Uber meines Erlösers / Trauren am Oelberg

[132] Ach traurstu / meine Lust? du traurst / mich zuerquicken /

gebohrner Freudenfürst / der Engel Jubel-Pracht!

dein Zittern / mir mein Herz vor Schmerz zerspringen macht:

und meine Sünden mich / dein Zitter-Vrsach / reuen.

Ich will die Bußes Asch auf deine Blut-Glut streuen /

die meine Sünd entzündt: daß der nicht werd gedacht.

Daß meines werd getröst / ist dir dein Herz verschmacht /

ja lieb-zerschmolzen gar / aus lauter Gottes treuen:

du littest / daß es dich verließ / in mich zufliessen.

Dein' Angst / in meiner Angst Erfreuung mir zusagt.

Du zagest / Helden Held! daß würden unverzagt

Die Erzverzweifelten / und sich auf dich verliessen.

Weil dir dein Herz / aus Lieb zu meinem Herzen / bricht:

sich meines auch / vor Lieb / in dein Herz ganz einflicht.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 132-133.
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