Vierter Aufzug

[308] Auf den Wällen von Libussas Burg. Im Hintergrunde durch ein zinnenartiges Steingeländer geschlossen. Rechts und links halbrunde Türme mit Eingängen. Dobromila sitzt im Hintergrunde am Geländer und liest. Wlasta und Primislaus treten aus dem Turme links.


WLASTA.

Komm hier heraus! Dort rechts ist deine Wohnung.

Hast du betrachtet dir das Schloß genau

Und sahst du je im Leben solche Pracht?

PRIMISLAUS.

Ich nicht.

WLASTA.

Ward manch ein Wunsch dabei nicht rege?

PRIMISLAUS.

Wer wünschte sich auch Flügel wie der Adler

Und Flossen wie der Fisch? Sie mögens haben.

Das Höchste, wie beschränkt auch, ist der Mensch,

Im König selbst der Mensch zuletzt das Beste.

Auch, sah ich eure Betten gar so weich,

Dacht ich: ihr Schlaf ist schlecht wohl, weil so wählich.

Und die Geräte in den Küchenräumen,

Verfälschend das Bedürfnis mit der Kunst,

Zu sagen schienen sie: Hier fehlt der Hunger,

Der beste Koch und auch der beste Gast.

In meiner Hütte ißt und schläft sichs wohl;

Der Überfluß ist schlecht verhüllter Mangel.

WLASTA.

Da dich die Kunst so widersetzlich findet,

Wird Feld und Flur vielleicht dich mehr erfreun.

Komm hier und sieh hinaus in die Gefilde,

Die endlos sich dem Horizonte nahn.

Das alles, Berg und Tal und weite Flächen,

Das alles ist Libussas, meiner Frau.

PRIMISLAUS.

Und sie die Seele denn so vieler Glieder?

Ich möchte nicht mein Selbst so weit zerstreun,

Aus Furcht, nichts zu behalten für mich selbst.


Kopf und Hände bezeichnend.


Hier ist mein Rat und hier sind meine Diener,

Die Füße meine Boten, und das Herz,

Es ist mein Reich, weit bis zum Sitz der Götter,

Und eine Spanne groß nur in der Brust,

Daß Raum für mich und alle meine Brüder.
[309]

Wär ich ein Fürst, erschräk ich vor mir selbst,

So wie ein Bild erschreckt, das gar zu ähnlich.


Dobromila bemerkend.


Doch halt! wir stören hier.

DOBROMILA.

Ich war vertieft,

Da merkt ich nicht, was rings um uns geschah.

PRIMISLAUS.

Dein Buch ist weise wohl?

DOBROMILA.

Komm selbst und lies!

PRIMISLAUS.

Ich kann nicht lesen, Frau!

DOBROMILA.

Nicht lesen, wie?

PRIMISLAUS.

In Büchern nicht, allein in Mienen wohl.

Da les ich denn: du willst mich, Frau, beschämen.

DOBROMILA.

Vielleicht nur wundr ich mich, daß du von Ländern

Und Fürsten sprichst, und weißt doch nicht, was nötig:

Den Gang der Zeit von Anfang, die Geschichte.

PRIMISLAUS.

Was heut, war gestern morgen – und wird morgen

Ein Gestern sein. Wer klar das Heut erfaßt,

Erkennt die Gestern alle und die Morgen.

DOBROMILA.

Was aber war das Erste in der Welt?

PRIMISLAUS.

Das Letzte, Frau! Im Anfang liegt das Ende.

DOBROMILA.

Die Sterne kennst du nicht?

PRIMISLAUS.

Ich sehe sie.

Und sehen sie nicht mich, bin durch mein Sehen

Ich besser denn als sie.

DOBROMILA.

Was ist das Schwerste?

PRIMISLAUS.

Gerechtigkeit.

DOBROMILA.

Du irrst, mein rascher Freund!

Das Allerschwerste ist: den Feind zu lieben.

PRIMISLAUS.

Halb ist das leicht, und ganz vielleicht unmöglich.

Allein bei allen Kämpfen dieses Lebens

Den Anspruch bändigen der eignen Brust,

Nicht mild, nicht gütig, selbst großmütig nicht,

Gerecht sein gegen sich und gegen andre,

Das ist das Schwerste auf der weiten Erde,

Und wer es ist, sei König dieser Welt.

Doch laß die toten Lehren deiner Blätter!

Die Wahrheit lebt und wandelt wie du selbst,

Dein Buch ist nur ein Sarg für ihre Leiche.


[310] Zu Wlasta hinzutretend, die von zwei hingelehnten Schwertern eines ergriffen hat und es prüfend beugt.


Was schaffst du hier?

WLASTA.

Du siehst, ich prüfe Waffen.

PRIMISLAUS.

Was soll dem Weib das Schwert?

WLASTA.

Hier ist ein zweites,

Versuchen wir, gefällts dir, einen Gang?

PRIMISLAUS.

Ich kann nicht lesen und ich kann nicht fechten.

Was soll das Spiel? Der Ernst erst macht die Waffe.

Allein bewehre drei und vier und fünf

Mit solchem Tand, und laß sie nachts versuchen,

Zu dringen in die Hütte, meine Burg,

Bewehrt mit meines Vaters breiter Axt,

Tret ich entgegen ihnen, und der Mut

Mag dann entscheiden, wer ein beßrer Krieger.


Ich bin ermüdet, zeige mir die Stätte,

Wo man zu Nacht die Herberg mir bestellt.

WLASTA auf den Turm rechts zeigend.

Sieh, dort!

SLAWA hinter der Szene.

Ihr sollt nicht, sag ich euch!

PRIMISLAUS.

Was nur des Neuen?

SLAWA aus dem Turme links kommend.

O, schützet mich!

PRIMISLAUS.

Du bist das erste Weib

An diesem Wunderort, das Schutz begehrt,

Die andern sind vielmehr geneigt zu meistern.

SLAWA.

Ja Schutz vor dir und deinesgleichen, Mann.

PRIMISLAUS.

Vor mir?

SLAWA.

So denn vor deinesgleichen.

Sie bilden sich nun ein, mich schön zu finden,

Obgleich ich es nicht bin, ja sein nicht mag.

Da folgt mir denn der überlästge Schwarm

Und tritt entgegen mir auf allen Pfaden.

Der eine faßt die Hand mir mit der seinen,

Der andre dreht die Augen quer im Kopf

Wie ein Verscheidender, schon halb Verstorbner,[311]

Der dritte kniet und schwört beim hohen Himmel,

Ich sei das Kleinod dieser weiten Welt,

Von meinem Blick erwart er Tod und Leben.

Wie jämmerlich ist aber das Geschlecht,

Das alles, was den Menschen ehrt und adelt,

Blöd übersieht und nur nach äußern Gaben,

Nach Weiß und Rot, nach Haar und Zahn und Fuß,

Den Abgott wählt, das Letzte sich des Strebens.

PRIMISLAUS.

Mein Kind, was dich die Männer heißt verachten,

Birgt etwa wohl Verachtung für dich selbst.

Wer nach dem Äußern seine Wahl bestimmt,

Bezweifelt, fürcht ich, sehr den Wert des Innern.

Man sucht den Diamant, läg er im Staube,

Geschliffnem Glas gibt erst der Glanz den Wert,

Ist all sein Wesen Glänzen doch und Scheinen.

Dein Weg führt dich zurecht, hier bist du sicher.

Mir ist das Weib ein Ernst, wie all mein Zielen,

Ich will mit ihr – sie soll mit mir nicht spielen.

Sagt das der Fürstin als den letzten Gruß

Am Morgen, wenn ich fern schon meiner Wege.


Er geht in den Turm rechts.


WLASTA.

Ich folg ihm nach, so lautet der Befehl.


Sie geht in denselben Turm.

Libussa kommt aus dem Turme links.


LIBUSSA.

Wie ists mit jenem Mann?

DOBROMILA.

Er ist von Stahl.

LIBUSSA.

Es brach wohl auch ein Schwert schon im Gefecht.

Was spröde, ist zerbrechlich.


Zu Dobromila.


Folg du ihnen!

Der Abend dämmert schon, es ziemt sich nicht,

Daß er und sie allein in solcher Stunde.


Da Dobromila gehen will.


LIBUSSA.

Vielmehr, gebt einen Schleier mir. Ich selbst

Will Zeuge sein, wie weit sein Starrsinn geht.

Gehorchen soll er und dann mag er ziehn.

Ich fühl es fast wie Haß im Busen quellen.


Ab in den Turm links.

[312] Gemach im Innern des Turmes. Links im Vorgrunde ein teppichbehangener Tisch Primislaus und Wlasta treten ein.


WLASTA.

Hier denn ist dein Gemach.

PRIMISLAUS.

Ich danke dir.

Und da ich morgen mit dem frühsten scheide,

So nimm schon heut ein doppelt Lebewohl.

WLASTA.

So willst du fort?

PRIMISLAUS.

Mein Haus ist unbestellt.

Auch gab mir meinen Abschied schon die Fürstin.

WLASTA.

Und hast du ihr, Libussen, nichts zu sagen?

PRIMISLAUS.

Was nur?

WLASTA.

Sie glaubt in dir denselben zu erkennen,

Der einst im Walde hilfreich ihr genaht.

Auch haben die Wladiken ausgesagt,

Daß du es warst, der Kleinod gegen Kette

Mit schlauer List umwechselnd ausgetauscht.

PRIMISLAUS.

Wenn ihr es wißt, warum nur fragt ihr noch?

WLASTA.

Vielleicht fühlt sich der Fürstin Stolz beleidigt,

Daß du, mit einem Recht auf ihren Dank,

Aufgibst dein Recht und ihren Dank verschmähst.

PRIMISLAUS.

Stolz gegen Stolz, wenns wirklich also wäre.

WLASTA.

Allein der Stolz des Pflügers und der Fürstin!

Zudem ist jenes Kleinod hoch ihr wert,

Als ihres Vaters deutungsvolle Gabe.

Durch Zufall nur geriets in deine Hand

Und blieb ein Eigen meiner hohen Herrin.

Drum gib was eines andern, nicht das deine.

PRIMISLAUS.

Ich gab es schon.

WLASTA.

Wann aber, wo und wie?

PRIMISLAUS.

Ich sagt es auch, ob etwas rätselhaft,

Schon als ich kam, doch ihr verstandets nicht.

WLASTA.

Hier aber will man Rätsel nicht, Gehorsam.

PRIMISLAUS.

Auch weiß ich, daß den werbenden Wladiken

Sie auferlegt, ihr ganz und ungeteilt

Das Kleinod auszuliefern, das sie hochhält.

Vielleicht, wär erst die eine Hälfte da,

Fügt ich die zweite bei, besäß ich sie.

WLASTA.

Erfüllst du deinen Teil, tatst du genug.[313]

PRIMISLAUS.

Ich bin hier in dem Wunderschloß der Weiber,

Und alle weibliche Vollkommenheit

Hat man mir vorgeführt mit etwas Prangen;

Nur mit den Fehlern, scheint mir, des Geschlechts

Hielt man zurück, bedächtlicher als billig.

Da ist nun Neugier, die man Schuld euch gibt.

Wie wär es, holde Wlasta, wenn nur Neugier

Dir diese Fragen in den Mund gelegt?

Sprichst du zu mir im Auftrag deiner Frau?

WLASTA.

In ihrem Auftrag nicht.

PRIMISLAUS.

Nun also denn!

Das Recht auf Antwort nur gibt Recht zur Frage.

WLASTA.

Doch weiß, wovon ich spreche, meine Frau.

PRIMISLAUS.

Das soll ich glauben, eben weil dus sagst?

WLASTA.

Als Zeichen denn, daß nicht die Neugier bloß,

Daß mich ein höhrer Wink dazu berechtigt,

Sieh hier das Kleinod, dessen eine Hälfte

Du vorenthältst, und das man ganz begehrt.


Das Mittelkleinod des Gürtels aus dem Busen ziehend.


PRIMISLAUS.

Das schöne Bild! Die glänzend reichen Steine!

Derlei sah ich in meinem Leben nicht.

WLASTA.

Verstell dich nicht, es war in deiner Hand.

PRIMISLAUS.

Wie käme derlei in die Hand des Pflügers?

O, gib es mir, o, laß es mich betrachten!

WLASTA.

Halt ab die Hand!


Das Kleinod auf den Tisch ihr zur Seite hinlegend.


Hier leg ich es denn hin.

Du aber nun erfülle, was dir Pflicht.

Die Fürstin will nicht länger, kanns nicht dulden,

Daß, was ihr wert und teuer, heilig selbst,

In niedrer Hand, als offenkundig Zeugnis

Von einer halb vertraulichen Begegnung,

Zum Anspruch stempelnd, was ein Zufall war.

Du sollst, du mußt, die Fürstin will es so.


Dobromila kommt, hinter ihr Libussa, eine Fackel tragend, vom Kopf bis zu den Füßen mit einem dichten Schleier bedeckt.


DOBROMILA.

Wollt ihr nicht Licht? Der Abend dämmert schon.[314]

Ich laß euch hier der Dienrin helle Fackel.

Du aber, Wlasta, fördre dein Geschäft.


Sie geht. Libussa bleibt, die Fackel emporhaltend, im Mittelgrunde gegen die linke Seite.


WLASTA da sie Libussa erblickt, vor sich hin.

Sie ist es selbst!

PRIMISLAUS.

Scheint Wlasta doch beklommen!

Wär sies? O still, mein ahnungsvolles Herz!

WLASTA zu Primislaus.

Was not tut, ward gesagt. Gehorche nun!

PRIMISLAUS.

Ihr setzt so schnell voraus, was, erst bewiesen,

Ein Unrecht bildete, das auch ein Recht.

Nimm an: ich war es selbst, der einst bei Nacht

Begegnet eurer Fürstin tief im Walde,

Nimm an: daß, aller Unterscheidung bar,

So Sie mir erschien als Königin der Weiber,

Nicht als das Weib, das selber Königin.

Der Glieder holder Reiz, der Stirne Thron,

Das Aug, das herrscht, die Lippen, die befehlen,

Selbst wenn sie schweigen, ja im Schweigen mehr;

Sie riefen in die Seele mir ein Bild,

Das mich umschwebt seit meinen frühsten Tagen,

Und all mein Wesen, es rief aus: sie ists!

Ich wußte nichts von ihrem Rang und Stand,

Und nichts verbot, zu hoffen und zu werben.

Sie schied, es kam der Tag. Des Kleinods Pracht,

Das in der Hand statt ihrer mir geblieben,

Bezeichnete sie wohl als hoher Abkunft;

Doch ist auch Primislav nicht niedern Stamms,

Ein Enkelsohn von Helden, ob nur Pflüger.

Erst als die Sage von Libussas Unfall

Das Land durchzog, da war es plötzlich hell,

Und ich nur noch ein hoffnungsloser Tor.

Doch aus den Trümmern meines äußern Glücks

Erbaute sich im Innern mir ein neues.

Wie Trauerfaltern kreisen um das Licht,

Umflogen meine Wünsche nun das Kleinod,

Was früher Zeichen, ward jetzt Gegenstand.[315]

Ich trugs mit mir auf meiner warmen Brust,

Ich drückt es an das Herz, an meinen Mund,

Das Eigentum verwechselnd mit dem Eigner –

Heiß deine Freundin still die Fackel tragen,

Wir sind im Dunkeln, wenn verlöscht das Licht.

WLASTA.

Laß die Erzählung denn und komm zur Sache!

PRIMISLAUS.

Ein Traum ist ja Erzählung und sonst nichts.

Zerstört war nun, für immer schiens, mein Hoffen.

Da tauchts auf einmal wieder blinkend auf.

Zu meiner Hütte kamen die Wladiken,

Geführt von meinem Gaul, der führerlos

Den Weg gefunden zu der frühern Heimat.

Da sprach es still in mir: Sie denkt noch dein,

Entschwunden ist ihr ganz nicht die Erinnrung

An jene Nacht, die holde Wunderzeit.

Nicht daß ich glaubte, meine Niedrigkeit

Erhöbe je mich zu der Hoheit Höhe,

Nicht daß ich glaubte, die Bedingung,

Die sie gesetzt den werbenden Wladiken,

Sie würde je zum Anspruch für mich selbst;

Allein den Schatten eines flüchtgen Eindrucks,

Den müßigen Gedanken: wenns nicht so,

Wenns anders wäre in der Welt der Dinge,

Wenn dieser Umstand fort und jener da,

Wenn niedrig wäre hoch und wenig viel,

Dann möcht es sein, dann könnt es wohl geschehn!

So viel, ein Nichts, ein schwebendes Atom,

Dacht ich mir wach in eurer Fürstin Seele.


Die Freundin dort wird ungeduldig, scheints.

Wir müssen eilen, denn sie will von dannen.


Mit solcher Hoffnung kam ich schwindelnd her,

Das Herz trat mir in Ohr und Aug und Lippe.

Doch kalter Spott und rücksichtsloser Hohn

Kam mir entgegen auf des Hauses Schwelle.

WLASTA.

Du dachtest dir das Weib und fandst die Fürstin.

PRIMISLAUS.

Es ist die Herrschaft ein gewaltig Ding,

Der Mann geht auf in ihr mit seinem Wesen,[316]

Allein das Weib, es ist so hold gefügt,

Daß jede Zutat mindert ihren Wert.

Und wie die Schönheit, noch so reich geschmückt,

Mit Purpur angetan und fremder Seide,

Durch jede Hülle, die du ihr entziehst,

Nur schöner wird und wirklicher sie selbst,

Bis in dem letzten Weiß der Traulichkeit,

Erbebend im Bewußtsein eigner Schätze,

Sie feiert ihren siegendsten Triumph.

So ist das Weib, der Schönheit holde Tochter,

Das Mittelding von Macht und Schutzbedürfnis,

Das Höchste, was sie sein kann, nur als Weib,

In ihrer Schwäche siegenden Gewalt.

Was sie nicht fordert, das wird ihr gegeben,

Und was sie gibt, ist himmlisches Geschenk,

Denn auch der Himmel fordert nur durch Geben.

Doch mengt der Stolz sich in die holde Mischung,

Ein scharfer Tropfen in die reine Milch,

Dann lösen sich die Teile; stark und schwach

Und süß und bitter treten auseinander,

Der Schätzung unterwerfend und Vergleichung,

Was unschätzbar und unvergleichlich ist.

Selbst, Wlasta, du, als du noch Waffen bogst,

Mit rauher Stimme fordertest zum Kampf,

Warst du nicht du, zum wenigsten kein Weib;

Doch seit die Freundin dort ins Zimmer trat,

Hat holde Scheu bemeistert all dein Wesen,

Die Hand, die ich erfasse, zittert fast;

Du bist nicht stolz, wie jene Freundin scheint,

Die mit unwillgem Fuße tritt den Boden;

So bist du schön, dein Auge, nicht mehr starr,

Es haftet milden Glanzes an dem Boden,

Die Wange färbt ein mädchenhaft Erröten.

O weh! dein Haar ging los aus seinen Banden,

Als strebt es, schamhaft selber, zu verhüllen

Den holden Wandel aus dem frühern Trotz.

Ich streich es dir zurück. Nun wieder rein,

Erkenn ich dich im Spiegel deiner Seele,[317]

Und wäre nicht mein Herz auf andern Pfaden,

Ich sagte: Wlasta, kannst du fühlen weich?

Begreifst du, daß ein Innres schmelzen muß,

Um eins zu sein mit einem andern Innern?

Hoffst du, entfernt von diesem stolzen Schloß,

Zu finden wieder Demut, Milde, Schwäche?

Ist eine Hütte dir ein Königsbau,

Bewohnen Herrscher sie im eignen Hause?

Sag ja, sag ja! und stelle dich mir höher,

Als deine Fürstin steht, trotz Glanz und Pracht.


Sich niederbeugend, um ihr in die Augen zu sehen.

Libussa hat einige Schritte nach vorn gemacht, wie um zu sprechen, jetzt wirft sie die Fackel weg und geht.


PRIMISLAUS.

Die Fackel fiel. Laß mich!

WLASTA die die Fackel aufgehoben hat.

Die Fürstin zürnt.

PRIMISLAUS.

Wie weiß die Fürstin, was wir hier beginnen?

Du schuldest Antwort mir auf meine Frage.

Ich laß dich nicht, du mußt mir Rede stehn!

Ich lösche dir die Fackel, dann im stillen

Vertraust du das Geheimnis meinem Ohr.


Indem er wiederholt nach der Fackel greift und dadurch die Widerstrebende nach rückwärts drängt.


WLASTA.

Verwegener und Spötter auch, zurück!

Ich fühle mich gelähmt zum Widerstand,

Denn Übermut und Dreistigkeit vernichtet.


Er hat ihr die Fackel entrissen und am Boden ausgelöscht.


WLASTA.

Wir sind im Dunkeln.

VON AUSSEN.

Wlasta!

WLASTA.

Sieh mich hier!


Durch die Türe ab.


PRIMISLAUS das auf dem Tische liegende Kleinod ergreifend und in den Busen steckend.

Ich habs, ich habs! Wohl mir, die List gelang!

Dort seh ich einen Ausgang. Fort ins Freie!


Indem er einer im Hintergrunde befindlichen Türe zueilt, erscheint Libussa mit zurückgeschlagenem Schleier in der Türe links und winkt mit gehobenem Arme.

Eine Falltüre im Boden bewegt sich.
[318]

PRIMISLAUS.

Der Boden weicht, ich sinke.


Nach vorn gewendet.


Ha, Libussa!


Er versinkt.

Libussa zieht sich durch die Türe zurück.


Verwandlung.


Der Thronsaal wie im dritten Aufzuge, im Mittelgrunde durch einen Vorhang abgeschlossen. Es ist dunkel.


PRIMISLAUS STIMME hinter dem Vorhange.

Beschützen mich die Götter! Fort die Hände!


Er kommt hinter dem Vorhange hervor, gefolgt von mehreren schwarz gerüsteten Männern.


PRIMISLAUS.

Laßt ab! – Der Boden schwankt, die Sinne schwindeln.

Aus steiler Höhe rasch herabgeglitten,

Schlägt noch die Erde Wellen unter mir

Und die Bewegung setzt sich fort ins Innre.

Ich könnte sagen, tun, was fremd mir selbst.


Nun ist es wieder gut. Nun kommt nur an!

Was wollt ihr und was fordert man von mir?


Ihr schweigt? Sind eure blanken Schwerter Worte?

Und heischt mein Leben eure milde Frau?

O Güte, Güte, himmelsgleiche Güte,

Wie preist dich hochentzückt ein ganzes Land!

Ich aber nenn es Willkür, Weiberlaune,

Die, nur geleitet durch ein blind Gefühl,

Hier ausgießt ihres Füllhorns Überfluß,

Weil der Empfänger nah, weil er genehm,

Weil ihm ein dunkles Etwas Gunst verleiht,

Dort wieder nimmt, weil doch parteiisch Geben

Ein Geben und ein Nehmen ist zugleich.

Es ist die Welt kein traumgeschaffner Garten,

Wo Duft und Farbenglanz den Platz bestimmt,

Die Rose Königin und Raute, Lattich

Das Unkraut, das man austilgt mit dem Fuß.

Ein Ungefähr verlieh mir Wert und Huld,

Doch beides nimmt ein launisch Zürnen wieder.

Und wenn Freigebigkeit aus Himmelshöhn[319]

Herniederstiege zu der armen Erde,

Sie müßte stehen menschlichem Ermessen

Und Antwort geben, wenn gefragt: warum?

Ich will gewogen sein mit gleicher Wage,

Wie hoch mein Anspruch und wie tief mein Fehl.

Der Willkür fügt kein Freier sich, kein Mann.


Ich sehe Ketten dort in euern Händen –

Hier sind die meinen, legt mir Fesseln an!

In Turmesnacht, von Lebenden geschieden,

Will ich das Loblied singen eurer Frau,

Mich selber richten, daß ich ihr vertraut.


Dir scheinen Ketten zu gelinde Strafe,

Ich sehs, du zückst das Schwert auf meine Brust.

Wohl weiß ich, was ihr wollt, was ihr begehrt;

Ich aber sagte: nein, und sag es noch.

Wars auch ein Spiel nur, ein verwegner Scherz,

Den Übermut zu bändigen durch List,

Den Anspruch mir zu wahren, der mein Recht,

Auf eurer Fürstin Dank und Anerkennung.

Hab ichs verweigert, so verweigr ichs noch,

Mein Leben setz ich ein für meinen Willen.

Stoß, Mörder, zu! ich bin in eurer Macht.

Der Götter Schutz vertrau ich meine Seele.


Er sinkt auf ein Knie und verhüllt die Augen mit der Hand.

Libussa ist von der linken Seite eingetreten. Auf ihren Wink haben sich die Gewaffneten hinter den Vorhang zurückgezogen. Sie klatscht in die Hände und von den Seitenwänden schieben sich Armleuchter mit brennenden Kerzen vor.

Es ist licht.


PRIMISLAUS emporblickend.

War das das Zeichen blutigen Vollzugs?

Du selber bists? So traf mich schon der Stoß,

Und wall ich jenseits in den selgen Fluren,

Wo uns der Wunsch erfüllt entgegenkommt?

Wo dieser Erde Druck und bittres Leiden

Als Kranz sich windet um der Selgen Haupt?

Du bist es nicht, du bist dein eigner Schatten,

Sei mir, dem gleichen Schatten, denn gegrüßt.

LIBUSSA.

Du lebst, doch leb auch ich. Ich bin Libussa[320]

Und rühme mich Gerechten als gerecht.

Du hast mich schwer beschuldigt, und ich komme

Dir Rede stehen, zu verteidgen mich.

PRIMISLAUS.

Verteidgen dich? Bist du denn nicht die Hohe,

Die Himmlische, den hohen Göttern ähnlich?

So wie die Sonne, wenn sie Wolken zog,

Und Blitz auf Blitz den Horizont durchschneidet,

In Finsternis sich hüllt die bange Welt;

Kaum daß durch eine Spalte des Gewölks

Sie vortritt in der ewig gleichen Schöne,

Das All die holde Dienstbarkeit erkennt,

Vergessen fast im Segen der Gewohnheit –

Bist du am offenbarsten, wenn verhüllt,

Und trägst die Krone, wenn du sie verleugnest.

LIBUSSA.

Nun sprichst du so, nachdem du lang verweigert.

PRIMISLAUS.

Dem kränkenden Befehl.

LIBUSSA.

Nun denn: ich bitte.

PRIMISLAUS.

Hört ihrs, ihr Mauern? Hörst dus, laue Luft,

Die Wärme nimmt von ihrer Glieder Wärme?

Wir waren, o verzeih, setz ich dich gleich,

Wir waren wie die Kinder, wenn sie schmollen,

Wegweisend, was der Wunsch zumeist begehrt.

Nun fort auch jeden Anspruch, jedes Recht,

All, was nicht Demut ist und Unterwerfung.

Womit ich binden wollte deine Huld,

Nimm es zugleich mit dem Gebundnen hin.


Er hat das Kleinod aus der Brust gezogen und bietet es dar.


O, wären diese Hände Purpurkissen,

Um würdig dir zu bieten, was das Deine.

LIBUSSA.

Die Hälfte deines Anspruchs wahrst du doch.

Es fehlt ein Teil, der voll erst macht das Ganze.

Ich muß dich klug, muß dich verständig nennen,

Doch minder edel deucht mich, was du tatst.

Sprich, ist es zart, wie's gegen Frauen ziemt,

Vorzuenthalten, was ihr Wunsch begehrt,

Und sich durch List zu sichern, was nur Gunst,

Nicht Recht noch Schlauheit eignet zum Besitz?

PRIMISLAUS.

Ich gab es ja, gabs schon bei meinem Eintritt.[321]

Wir sind am selben Ort, der mich empfing.

Hier stehn die Blumen, meiner Armut Gabe,

Die man als wertlos nicht vom Ort verrückt.

So kommt denn ihr, gebt Zeugnis meinen Worten!


Er hat den Korb aufgenommen.


Den Sinnspruch hast du dennoch nicht erraten!

Unter Blumen liegt das Rätsel

Und die Lösung unter Früchten.


Er stürzt den Korb zu ihren Füßen auf den Boden. Die Kette liegt obenauf.


Wer in Ketten legte, hat sie,


Zurücktretend.


Der sie trägt, ist ohne Kette.

Und nun erlaube, daß, gleich einer Magd,

Ich wieder füge, was der Zufall trennte.


Er setzt sich auf die unterste Stufe des Thrones, indem er, die Kette trennend, das Mittelkleinod einfügt.


Wer mir die Kette teilt,

Allein sie teilt mit keinem dieser Erde,

Vielmehr sie teilt, auf daß sie ganz erst werde,


Mit erhobener Stimme.


Hinzufügt, was, indem man es verlor,

Das Kleinod teurer machte denn zuvor

O, wüßtest du, was mir bei diesem Wort

Für Hoffnungen durch meine Seele stürmten!

Ich war ein Tor! – Dein Auftrag nun erfüllt,

Leg ich mein Werk zu deinen Füßen nieder

Und kann nun scheiden ohne Schuld und Fehl.


Er legt das Geschmeide auf die Blumen am Boden.


LIBUSSA.

Noch einmal nenn ich klug dich und auch edel.

Bleib hier! Es will das Volk bestimmte Sprüche.

Was mir der Geist, in Ahnungen verhüllt

Und in Erinnrung an des Vaters Weisheit,

Mit unbewiesner Sicherheit verkündet,

Sie wollens prüfen, wollen es begreifen

Und ihres eignen Richters Richter sein.

Sei du der Übertrager meiner Worte,

Kleid ihnen ein, wies ihrer Fassung ziemt,[322]

Was ich errate mehr, als faßlich denke,

Und erst, als heilsam, sich als wahr bewährt.

PRIMISLAUS.

Du bist umworben von des Landes Höchsten,

Bald steht ein Gatte, Fürstin, neben dir.

Mein Leben und mein Blut sind dir erbötig;

Doch dien ich keinem Mann.

LIBUSSA.

So glaubst du wirklich,

Die Toren träfe jemals meine Wahl?

PRIMISLAUS.

Doch wenn das Land nun unterstützt die Werbung?

LIBUSSA.

So wirb auch du, ob hoffnungslos wie sie.

PRIMISLAUS.

Sie sind, noch einmal, dieses Landes Beste.

Ich bin der Letzten einer, ohne Schutz.

LIBUSSA.

Du bist so machtlos nicht, als du wohl glaubst.

Weißt du? – Und eben deshalb kam ich her,

Trotz jenes Scherzes, erst im Turm, mit Wlasta.

Ich weiß, es war nur Scherz, doch war er frech

Und er verdiente wohl ein längres Zürnen.

Doch kam ich her ob wirklicher Gefahr.

Weißt du? Das Volk steht draußen vor den Toren,

Sie glauben dich in Haft, bedroht dein Leben

Und fordern dich zurück mit Wut und Trotz.

PRIMISLAUS.

Ist hier kein Schwert? Wo sind die Waffenmänner,

Die kurz vorher sich feindlich mir genaht?

Ich will hinaus! ich will den Aufruhr lehren,

Daß rohe Macht nur Macht ist im Gehorsam

Und Niedres sich vor Höherm willig beugt.

LIBUSSA.

Da wäre ja der Schützer, den ich brauche!

Du bist ein Mann, dir folgen sie wohl willig,

Sehn sie in dir das Bild doch des Geschlechts.

Hartnäckigkeit hat dich als Mann bewiesen.

PRIMISLAUS.

Wenn du Beharrlichkeit statt dessen sagst,

Hast du genannt vielleicht den einzgen Vorzug,

In dem die Frau nachsteht dem festen Mann.

LIBUSSA.

Weshalb euch denn die Herrschaft auch gebührt?

Doch wär ich nun beharrlich, so wie du,

Und legte von mir dieses Landes Krone

Und ließe die Beharrlichen beharren

In ihres Trotzes unbezähmter Gier?[323]

PRIMISLAUS.

O tus, Libussa, tus! Sei wieder jene,

Als die du mir im Walde dort erschienst;

Der Rasenplatz dein Reich, und deine Krone

Du selbst, mit dir als Edelstein geschmückt.

Hüll wieder dich in meiner Schwester Kleider,

Dieselben, die ich oft ans Herz gedrückt,

Als freilich eines andern Körpers Hülle,

Der minder schön, doch nahe mir, wie du.

Siehst du? wie hart ihr seid und karg und selbstisch?

Ich gab dir alles, was mein Eigentum,

Mein treues Roß, der Schwester heilges Erbe,


Das Geschmeide mit dem Fuße berührend.


Und ihr, ihr marktet um den blanken Tand,

Der kaum ein Tausendteil von deinen Schätzen.

LIBUSSA.

Es ist des Vaters teures Angedenken.

PRIMISLAUS.

Ich hasse deine Eltern, deine Schwestern,

Die Wurzel und den Stamm – bis auf die Blüte.

LIBUSSA.

Wohl gar auch mich?

PRIMISLAUS.

Auch dich, sagt ich beinah.

Weil ohne Worte du versprichst und sprechend

Der Sprache deiner Anmut widersprichst.

Und dennoch warst du mein, in meiner Macht,

Als Zeuge nur die Luft und jene Bäume.

Die Tat war ehrfurchtsvoll, doch die Gedanken,

Sie haben räuberisch an dir gesündigt.

Als ich aufs Pferd dich hob, bei jedem Straucheln

Dir Hilfe bot, da fühlt ich deine Nähe.

Den unberührten Leib hab ich berührt,

Ich weiß, wie warm die Pulse deines Lebens,

Und wer dich freit, wer dich von dannen führt,

Ich werd ihm sagen: du bist nur der zweite,

Den Vorschmack deines Glücks hab ich gefühlt.

LIBUSSA.

Ich werde zürnen, wenn du achtlos sprichst.

PRIMISLAUS.

Du zürnst ja schon und hast gezürnt, und Strenge

Ist all dein Wesen, bis auf jenen Tag.

Da warst du mild und lebst mir so im Herzen.


Als nun der Augenblick der Trennung kam,[324]

Da sprach ich bang zu dir: Neig mir dein Haupt!

Und hing um deinen edlen Hals die Kette –

Von der ich mir den besten Teil geraubt,

Das Kleinod, das der Jungfrau Schmuck und Zier,

Das Sinnbild erster, ahnender Begegnung.

Jetzt ist es keine Kette mehr, die bindet,

Ein Gürtel, den nur Weiberhand berührt

Und anlegt um der Herrin schlanke Hüften.

Bis jener kommt, der bindet ihn und löst,

Und dem ich weiche, wie einst aus dem Leben.

LIBUSSA.

Bleib hier! Ob stolz, sollst du mir dienstbar sein.

Leg an den Gürtel, hier an seinem Platz,

Und weh dem, der ihn noch nach dir berührt!


Mit erhobener Stimme.


Ihr aber, die gewärtig meines Winks,

Herbei! Und seht, was ihr begehrt, erfüllt.


Mägde, Wladiken und Landleute treten ein.


LIBUSSA zu den Dienerinnen.

Ihr aber helft ihm, er ist ungeschickt.

PRIMISLAUS.

Ich zittre ja.

LIBUSSA.

Nun denn zum letztenmal.


Die Dienerinnen legen ihr den Gürtel vollends an.


LIBUSSA.

Ihr andern, die besorgt um euern Freund,

Er ist hier sicher. Er ist mein Gemahl.

Dient ihm wie mir, wenn nicht noch mehr als mir,

Denn ich, ich dien ihm selbst als meinem Herrn.

Ich neige mich, folgt eurer Fürstin Beispiel.


Indem sie Primislaus Hand ergreift und halb das Knie beugt, das Volk aber kniet, fällt der Vorhang.


Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 2, München [1960–1965], S. 308-325.
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