Auf Christus Allerheiligstes erstes Blut-vergiessen / und Seelsüssesten Jesus-Nahmen

[113] Die schöne Morgenröt ließ Purpur-Perlen fallen /

die Kindheit: bald darauf die Jesus-Sonne scheint /

in welcher Gottheits Glanz und Liebes-Hitz vereint.

All' Herzens-Gnadenschätz aus diesem Heil-Liecht strahlen.

Das Lösungs-Ader-Gold muß Lieb-zerschmelzet wallen.

Das Wunder-gütig Kind vor gier und sehnen weint:

es komme nimmermehr die Heiles-Stund / es meynt /

die Segen-Flut sein Blut zu giessen aus mit allen.

Die Ewig Gottheit sich in Kindes-Wölklein hüllt.

Gleich wie uns dunkt die Sonn' in eine Hand zufassen /

von wegen grosser Weit: so Er / als Gott / erfüllt

das ganze All / und will sich gleichwol tragen lassen.

Es hat die selbste Ruh nit Ruhe / bis sie stillt

der Menschen Vnglücks-Lauff / ihr Gter / und Gottes hassen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 113-114.
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