Auf meines Heilandes allerheiligste Wunden

[148] Zerflöße dich mein Herz / und fließ in seine Wunden /

bey heißer Liebesglut / füll diese Hölen zu.

in seinem Schmerzen / such dein süße Seelen-Ruh:

es wird der Himmel jetzt in diesen Hölen funden.

Mit seinem Leben / ist der ewig' Tod verschwunden.

Du zeigest gar dein Herz! du Herzen-Tröster du /

das Gnaden Wunderwerk! ich sah in meinem nu /

sein Herzen-Paradeiß / in dem die Seelen stunden.

Ach Jesu / deine Lieb ist gar zu Göttlich-groß /

unfaßbar / unerreicht / unglaublich wolt ich sagen:

wann durch den Glauben nicht Ihr Erzseyn sie ausgoß.

Ach solst du solche Schmach und Noht und Spott ertragen /

vor deine ärgsten Feind' / uns arme Erdenkloß?

doch / was will man den Brunn üms Bäch-ergiessen fragen?

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 148-149.
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