Auf die Allerheiligste Tauff Christi

[120] Wird dann der Lebens-Brunn selbselbsten hier getaufft?

das Geistgeölte Haupt mit Wasser man begiesset:

von ihm der Heiles-Strom in alle Glieder fliesset /

von Lieb' und Gnaden voll / ja gänzlich überlaufft.

Mehr als Welt-wehrte Schätz man ohne Geld hier kaufft.

Das saure Sünden-Meer der Gnaden-Safft durchsüsset.

Den Zucker / Freud-verzuckt / man in der Gall geniesset.

Die Glaubens-schwere schwimmt / die leichte Sünd ersaufft.

Du Welt-und Himmel-Held / recht grosser Alexander!

du setzst den Fuß in Fluß / vor deinem Heer hinein:

wann wären tausend Welt / nach oder mit einander /

sie wurden deinem Sieg und Gier zu wenig seyn:

du hättest Meer voll Blut und Himmel voller Gnaden:

wiewol ein Tropf ist gnug / sie Sünden-rein zu baden.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 120-121.
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