Die Unüberwindliche-beherzte Standhafftigkeit

[215] Grosmütigkeit pflegt stäts was grosses zu verlangen /

wie Jason / der sich auf dem Meer zu fahren wagt /

und auch das güldne Fell durch Müh und Fleiß erjagt.

Es ist der Tugend Art / was grosses unterfangen.

Kan man nicht allezeit mit Sieg-erwerben prangen:

So ist es Sieg genug' / da Glück und Sieg versagt /

doch bleiben gleichbeherzt / in beeden unverzagt.

mit Glück-Verachtung wird offt grosser Sieg begangen.

Schadt nicht / wann ich schon auch / wie jener / sechsmal käm /

und nichts von meinem Sieg' und dessen Freud vernähm'!

diß ist der gröste Muht / den keine Schwerheit schrecket /

der vor Vnmüglichkeit selbst seine Gränzen stecket /

läst / zehenmal zu rück getrieben / doch nicht ab /

behält in allem Streit den Vorsatz biß ins Grab.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 215-216.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte