Uber die Unendlichkeit Gottes

[249] Du ungeendter Gott / doch einigs End und Ziel /

des Wunder-bunten Runds! das ganze Wesen gehet

aus dir! und auch in dich: in dir sein Ziel bestehet /

der du / unzielbar selbst / hast doch damit dein Spiel.

Weil auch in mich ein Strahl zu schiessen dir gefiel

von deinem Vnursprung / den Geist mir eingewehet:

so gib / daß er sich stäts zu seinem Ziel erhöhet.

Laß sein Vrwesen ihn aufziehen gar subtil.

Ach gib ihm / wann das End der Endlichkeit vorhanden /

ich meyn / des Erden-Theils des Leibes: daß er sich

recht schwing' in seinen Punct / entfreyt von eitlen Banden /

Leb / wo von Ewigkeit er war auch ewiglich!

zum Gegen-Ziel / zur Höll / laß ihn nicht seyn entstanden!

Gib / daß dein Will / mein Heil / fort geh' und ich in dich.[250]

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 249-251.
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