Vierter Aufzug

[1047] Vor der Burg zu Prag; ein großes Tor mit Fallgattern, in der Mitte des Hintergrundes, führt hinein. Daneben ein kleines Ausfallpförtchen, zu dem einige Stufen hinanführen, das aber verschlossen ist. Rechts im Mittelgrunde des Pförtners Wohnung mit einem steinernen Tische und einer Bank. Davor ein Beet mit Blumen.

Milota und Füllenstein von verschiedenen Seiten.


MILOTA.

Traft ihr den König?

FÜLLENSTEIN.

Nein.

MILOTA.

Ich fand ihn auch nicht.

FÜLLENSTEIN.

In Znaim verlor er sich von dem Gefolge,

Ein einzger Knecht, den man vermißt, mit ihm,

Und irrt seitdem im Land herum von Mähren.

In Kraliz sah man ihn, in Hradisch, Lukow;

Zuletzt in Kostelez, hartbei an Stip,

Da wo die kleine Wunderquelle fließt,

Zu der die Pilger weitumher sich wenden.

Ein ärmlich Badhaus steht dort in der Tiefe,

Von Menschen abgesondert und Verkehr,

Da hielt er vierzehn Tage sich verborgen;

Ein Ort zum Sterben mehr, als um zu leben!

Und wie die Pilger pflegen dort herum,

Die, eines Wunsches, der sie drückt, gedenkend,

Ein Kreuz von Reisig in den Brunnen werfen

Und aus dem Sinken oder Schwimmen prophezein,

So tat er tagelang und schien betrübt.

Zuletzt erfuhrs der Magistrat von Hradisch

Und ging hinaus, den König einzuholen;

Doch der war nicht mehr da und schon im Weiten.

MILOTA.

Und wo er jetzt ist, habt ihr nicht erfahren?

FÜLLENSTEIN.

Man will ihn auf dem Weg gesehen haben

Nach Prag.

MILOTA.

Hieher? – Ich hoff, er wird jetzt ruhn!

Die stolzen Flügel sind in was gepflückt;

Das Land, das ewig ihn nach außen lockte,

Er hats zurückgegeben feierlich.

Will er nach Väterweise herrschen hier,[1047]

Die Deutschen heißen gehn aus seinem Reich

Und unterm Beistand böhmischer Wladiken

Bedenken seines Volkes wahres Glück:

Vielleicht, daß ich vergesse, was er tat

An mir und meinem Haus. – Geht ihr zum Kanzler?

So meldet ihm, ein kaiserlicher Herold,

Vollziehung fodernd des geschloßnen Friedens,

Vor allem die Befreiung jener Geisel,

Die noch aus Österreich und Steiermark

Gefangen liegen rings im Land umher,

Ist eingeritten in das Tor von Prag.

Er möge schleunig tun, was man begehrt,

Bevor der König kommt und manches hindert.

FÜLLENSTEIN.

Doch wenn der König –

MILOTA.

Tut, was ich euch sage!


Füllenstein ab.


MILOTA.

Wär nicht das ganze Land mit ihm beschimpft,

Ich wollte lachen, wie erst Zawisch lachte.

Schnell alles angeordnet, eh er kömmt,

Dann hat er zu bestätgen und – zu schlafen!


Er geht ins Schloß.

Kurze Pause, dann kommt ein Knappe des Königs, ringsumherspähend. Er ruft in die Szene.


KNAPPE.

So, jetzt ist niemand hier, mein gnädger Herr!


Ottokar kommt, in einen dunkeln Mantel eingehüllt, ein schwarzes Barett mit schwarzen Federn tief in

die Augen gedrückt.


DIENER.

Den Kanzler soll ich holen? Gnädger Herr,

Beliebt euch lieber nicht, ins Schloß zu treten?


Ottokar schüttelt das Haupt.


DIENER.

Zwei Tage habt ihr nicht gegessen, nicht

Geschlafen; denkt an euer teures Leben!


Der König lacht höhnisch auf.


DIENER.

Laßt euch erbitten, geht ins Schloß, mein König!


Ottokar stampft ungeduldig mit dem Fuße.


DIENER.

Ich gehe denn! doch laßt euch nieder, Herr!


Geht ab ins Schloß.


OTTOKAR.

Ich sollte dich betreten, Schloß der Väter?

Die Schwelle dir entweihn mit meinem Fuß?[1048]

Als ich im Sieg, im jubelnden Triumph

Zu dir heranzog durch die lauten Gassen,

Erstrittne Fahnen dir entgegenhielt;

Da machtest du mir deine Pforten auf

Und meine Väter sahn von deinen Zinnen.

Für Helden ward gewölbt dein hoher Bau,

Und kein Entehrter hat ihn noch betreten!

Hier will ich sitzen, als mein eigner Pförtner

Und Schande wehren ab von meinem Haus.


Er setzt sich auf die Stufen am Ausfallstor und verhüllt sein Haupt.

Der Bürgermeister von Prag und einige Bürger kommen.


BÜRGERMEISTER.

Ei, laßt mich, ich muß eilen in den Rat.

Ein Herold von des Kaisers Majestät

Ist angelangt, da darf man sich nicht säumen,

Denn Böhmen ist nun wieder an dem Reich.

Der König hat es feierlich gelobt,

Den Eid der Treue knieend übernommen.

BÜRGER.

Wie, knieend?

BÜRGERMEISTER.

Wohl! im kaiserlichen Lager!

Er lag auf seinen Knien, der Kaiser saß,

Das ganze Heer hats staunend angesehen.

Was regt sich dort?

BÜRGER.

Ein Mann sitzt auf den Stufen.

BÜRGERMEISTER.

Ja, Hochmut kommt zu Fall; ich sagt es oft!

Seht doch mal hin, wer dort am Tore sitzt!

Verdächtig Volk streift jetzo durch das Land,

Die abgedankten Söldner sind zu scheuen.

BÜRGER kommt zurück.

Ach, Herr!

BÜRGERMEISTER.

Du zitterst ja!

BÜRGER.

Es ist der König!

BÜRGERMEISTER.

Der Mann dort auf den Stufen? Bist du töricht?

BÜRGER.

Er sah mir ins Gesicht. Schaut nur!

BÜRGERMEISTER.

Er ists!

Wenn er vernommen, was wir hier gesprochen!

Soll ich ihm einen Fußfall tun? – Das Beste,

Wir ziehen uns zurück. Er scheint zu sinnen.


Sie ziehen sich rechts gegen den Vorgrund.

[1049] Benesch von Diedicz und seine Tochter treten rechts im Hintergrunde auf.


BENESCH am Stabe, führt Berthan.

Ei, sieh nur, wie die liebe Sonne scheint!

Du mußt einmal ins Freie! Bertha komm!

Die dumpfe Stubenluft ist ungesund.

Und tu mirs auch zulieb und sprich einmal!

Sprich, Bertha, sprich! und wärs ein einzig Wort!

Als: ja und nein. Tus deinem alten Vater!

Sieh, auf Johanni wirds – ich weiß nicht recht

Wie lang, seit du so vor dich siehst und schweigst.

Das ist recht kläglich! Willst nicht reden, Bertha?

Ich hörte lieber dich im Fieber rasen,

Als jetzt den langen Tag kein einzig Wort.

Ei, was vergangen ist, das ist vergangen!

Wir denken nicht mehr dran, und so ists gut!

BÜRGERMEISTER.

Still!

BENESCH.

Nun, sie schweigt ja leider ohnehin!

Herr, Tag für Tag, und öffnet nicht den Mund!

BÜRGERMEISTER leise.

Dort sitzt der König!

BENESCH.

Wo?

BÜRGERMEISTER.

Dort auf den Stufen!

BENESCH.

Ei, Bertha, sieh, dort sitzt der böse König,

Der dir so weh getan, du armes Kind!

Ei, sprich einmal und schmäl ihn tüchtig aus.

Sag: arger Mann, ich freu mich deines Leids,

Du hasts um mich verdient und meinen Vater.


Bertha hebt eine Hand voll Erde auf und wirft damit, wie Kinder pflegen, gerade vor sich hin, ohne zu treffen.


BENESCH.

Ja, wirf ihn nur! o, daß es Dolche wären!

Wirf, Bertha, wirf! den argen, bösen Mann.

Doch Gott hat unsre Rach auf sich genommen:

Gekniet hat er vor seinem ärgsten Feind,

Vor einem Mann, den er sonst wohl verachtet,

Im Angesicht des Heers hat er gekniet.

Ei, rüttle dich, ich fürchte mich nicht mehr!

Ist doch ein Höherer, der dich bezwingt.

Mach erst, daß mir mein Kind da wieder spricht,[1050]

Dann laß mich töten, mich bekümmerts wenig!


Die Königin kommt mit Zawisch und Dienern.


KUNIGUNDE.

Wer ließ den Aberwitz da vor die Tür?

Hab ich euch nicht gesagt, ihr sollt sie hüten?

BENESCH der fortgeführt wird.

Nu, Bertha, komm! er hat doch auch sein Teil.


Ab.


KUNIGUNDE.

Ihr auch fort, alles fort, was Augen hat!


Alle gehen, bis auf sie und Zawisch.


KUNIGUNDE.

Wir sind allein! allein mit unsrer Schande!

Wollt ihr euch nicht erheben, großer König,

Und große Worte geben, wie ihr pflagt?

Sieh hin, da sitzt der Stolze, Übermächtge,

Dem sonst die Welt zu klein für seine Größe;

Da sitzt er wie ein Bettler vor der Tür

Und holt ein »helf euch Gott!« sich und Verachtung.

Der Mann, der Kronen trug, als wärens Kränze,

Und, wenn die eine welk ward, neue flocht

Aus frischgeschnittnen Blumen fremder Gärten.

Das Leben Tausender in seiner Hand,

Es hinsetzt' wie zum fröhlich leichten Brettspiel,

Auf das von Blut und Staub geteilte Feld

Und ausrief: Schach! als wenn es Steine wären,

Vom Künstler plump geformt aus totem Stoff,

Und Roß und Reiter zubenannt zum Scherz.

Der selbst mit der Natur im Streite lag,

Und wenn er morgens ausritt auf die Jagd

Und sah den Himmel überdeckt mit Wolken,

So sprach er: Wart! rief nach dem Meister Maurer,

Und hieß ihn, mit dem neuen Kirchenbau

In Güldenkron nicht allzusehr zu eilen.

Da sitzt er und starrt leblos auf den Grund,

Den er zuvor gestampft mit stolzen Füßen!

ZAWISCH.

Ei, gnädge Frau, das Glück ist eben rund!

KUNIGUNDE.

Was andre bindet, das war ihm ein Spiel!

Sein Weib Margrethe stieß er fort von sich: –

Weiß Gott, sie war für ihn, die Alternde,[1051]

Die Königin des Jammers stand ihm wohl! –

Und fern aus Ungarn holt' er ein Gemahl.

Was kümmerts ihn, ob sie vielleicht schon längst

Nach einem andern hingewandt den Blick?

Ob grade damals ein Geringerer,

Und doch viel Größrer warb um ihre Hand? –

Ein unbezwungner Führer der Kumanen

Wiegt einen dienstbarn Böhmenkönig auf! –

Was kümmerts ihn! er will ein Weib und Erben,

Mag brechen, was da bricht; und damit gut!

Ein kräftig freies Wesen kam ich her,

Gar würdig wohl des Jünglings zum Gemahl,

Und fand – ei nun, den König Ottokar!

Nicht ganz so kläglich, als er jetzt dort brütet,

Doch nicht viel besser, weiß der große Gott!

Von Rat und Meinung hielt er mich entfernt,

Wie eine Magd viel mehr als eine Fürstin.

Er nur allein, er wollte Herrscher sein.

ZAWISCH.

Ei, gnädge Fürstin, herrschen ist gar süß;

So süß fast als – gehorchen, und man teilts nicht!

KUNIGUNDE.

Er hat geherrscht; fürwahr, er hat geherrscht!

Wie eine Seifenblase ists zerronnen!

Und reden konnt er, groß und fürstlich reden!

Was nicht gewesen noch und niemals wurde,

In seinem Munde wars! Als der von Nürnberg

Vom Kaiser ihm die erste Botschaft brachte,

Wie er da sprach, wie er sich fürstlich nahm!

Nicht eine Stadt, kein Haus, nicht eine Scholle

Gab er dahin von Östreichs weitem Grund;

Und wenns die Ärzte hundertmal geschworen,

Des Kaisers hohes Leben hinge dran,

Kein Blättchen Safran, den sie dort gewinnen!

Auf unsern Steppen ist ein Tier, heißt Maultier,

Wenn das den Wolf von weitem kommen sieht,

So röhrt es laut, schlägt aus nach allen Seiten,

Die Erde wirfts in weiten Wirbeln auf;

Doch naht der Wolf, da bleibt es zitternd stehn

Und läßt sich ohne Widerstand erwürgen.[1052]

So fast hat dieser König auch getan!

Mit großen Worten zog er aus ins Feld,

Die halbe Welt in seinem Heer versammelt.

Von Polen, Valben, Tatarn, Deutschen, Böhmen

Vermischten sich die Stimmen in dem Lager,

Und Östreich war zu klein für ihre Zahl.

Doch als des Streites ernste Stunde kam,

Da fehlte Herz für so viel rüstge Arme;

In seines Feindes Lager – Rosenberg!

ZAWISCH.

Erlauchte Frau!

KUNIGUNDE.

Habt ihr schon je gekniet?

Vor Frauen nicht – vor Männern schon gekniet?

Um Sold, um Lohn, aus Furcht, vor euresgleichen?

ZAWISCH.

Ich nicht.

KUNIGUNDE.

Und würdets nie?

ZAWISCH.

In meinem Leben!

KUNIGUNDE.

Er aber hats getan! vor seinem Feinde,

Vor jenem Mann gekniet, den er verachtet,

Der einst ihm dienstlich war, und wenn er sprach:

Komm her! so kam er, und sprach er: geh hin!

So ging er und beeilte sich gar sehr!

ZAWISCH.

Erlauchte Königin, es war nur Scherz!

Scherz unter guten Freunden. Seht, der Kaiser,

Er wollte seine Macht den Leuten zeigen,

Da bat er unsern König, und der tats.

KUNIGUNDE.

Ich aber will nicht heißen: Knechtes-Frau;

Nicht eines schnöden Dienstmanns Bette teilen;

Will nicht, wenn mich der Kaiser heischt nach Wien,

Die Schleppe tragen seiner Gräfin Hausfrau;

Will nicht vor Rudolf knien, wie er getan.


Der König springt auf.


KUNIGUNDE.

O, springt nur auf: ich fürcht euch wahrlich nicht!

Soll ich die einzge sein von Mann und Frau,

Die noch vor Ottokar, dem König, zittert?

Gebt mir Geleit, ich will nach Ungarn heim,

Dort wahrt man eines Königs Ehre besser.

Ihr, Rosenberg, den Arm! und nichts mehr weiter

Von jener Schmach, die ihr mitangesehn![1053]

ZAWISCH indem er sie abführt.

Es war nur Scherz! Wir fandens alle lustig,

Nicht bloß der Kaiser; freilich der am meisten.

Und gut sah es sich an, man muß gestehn!


Sie gehen ab.


OTTOKAR.

Zawisch!

ZAWISCH zurückkommend.

Was wollt ihr, Herr?

OTTOKAR.

Dein Schwert!

ZAWISCH indem er es gibt.

Hier ist es!

OTTOKAR zum Stoß ausholend.

Verräter!

KÖNIGIN ruft inner dem Schloßtore.

Rosenberg!

OTTOKAR.

Hier nimm dein Schwert und geh!

ZAWISCH.

Ei, schönen Dank! hier ist nicht gut zu weilen.


Ab, der Königin nach.


OTTOKAR nachdem er eine Weile starr auf den Boden gesehen hat.

Ist das mein Schatten? – Nun, zwei Könige!


Trompeten von innen.


Man kommt, man naht! Wohin verberg ich mich?


Er hüllt sich in seinen Mantel und zieht sich zurück. Ein kaiserlicher Herold kommt mit zwei Trompetern. Hinter ihm die befreiten östreichischen Geisel, worunter der alte Merenberg. Volk dringt nach. Der Kanzler im Wortwechsel mit dem Herold.


KANZLER.

Ich protestier im Namen meines Königs!

HEROLD die Urkunde in der Hand.

Artikel drei des feirlichen Vertrags

Besagt: Die Geisel werden freigegeben,

Und so, in Vollmacht kaiserlicher Hoheit,

Sprech ich die Freiheit dieser Männer an

Aus Östreich und aus Steier, Untertanen

Des Kaisers und des Reichs zu dieser Frist.

Zugleich begehr ich gänzliche Vollziehung

Des Friedens, der bis jetzt nur halb erfüllt.

Noch immer lieget böhmische Besatzung

Im Lande hie und dort von Österreich;

Auch Heinrich Kuenring, eurer Sache treu,

Haust übel in dem Land jenseits der Donau,[1054]

Still unterstützt vom nachbarlichen Mähren.

Das soll nicht sein, befiehlt mein Herr und Kaiser!

Es abzustellen komm ich her nach Prag.

KANZLER.

Man wird dem König es erst melden müssen.

HEROLD.

Wozu? Ist nicht der Kaiser Lehensherr?

Derlei ist im Vasalleneid bedungen.

KANZLER.

Der Kaiser, seinerseits, hat auch noch nicht

In allem dem Vertrag genuggetan!

In Mähren stehn noch kaiserliche Völker.

HEROLD.

Sie werden abziehn, wenn ihr euch gefügt.

KANZLER.

Warum soll Böhmen denn zuerst erfüllen?

HEROLD.

Beglückt, wer hat, das ist ein alt Gesetz.

KANZLER.

So nennt ihr das Gesetz? das ist Gewalt.

HEROLD.

Nennts, wie ihr wollt, nur handelt, wie ihr müßt.

KANZLER.

Ich kann euch nichts versagen, nichts gewähren.

Der König, sagt man, ist in Prag, er selbst

Kann nur ob eurer Forderung entscheiden.

HEROLD.

So führt mich denn zu ihm!

KANZLER.

Auch das nicht jetzt!

Er ist in Prag, doch Nähres weiß man nicht.

HEROLD.

Nun wohl, so stoßt denn ihr in die Trompeten,

Daß sich der Hall verbreite durch die Stadt

Und König Ottokarn verkündet werde,

Daß Boten da von seinem Lehensherrn.


Ottokar tritt aus dem Volke, er hat den Mantel weggeworfen.


OTTOKAR.

Hier ist der König! Was verlangt ihr?

HEROLD.

Herr,

Man weigert mir die Freiheit dieser Männer!

OTTOKAR.

Wer weigert?

HEROLD auf den Kanzler zeigend.

Hier!

KANZLER.

Nur, Herr, bis du genehmigt.

OTTOKAR.

Sie bürgten mir für ihres Landes Schuld;

Der Schuldbrief ist erlassen, nehmt das Pfand!

Zwar dort seh ich ein Angesicht, das fast

Mich reuen machen könnte solch ein Wort.

Verbirg dich, Merenberg! Du bist kein Geisel,

Ein überwiesener Verräter bist du,[1055]

Der erste, der voranging mit Verbrechen.

Verbirg dich! denn im Innern kocht es auf

Und lechzt zu kühlen sich in deinem Blut!


Merenberg zieht sich hinter zwei andere Geisel zurück.


OTTOKAR.

Was sonst?

HEROLD.

Die Räumung Östreichs wird begehrt.

OTTOKAR.

Es ist geräumt!

HEROLD.

Nicht ganz.

OTTOKAR.

Es soll geschehn!

Bedungen wards im Frieden, und so seis.

HEROLD ausrufend.

Wer sonst noch Fordrung hat an Böhmens Krone,

Ein vorenthaltnes Recht, erwiesner Schade;

Wer Lehn zu nehmen hat vom deutschen Reich,

Ich lad ihn auf das Rathaus, wo der Pfalzgraf

Zu Recht wird sitzen und die Lehn erteilen.

Vivat Rudolphus, römisch-deutscher Kaiser!


Herold ab. Das Volk tumultuarisch ihm nach. Nur der Kanzler bleibt.


OTTOKAR.

Sie folgen alle? Lassen mich allein?


Zum Kanzler.


Bist du mein ganzer Hof? – Ha, Ottokar!

Verachtet von dem letzten meiner Diener,

Verhöhnt von meinem Weib, mit Recht verhöhnt,

Wie Wild gehetzt, von Haus und Bett vertrieben!

Ich kanns nicht tragen, kann nicht leben so!

Hinausgestrichen aus der Fürsten Zahl,

Ein Dienstmann dessen, der mir sonst ein Spott;

Und ungestraft, mein lachend, ziehn die Frechen,

Die mich verraten, fort aus meiner Haft.

Horch!


Man hört in der Entfernung den Herold seinen Ausruf wiederholen.


OTTOKAR.

Vivat Rudolphus? In der Hölle leb er!

Ruf mir den Herold!

KANZLER.

Ach, mein gnädger König!

OTTOKAR.

Ruf mir den Herold oder zittre, Knecht!


Kanzler ab.


Wars besser nicht, zu fallen in der Schlacht,

Der letzte meiner Krieger neben mir?[1056]

Sie haben mich verraten, überrascht.

Ein dunkler Nebel schwindet von der Stirn;

Ich hab geträumt: wie kühle Morgenluft

Kommt mir Erinnerung und läßt mich wachen.

Mit einem Heer zog ich an Donaustrand

Und schlug ein Lager, so weit reicht die Denkkraft;

Von da an Nacht! Was weiter dann geschehn,

Wie sie mich lockten in des Kaisers Zelt,

Wie dort – Ha, Tod und Teufel! Töten will ich

Den letzten, ders mit angesehn!

Mich selber, wenn ich nicht verlöschen kann

Das Angedenken jener blutgen Schmach!


Der Herold mit den Geiseln kommt zurück.


HEROLD.

Ihr ließt mich wieder rufen, gnädger Herr!

OTTOKAR.

Fürs erste merket, daß in niemands Namen,

Als in dem meinigen man Ausruf tut

In meiner Pragerstadt!

HEROLD.

Allein –

OTTOKAR.

Genug!

Dann laßt die Geisel sich in Reihe stellen;

Man muß erst untersuchen, ob kein andrer,

Der Haft Entsprungner sich mit ihnen rettet.

HEROLD.

Dagegen bürgt des Reiches Würde zwar;

Doch stellt euch in die Reihe, wenns beliebt.

OTTOKAR die Reihe hinaufgehend.

Du magst nur gehn, und du! – Bist du so schmuck,

Herr Ulrich Lichtenstein? Du freust dich wohl,

Weil du nun ledig? Nu, ich gönn es dir!

Du hast mich nicht geliebt; je, ich dich auch nicht,

Das macht uns wett. Zieh immer hin!

Doch da ist einer, den ich sprechen muß.

Gott grüß dich, Merenberg, du Schurk und du Verräter!

KANZLER.

Wenn er nur schweigt, nur nimmer widerspricht!

OTTOKAR.

Wie gehts denn deinem Sohn im Dienst des Kaisers?

Ein wackrer Junge, der schlägt nicht von Art!

Du hast ihn noch zur rechten Zeit gerettet,

Da es mit Ottokar schon abwärts ging!

Als ich das letztemal ihn sah, versprach ich[1057]

Ihm Kunde bald von mir und auch von dir;

Wie wärs, wenn ich ihm jetzt ein Briefchen schriebe;

Der alte Schurk, dein Vater, lebt nicht mehr!


Zum Herold.


Das ist kein Geisel, ist ein Hochverräter

Und kann mit jenen andern dort nicht gehn!

HEROLD.

Gerade den befahl mein Herr, der Kaiser –

OTTOKAR.

Gerade den befiehlt sein Herr, der König –!


Zu Merenberg.


Du warst der erste, du hast angefangen,

Das Beispiel du gegeben von Verrat.

Nach Frankfurt schriebst du Klagen und Beschwerden,

Da wählten sie den Habsburg, meinen Feind.

MERENBERG.

Beschwerden nicht!

OTTOKAR.

Nu, Lob doch auch nicht, Bruder!

Als erst dein Sohn in meines Gegners Heer,

Da folgten ihm von Österreich die andern

Und haben an der Donau mich verraten,

Mich preisgegeben, ihren rechten Herrn.

Weißt du, wo deinen Sohn ich sah zuletzt?

Es war bei Tuln, im kaiserlichen Lager,

Wo König Ottokar – Tod und Verdammnis!

Vor seinem Feind – in Knechtesart – im Staub –

Lösch aus, Erinnerung, in meinem Haupt,

Senk, Wahnsinn, dich herab auf meine Stirn

Und hüll in deine Wogen, was geschehn!

Wo König Ottokar- warum nicht sagen,

Was alle Welt gesehn? – Vor seinem Feind gekniet!

Und dieses Mannes Sohn, er stand dabei

Und lachte! – Darum mußt du sterben, Mann!

Die andern mögen gehn, der eine bleibt!

MERENBERG.

Gerechter Gott!

HEROLD.

Bedenket, gnädger Herr!

OTTOKAR.

Bedenket lieber ihr, vorlauter Herr!

Daß, wenn ihr nicht in diesem Augenblick –

Doch zieht in Frieden, und laßt mich gewähren;

Noch bin ich Herr in diesem meinem Land.

MERENBERG.

Die Steiermark gehorcht nunmehr dem Reich![1058]

OTTOKAR zum Herold.

Er war mein Untertan, als er an mir gefrevelt,

Als meinen Untertan bestraf ich ihn.

Werft ihn in tiefsten Turm, und wer mir meldet:

Der Merenberg ist tot, der sei willkommen!

HEROLD.

Der Kaiser aber –

OTTOKAR.

Herr, sagt eurem Kaiser:

Er soll in Deutschland herrschen nach Gelust!

Was ich versprach, ich hab es ihm gehalten,

Obgleich verraten, überlistet, hintergangen,

Ich habs gehalten, weil ich es versprach.

Doch sagt ihm: hier im Busen poch ein Mahner,

Der immer zuruft: Nimm, was man dir stahl!

Des Königs Ehre rett! Die Ehre eines Königs

Steht nicht um tausend Menschenleben feil.

Man hat dich an der Donau überlistet,

Versuch, ob in Gewalt er auch obsiegt!

Das sagt ihm, Herr! und weiter sagt ihm noch:

Der Friede ist erfüllt, er hat das Land,

Die Geisel send ich ihm, er ist befriedigt;

Doch mög er hüten sich, in Böhmen mir

Ein Wort zu reden, das mir nicht gefällt,

Sich einzumengen hier in mein Geschäft,

Sonst wollt ich ihm – allein sagt ihm doch lieber:

Er mög es tun, er möge Trutz mir bieten,

Mit einem Heer mir fallen in das Land,

Daß ich den Haß, den heißen Grimm mag kühlen

Im Blut, das seinem Herzen fließt zunächst.

Lügt mir zulieb, ich hätt auf ihn geschmäht,

Genannt ihn einen eingedrungnen Herrscher,

Der mir gestohlen, was mein eigen war;

Gelacht des Herolds, den er mir gesandt,

Den Mann, den er beschützt, zum Tod verdammt –

HEROLD.

Das könnt ihr nicht!

OTTOKAR.

Ich kann es, denn es ist.

HEROLD.

Kraft dieses Briefs –

OTTOKAR.

Verdammt sei dieser Brief!

Willst du mit Briefen mich und Worten meistern?[1059]

Noch hab ich Schwerter, noch ist mir ein Heer,

Das unbesiegt, du siegtest nur mit Ränken,

Und reißen will ich diese Ränke, wie ich

Den Brief zerreiße, den du dir erschlichst.


Er hat dem Herold den Brief entrissen.


Sieh her!


Im Begriff die Urkunde zu zerreißen, hält er plötzlich inne.


KANZLER.

O Gott, was sinnt er, Teurer, gnädger Herr!

OTTOKAR.

Ruft mir mein Weib, die Königin!


Diener ab.


Vor aller Welt ward Ottokar beschimpft,

Vor aller Welt muß er auch rein sich waschen!

Sie hat den giftgen Stachel mir gesenkt

In meine Brust; sie mag zugegen sein,

Wie ich ihn auszieh oder im Bemühn

Ihn drücke in das Innerste des Lebens!


Die Königin kommt.


KUNIGUNDE.

Was ist?

OTTOKAR.

Ihr habt mich, kurz erst, hart gescholten,

Daß ich, um Blut zu schonen, nachgegeben

Und eingeräumt dem Kaiser Gut und Land.

KUNIGUNDE.

Ich schelt euch noch!

OTTOKAR.

Seht hier in meiner Hand

Den Brief, der an den Kaiser mich gebunden.

Zerreiß ich ihn, ist auch das Band zerrissen,

Das jetzt mich hält; frei bin ich wie zuvor.

Zerreiß ich ihn?

KUNIGUNDE.

Kein Mutger zweifelt da!

OTTOKAR.

Doch hört! Aufs neue rast der Teufel Krieg;

Aufs neue dampft das Land in Rauch und Blut.

Und eines Morgens, leicht kann es geschehn,

Bringt man euch auf der Bahre den Gemahl.

KUNIGUNDE.

An eurem Sarge will ich lieber stehn,

Als mit euch liegen, zugedeckt von Schande!

OTTOKAR.

So stark? Ein Tröpflein Milde täte wohl!

KUNIGUNDE.

Solang ihr euch nicht von der Schmach gereinigt,

Betretet nicht als Gatte mein Gemach.


Zum Abgehen gewendet.
[1060]

OTTOKAR.

Bleibt noch! Seht her! der Brief, er ist zerrissen!


Er zerreißt den Brief.


Die Ehre ganz, und auf der Zukunft Tor!

Was draus erfolgt, wir wollens beide tragen!

Gott gönn euch was von dem, was hier erwacht,


Auf seine Brust zeigend.


Und gebe mir die Kraft, die ihr bewiesen!

KUNIGUNDE.

Nun erst willkomm ich euch!

OTTOKAR.

So nicht! so nicht!

Ich sehe Blut an deinen weißen Fingern,

Zukünftges Blut! Ich sag: berühr mich nicht.

Gott hat das Weib aus weichem Ton gemacht

Und: Milde zugenannt; was bist denn du?

Wird mein Gedächtnis wach erst und erzählt,

Wie du den König, da er kam, empfingst,

Den Gatten, da er rückgekehrt nach Haus –

Geh fort! Ich fühle, daß sich mir die Sehkraft schwächt,

Das ist ein Zeichen, daß es Zeit zu gehn.

Geh fort! Fort, sag ich! Fort!


Die Königin geht ab.


Es ist vorüber!

OTTOKAR zum Kanzler, den er angefaßt hatte.

Schein ich dir hart? Sie war mir auch nicht gütig!

Das geht so her und hin; Gott zieht die Rechnung!

Euch, Herold, halt ich nun nicht länger mehr!

Sagt eurem Herrn, was ihr mit angesehn!


Gegen Merenberg.


Mit dem in Turm! Was schützte vor Verrat,

Als die Bestrafung früherer Verräter?

Wer bauen will, der reutet seinen Grund,

Drum fort, du böses Schlingkraut, giftge Ranke!

MERENBERG.

Zu rascher König, mich schilt nicht Verräter!

Die sinds, die deinem Throne stehn zunächst,

Die Rosenberg, die –

OTTOKAR.

Kannst du auch verleumden?

MERENBERG.

Ach, der mich hält und mich zum Kerker führt,

Er ist des Kerkers würdiger als ich!

OTTOKAR.

Kein Böhme hat noch seinen Herrn verraten![1061]

Jetzt bin ich deines Frevels erst gewiß!

In Turm den Lästerer!

MERENBERG der abgeführt wird.

Zu spät wirst du bereun!

OTTOKAR.

In Turm!

MILOTA.

Und schweigt er nicht, stopft ihm den Mund!


Merenberg wird abgeführt. Herold folgt.


OTTOKAR unter die Seinen tretend.

Kein Böhme hat noch seinen Herrn verraten;

Was auch der Lästrer spricht, ich bin gewiß!

Nun im Begriff, zu gehn in einen Krieg

Für unsers Landes Ruhm und seine Macht,

Vertrau ich euch, wie ich mir selbst vertraue.

Wer mißgesinnt ist, wer mein Tun nicht billigt,

Der schließe frei sich aus von unserm Zug,

Kein Nachteil soll ihn treffen oder Vorwurf.

Wer aber gern mir folgt und denkt wie ich,

Den drück ich an mein Herz und nenn ihn Bruder!

Den Eid, den ich am Krönungstage schwur,

Bei meines Vaters Sarg, ich wiederhol ihn:

Treu bis zum Tod! Tut ihr dasselbe!

Die Welt ist voll von Bösen und von Argen;

Erneut den Schwur auf eures Königs Schwert.


Er hat von einem der Umstehenden das Schwert genommen, die Vordersten knieen nieder.


Kniet nicht! Steht auf! Ich kann nicht knieen sehn! –

Und schwört auch nicht – Denn man kann knien und schwören

Und doch das Wort nicht halten, das man gab.

Ich will euch so vertrauen, ohne Schwur! –

Und nun ans Werk! Du gehst zu Herzog Heinrich

Nach Breslau! ihn und Prinik, den von Glogau,

Du ladest sie zur Heerfahrt hier nach Prag.

Du gehst nach Deutschland, und aus Meißen, Sachsen,

Von Magdeburg, dem Markgraf mit dem Pfeil,

Sprichst du den Beistand an, den sie mir gönnen.


Zum Kanzler.


Ihr schreibt mir an die andern Herrn und Fürsten!

Wir wollen eine Schar zusammenlesen,[1062]

Daß sich der Kaiser drob verwundern soll!

Ich bin noch Ottokar, man soll schon sehn!

Ihr alle leiht mir euren kräftgen Arm!

Was ihr verlort an Gütern und an Schlössern,

Was ich euch abnahm und zur Krone schlug,

Ich geb es wieder, geb euch mehr dazu.

Den Rosenbergen sei ihr Frauenberg,

Auch Aussig, Falkenstein. Dir, Neuhaus, Lar;

Nehmt Laun, ihr Zierotin; Dub, Kruschina!

Nehmt eure Güter wieder und seid fröhlich!

Wir wollen eins sein, redlich halten aus.

Dir, Milota, vertrau ich Mähren an,

Du bist ein wackrer Krieger, du bewahrst mirs!


Zawisch von Rosenberg kommt.


OTTOKAR.

Sieh da, Herr Rosenberg! Ei, Gott zum Gruß!

Ich denk, ihr folgt uns doch wohl auch ins Feld?

Ihr seid der Ersten einer meines Reichs,

Auf den ich vor gar vielen andern zähle.

ZAWISCH.

Was meine Brüder tun, das tu ich auch!

Der allgemeinen Not werd ich mich nicht entziehn.


Er geht.


OTTOKAR der ihm nachgesehen hat, mit Gebärde.

Der hats hier hinterm Ohr, dem trau ich nicht!

Du, Milota, du bist mein Mann!

Ich glaube wohl, daß du auch hassen kannst,

Betrügen nicht! Dir will ich mich vertraun!

Herr Kanzler, seid ihr fertig?

KANZLER der sich zum Schreiben gesetzt hat.

Ja, mein König!

OTTOKAR.

Wir haben viel durch Raschheit eingebüßt,

Wir müssen uns durch Vorsicht wieder helfen.

Nicht wahr, so ists dir recht, mein alter Kauz?

KANZLER.

O König, scheltet mich, wie sonst, mit Raschheit,

Mir tät es wohler, als die Milde jetzt.

OTTOKAR.

Schreib an den Hauptmann du der Stadt von Znaim,

Er soll mit tausend Mann – doch nein, zuviel!

Die Veste bleibt indessen mir entblößt.

Nein, mit fünfhundert Mann soll er die Grenze –[1063]

Allein fünfhundert sind zu wenig.


Auf Milota.


Nicht wahr?

Schreib lieber, daß von Iglau – Wieder nichts!

Mein Kopf ist wüst; zwei Nächte nicht geruht,

Gegessen auch nicht.

Leih mir deine Bank,

Ich will versuchen, hier zu ruhn.

KANZLER.

Mein König,

Gefällts euch nicht, ins Schloß –?

OTTOKAR.

Nein, nein, nein, nein!

Doch holt mir meine Frau; sie ging in Zorn.

Sie soll zu mir sich setzen, soll mir sprechen,

Bis sich der Schlaf auf meine Wimpern senkt.

Mein Freund, tu mir die Lieb und geh nach ihr!


Diener ab.


OTTOKAR.

Wie wohl es tut, die Glieder auszustrecken,

Ist einer müd! Seht mal nach Merenberg;

Der alte Mann mag hart im Kerker ruhn!

Ist er ein Schurk auch, soll man ihn nicht quälen

Und soll ihm geben ritterliche Haft.


Füllenstein ab.

Diener kommt.


OTTOKAR.

Nun, kommt die Königin?

DIENER.

Sie kommt nicht, Herr!

OTTOKAR.

So laßt sie gehn! Komm du her, alter Kanzler,

Und leih zum Ausruhn heut mir deinen Schoß.

Hab ich geruht – dann sollt ihr sehn –

Ob ich der alte Ottokar noch bin.


Er schläft.

Füllenstein kommt zurück.


KANZLER.

Der König schläft!

FÜLLENSTEIN.

Nu, Merenberg bald auch!

Als er nicht schwieg und alle Welt verklagte,

Stieß ihn ein Szupan hart den Turm hinab;

Er wirds nicht überleben, glaubt man fast![1064]

OTTOKAR sich emporrichtend.

He, Merenberg, bist dus?

KANZLER.

Er ist nicht hier!

OTTOKAR.

Mir war, als stünd er da! – Nu, schlafen! schlafen!


Er sinkt wieder zurück und schläft.

Der Kanzler legt, Schweigen gebietend, den Finger auf den Mund.

Der Vorhang fällt.
[1065]

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 1047-1066.
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