5. Vaderhus

[248] Dar steit en Posten eensam oppe Heiloh

Un wannert still in Maanschin op un dal.

De is der mit uns Herrgott un sin Flint

Un sin Gedanken moderseeln alleen.

De Heiloh liggt so ruhi un so brun

Un wit, so wit de besten Ogen reckt,

As leep se inne wide, wide Feern

Mit Duff un Dak un Himmel all in Eens,

Bet anne graue Kimming – em to Föten,

So flack un welli as dat stille Haf.


Dar steit he as en Schürpahl gegen Hęben

– De Maanschin blinkert op sin Banjonett –

Un lett de Ogen wannern langs de Heid,

Vun Knüll to Knüll de gęle Schin hentlank,

Un wit derœwer hin in Nach un Schatten

Un wider noch, wo de Gedanken treckt,[249]

Bet an en Hus – de Prester anne Sit,

De Bęk un Waterrœder an de anner,

Un wannert mit de Bęk de Wisch hendal

Bet an dat Heck un Port un in dat Holt – –

Un nült de Kopp un steit un seggt: Maria!


Denn geit he wedder langsam op un dal.

Wat schall man don? Gedanken hebbt ęrn Gank,

Un op de Heiloh stöt se narbens an.

Dar fleegt se, as en Holtduv langs de Marsch –

To Hus, to Hus! süh an! wa hett se't ili,

Un is al bi de Höchden ut't Gesich.

Wul œwert Moor – dar flog se so to Tiden,

Wenn he un Obbe arbeidn bi den Törf;

Wul dörch de Abendluf – hoch œwern Eschbom,

Wenn se in Schummern seten vœr de Dœr.

Do weer dat schön! do weer dat all so ruhi,

Un Morgens weck se nich de Larmkanon.

Denn wanner he na Hansohm un de Mœl

Un hin un hęr vunt Hus, as nu dat Denken.


Nu hett he lęben lehrt un starben sehn

Un weet, de Welt is bunt un kort dat Lęben,

De Minschen kamt un gat der as de Heidblöm,

De ward topett un plückt un ward toręten

Un blöht doch narbens, wenn man se verplant,

Un weert ok in de warmste Prestergarn.

He hęvt den Kopp un wannert wedder los.

Wat kumt dar langs de Heid in Hot un Stock?

Weer't vun de anner Sit, so gnad em Gott![250]

He steit un süht sik um – denn kumt he neger.

De hett de Breed – doch geit he stif un möd;

Wat söcht de hier bi Nachten inne Wildnis?

»Wer da?« Min Heinri! – Gott, du lewe Gott!


Un kost dat ok en Kugel un dat Lęben –

De Flint is weg, se fat sik um den Hals –

De Ole is de Hot vun Köppen fulln:

Do schint de Maan em op sin Pockennarben

Un op de Haar mit Grau un Sülwer mank,

Un in de blauen Ogen stat de Thran.

Gottlof! du büst mi blęben! nu ist gut!

Doch Heinri kann man ęben seggn un snuckern:

Wi hangt tosam bet an uns sęli Enn'.

Quelle:
Klaus Groth: Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten, Berlin 1968, S. 248-251.
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