Auf meines Auserwählten Jesu verscheiden!

[160] Anbetbars Wunderwerck! will denn das Leben sterben?

verseucht die Lebensquell? verlischt das Ewig Liecht?

hat Saffts und Kraffts Vrsprung / kein Safft und Krafft mehr nicht?

will Ertz-Erhaltungs-Stärck / selbselbsten hie verderben?

das Ewig Leben wir von Christus Sterben erben.

Die äusserst' Eusserung der Gottheits-Krafft geschicht /

die jetzt im Höllen-Reich Zerstörungs-Werk verricht.

Der unsterbliche kan unsterblichkeit erwerben

im Tod; der hat sich mit dem Leben selbst verschlungen.

Aus Jesu End / erfolgt mein Glücks-Vnendlichkeit.

Es hat die selbste Stärck durch Schwachheit überrungen

die stärcksten Menschen-Feind. Der / so des Tods befreyt /

wolt sterben / daß dadurch das Sterblich' Ewig lebet.

Die Vrständ-Geister er der Erd im Grab einwebet.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 160-161.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte