Uber das unaussprechliche Heilige Geistes-Eingeben!

[190] Du ungeseh'ner Blitz / du dunkel-helles Liecht /

du Herzerfüllte Krafft / doch unbegreifflichs Wesen

Es ist was Göttliches in meinem Geist gewesen /

daß mich bewegt und regt: Ich spür ein seltnes Liecht.

Die Seel ist von sich selbst nicht also löblich liecht.

Es ist ein Wunder-Wind / ein Geist / ein webend Wesen /

die ewig' Athem-Krafft / das Erz-seyn selbst gewesen /

das ihm in mir entzünd diß Himmel-flammend Liecht.

Du Farben-Spiegel-Blick / du wunderbundtes Glänzen!

du schimmerst hin und her / bist unbegreiflich klar

die Geistes Taubenflüg' in Warheits-Sonne glänzen.

Der Gott-bewegte Teich / ist auch getrübet klar!

es will erst gegen ihr die Geisies-Sonn beglänzen

den Mond / dann dreht er sich / wird Erden-ab auch klar.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 190-191.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte