Das sechste:

Der umstehenden Bekehrung

[166] Es ist / es ist vollbracht: die Frucht ereugt sich schon.

Der Herzen-Diamant ist durch sein Blut erweichet.

Der Heilig Geist-Magnet die eisnen Sinnen streichet.

Es ritzet neue Reu die Stachel-Dornen-Kron.

Man sicht ihn hier am Creutz / und glaubt Ihm dort im Thron

der hohen Göttlichkeit / daß er dem Vatter gleichet /

Er sey der Ewig Gott / da Er doch todts verbleichet /

siht einem Würmlein gleich; man nennt ihn Gottes Sohn.

O seltner Wunder-Glaub / den Fluch vor Segen schätzen /

zum selbst-verlassenen die Zuflucht nehmen noch /

sein Leben auf den Tod / Trost auf Trostlose / setzen /

und hoffen Hülff' von dem / der unter seinem Joch

schier selbst verschmachtet ist. So hat es Gott gefallen:

das alles Er erlitt' / und uns erlöst von allen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 166-167.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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