist ja nicht die quell / der solche schönheit eigen!

sie würcket nichts / als daß sie rein und stille bleibt.

Also mein Glaub / wann Gott sein werk in solchem treibt.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 52-53.
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