Die Ander Abhandelung


[27] Der Geist Straffords. Der Geist Lauds.


Die gantz entstimm'te Harff'8 und das erhitzte Brüllen /

Der Leuen Mordgeschrey die Ohr und Hertzen füllen /

Die Lilje sonder Glantz / die unter grimmen Fuß

Des Pövels sich zu Kott / zutretten lassen muß;

Rufft Wentworts Geist hervor! Ertzrichter aller Sachen!

Sinckt Albion nun gantz dem Abgrund in den Rachen?

Muß mein Jerne9 dann in lichten Flammen stehn?

Heist du Britannien in eignem Blutt vergehn?

Das enge Reich ist ja dem scheußlichen Gedränge /

Dem Bürgerlichen Krig und Mordtumult zu enge /[27]

Der Themse Purpur-schaum besprützt das wüste Land

Auff dem Altar und Herd durch eine Glutt entbrant.

Der Drummeln Widergalm / die hellen Sturm-Trompeten

Das Wütten das Gekreusch / und unversetzte Tödten /

Der Leichen faule Stanck / erfüllt ja Lufft und See /

Vnd dringt aus diser Grufft in die besternte Höh'

Durch eine dicke Wolck aus Qualm der Grüfft' entsprossen /

Ich hab! Ach Herr ich hab! als ich die Zeit beschlossen

Mich auff dem Traurgerüst / dem rauen Mord-Altar

Noch unter disem Beil geopffert für die Schar

Des auff mein müdes Haubt aus Rach erhitzten Pövels /

Nicht indenck tollen Neids / und blindgesteifften Frevels.

Ich sanck durch dich gestärckt / unzaghafft auff die Knie /

Dein letztes auff der Welt / war meines: ich verzih'.

Mein Geist erhitzter Gott brennt noch von keiner Rache /

Mehr bitt ich / kehre nicht dein Aug auff meine Sache.

Muß mein vertroffen Blutt ja zum Gericht auffstehn;

So laß den Außspruch nicht auff imands Hals ergehn.

LAUD.

Wer bricht die schwartze Ruh der ungeheuren Stille:

Vnd winselt durch die Nacht?

Wird imand mehr als ich / durch ernster Rache wille

Aus seiner Gruben bracht?

Wie? oder schaw' ich dich. O Wentwort! Blum der Helden /

Mit dessen Blutt das Recht beschriben /

Daß die gewündschte Ruh aus Albion vertriben?

Dein Kläger muste selbst von deiner Vnschuld melden /

Als das bewegte Volck nach deinem Leben rang /

Vnd dem gekrönten Haubt dein Haubt abdrang.

Von wem doch hatt ich Schutz und Heil zu hoffen?

Als bey noch festem Thron der Donner dich getroffen![28]

STRAFFORD.

Wer sich auff Zepter stützt und traut der Fürsten Schweren;

Fält / leider! gleich als ich. Das Rasende verkehren

Der ungewissen Zeit / gibt jenem Cron und Stab /

Vnd dem ein bluttig Beil / und ein beschimpfftes Grab!

Doch klag ich werther Printz nicht über deine Treue

Du libtest biß ans End' / und trugest keine Scheue

Zu reden vor mein Heil. Was hast du nicht versucht

Zu retten disen Kopff? und gleichwol sonder Frucht.

Wie lang hat deine Faust das Mord-Papir verschoben?

Dich hatt die freche Rott / dich hat das tolle Toben10

Vnd leichter Buben Schaum an Ehr und Macht verletzt /

Eh' als an meinen Hals das Richtbeil ward gesetzt.

LAUD.

Es blickt nunmehr denn wol was man bißher gesuchet /

Die Cron und Infell sind durch einen Mund verfluchet:

Wer ist der wider uns sich je verschworen hat?

Als der der Hirten Stab und Zepter selbst zutrat?

STRAFFORD.

Mein Vrtheil / daß die Welt / ich weiß nicht wie gefället /

Wird Gott noch übersehn / dem sey es heimgestellet /

Ich rühr es weiter nicht. Eins aber klag ich an /

Was mein entleibter Geist auch nicht verschmertzen kan:

So bald der falsche Neid auff einen sich erhitzet /

Dem Glück und Sonne lacht / bald wird der Pfeil gespitzet

Der ihm das Hertz abdrückt: es geht dem Pövel ein.

Er muß ein Ketzer schlecht / wo nicht Verräther seyn.

LAUD.

Vnd öffter diß und das.

STRAFFORD.

Diß streut man durch die Hütten /

Man lehrt die Cantzel selbst auff unbefleckte wütten /[29]

Man munckelt in dem Raht / bey voller Gasterey

Bricht man was härter aus. Denn wird die Zunge frey

Die vorhin eine Scham / und noch ein schwach Gewissen

Vermischt mit etwas Furcht kont in die Lippen schlissen.

Bald rufft man überlaut: Greifft den Verrähter an!

Wie schändlich daß der Stat den Ketzer11 leiden kan!

Wach auff / was redlich ist! So bald die Schläge blitzen

Muß er / trotz den es kränckt / Blut auff dem Richt-Platz schwitzen /

Man fragt nach keinem Grund / was er betheuren kan

Gilt nichts! es geht nur Reich und Gottes Zepter an.

Das allzeit-blinde Volck sucht Gott und Printz zu rächen /

Vnd dem der nichts verbrach den schwachen Hals zu brechen.

Vnd meint es habe Recht und Sache wol beschickt;

Wenn es die heisse Brunst in keuschem Blut erquickt.

Wenn es die vor sein Heil bey Tag und Nacht gewachet:

Hat auff dem Mordgerüst / in Todes-Angst verlachet.

Wenn es muttwillig sich durch seiner Väter Tod

Gestürtzt in frembde Dinst und ungeheure Noth.

LAUD.

Mehr denn zu wahrer Spruch / durch unsern Fall bewehret!

Der Donner ists / der mich und dich in nichts verkehret.

Was legte man nicht auff die grauen Har /

Als man der Auffsicht überdrüssig war?

Man hat durch meine Schmach / durch meiner Kercker Ketten /

Der Kirchen Recht verletzt und in den Staub getretten.

Wer Frembd / wer Bürger war frolockt ob meiner Pein /

Damit er konte selbst Haubt / Hirt und Bischoff12 seyn.

Wie aber ists / wie aber ists gelungen?

Das scharffe Beil hat durch den Hals gedrungen;

Vnd man setzt an unser Stat / Aeltesten der Kirchen vor /

Die man gehört mit taubem Ohr.[30]

Die man verdrang / nun lehrt und lernt ein jder

Vnd dichtet neue Schwärm' und baut und bricht es wider /

Die Herde geht zustreu't und irr't in höchster Noth;

Wie wenn der Wolff einreist / und Hirt und Wächter tod.

STRAFFORD.

Doch must' auch unser Tod zu schnöden Lock-Aas dinen.13

Wär' auch der Schotten Heer in Engelland erschinen /

Wann was man in geheim auff Cron und König schloß

Nicht durch mein Blut besterckt? als diß den Hals ausfloß

War Calidon das Schwerdt zu zucken recht verbunden.

Nachdem es abermals in Nord sich eingefunden

Wohin man Bischoff sie durch deine Bande riff;

Geschah es daß man dir nach Kopff und Gurgel griff.

Da must ein Geistlich Haubt die Schottsche Dinst bezahlen /

So tranck man / wehrter Laud / als in gekrönten Schalen

Dein Blut der Schottschen Kirch für ein' Hertzstärckung zu /

So blib das Kirchen-Gut in frembder Faust mit Ruh /14

LAUD.

Wie wird mir! Ach! welch Elend ist vorhanden?

Die Majestät traur't selbst in Banden.

Man richtet Schauplätz auff zu einem Jammer-Spil /

Vor dem die grosse Welt erbeben wil?

Ich schau' in Engelland nur wilde Thire wohnen /

Der mit der Infel schertzt / wird nicht der Crone schonen

Des Fürsten heilig Blut treufft auff den Greuel Sand

Vnd sein gesalbtes Haubt ist in des Henckers Hand.

Weh Albion! Weh! Weh! muß denn mein Geist sich wittern

Vnd dein Mord-Prophete seyn?

Weh Albion! Weh! Weh! schau wie die Felsen zittern /

Die wilde See bricht ein /

Vnd führt die Straffe mit / ich schaue Schwefel Regen

Vnd Flüsse Leichen voll / und brüderliche Degen

In brüderlicher Wund' und ein verwüstet Land

Vnd umbgekehrte Städt' und nichts als Grauß und Sand.[31]

STRAFFORD.

Der Himmel müsse dich betrübter Printz erquicken

Der Himmel müsse dir gewündschten Beystand schicken.

Es werde deine Seel mit so vil Gnad' ergetzt /

Als hart mein herber Fall dein treues Hertz verletzt.

LAUD.

Weh Albion! Weh Engelland! Weh! Weh!

Die Straffe wacht / sie brennt auff kalter See!

O seelig wer die Tage nicht erreicht!

O seelig wer vor disem Sturm erbleicht!

O besser durch ein Beil den kurtzen Rest beschlossen!

O besser vor der Angst die Handvoll Bluts vergossen!

Die Straffe selbst steigt von des Himmels Höh

Weh Albion! O Engelland Weh! Weh!

STRAFFORT.

Hilff Gott ists nicht genung an den so schweren Schlägen!

Sol man denn Schuld mit Schuld / und Blut mit Blut abfegen!

LAUD.

Schaut wie in Eil das Traurspill sich verkehr!

Der Feldherr selbst begibt sich der verführten Heer.

Der nechst nach ihm prallt auff des Königs Throne /

Vnd läst die Erbschafft dem nicht gleich gesinnten Sohne /

Die Erbschafft die umbsonst mit Mord mit List und Schwerdt

Versichert / weil der Fürst die Zeit in Ach verzehrt.

Indem erscheint die Rach' und trennt was sich verbunden.

Das Ansehn mit der Macht des Land-Zwangs ist verschwunden.

Sie bricht den falschen Stul und angemasten Stab

Der Wütterich verleurt sein ausgezihrtes Grab.15

Da henckt sein richend Aaß. Ach König! ach! hir brennen

Die Hertzen die dich itzt aus Rasen nicht erkennen.

Schau Wentwortt! wie das Beil in diser Leiber wütt /[32]

Die wider Länder Recht und wider Völcker Sitt /

Geschlossen Carols Tod. Man schleifft zu letzten Schmertzen /

Was sich vor unterstund mit unserm Blut zu schertzen.

Vnd Stuards Nachsaß blüht.

STRAFFORT.

Herr wer erkennet nicht

Wie recht dein Vrtheil sey! wie heilig dein Gericht?


Geist Mariae Stuardae, Carolus auff dem Bette.


Das immer frische Blut das aus den Adern rinnet /16

Vnd Brüst und Leinwand färbt / das Quell das stets beginnet /

Vnd keinmal sich verstopfft / träufft milder auff das Land /

Des rasenden Gebrüts / daß die entweihte Hand /

Gewohnt in Fürsten Blutt ohn unterlaß zu baden

Vnd Königs Leich auff Leich' und Mord auff Mord zu laden.

Das Richt-Beil das man hir uns an den Nacken setzt /

Wird noch auff Stuards Stamm durch eine Schar gewetzt.

So / wie Maria fil / wird unser Sohns Sohn leiden.

Der Greuel sol anitzt vil tausend Augen weiden

Den Foudringen17 verbarg. Sein Londen wil es sehn

Das keinen Meyneyd acht / das Gotts Gesalbten schmehn

Vnd Printzen schimpffen kan! das ungezeumte Buben

Läst richten über die / die Fürst und Volck erhuben.

Das aller Zeiten Schuld / durch härter Sünd erneut

Vnd sich ob disem Werck' als einem Lust-Spil freut.

Verfluchtes Stück! man siht die unerzognen Hauffen

Wie rasend tolle Zucht der jungen Hunde lauffen.

Hir rufft was nichts versteht und nichts verstehen kan /

Aus Mord-begir'gen Halß' uns geht kein König an.[33]

Was Herr! was Meister soll mit Geisseln bendig machen;

Pocht Britten euren Rath. Wer seine krumme Sachen

Befördert wissen wil / setzt mit dem Nachdruck an /

Vnd zwingt die Zepter selbst. Wo jemand hören kan /

Wo jemand mit Vernunfft / diß Stück wil überlegen

Der denck ihm etwas nach! Kan Recht ein Vrtheil hegen

Wenn thörichte Gewalt den Richterstul besetzt.

Wenn sich ein wüttend Aug' ob diser Flutt ergetzt

Die alle Welt erschreckt. Die nimand aus läst reissen

Der Kirch und Herd nicht selbst mutwillig umb wil schmeissen.

Nein! wenn wir disen Sturm in Engelland erregt /

Vnd die gestärckte Well' / itzt Mast und Seil bewegt;

Muß man die wilden See / mit Fürsten Blut versöhnen /

Vnd den zuspritzten Schaum mit Purpur-Flüssen krönen.

Was ists den Britten mehr umb eines Königs Haubt?

Es ist der Insell Art!18 Vmb daß ihr Edward glaubt19

Gab er sein Leben hin. Wilhelm der rott20 erröttet

Vnd zappelt in dem Blut. Ihr Richard21 ward getödtet

Durch den geschwinden Pfeil. Johann verging durch Gifft/22

Das ihm das Kloster mischt. Was hat man nicht gestifft

Auffs zweyten Edwards23 Kopff? der sich des Reichs begeben /

Vnd dennoch nicht erhilt das jammervolle Leben /

Wie Richard auch der zweyt'24 in Hunger unterging /

Vnd Henrich25 Franckreichs Herr den der Verräther fing

Vnd in dem Thurm erwürgt / der Vetter Richard wetzte

Die Kling auff Edwards Hertz26 / und als er kaum sich setzte

Auff des entleibten Thron / erblast er in der Schlacht.

Des Achten Henrichs Sohn27 ward plötzlich weggemacht

Durch unentdeckte Gifft. Wo ist Johanna28 bliben?

Wie offt war dise schon29 dem Richt-Beil zugeschriben.[34]

Die endlich wider uns den harten Schluß aussprach.

Vnd wider Recht den Stab auff Cron und gleiche brach?

Verfluchter Tag! als wir von Königen gebohren /30

Die Könige gezeugt / von Königen erkohren /

Die Gallien beherrscht / der Schott-Land eigen war

Die Erbin Albions vor frembder Mörder Schar

Erschinen als verklagt: als Knechte sich vermessen

Als Knechte wider uns den Richter-Stul besessen

Vnd die / die keine Macht kennt über sich / als Gott

Der Printzen setzt und richt / verwisen zu dem Tod.

Doch wird diß nahe Licht vil herber Greuel schauen.

Dort liff man umb den Hals der abgekränckten Frauen

Hir wird der Erb-Fürst selbst den Schott und Irr gekrönt

Dem Britten sich verschwor von eignem Volck verhönt.

Man spitzt auffs Königs Brust31 nicht ein verborgen Eisen /

Man mischt nicht frembde Gifft in unbekante Speisen /

Man legt nicht Zunder ein zu unterirrd'scher Glut /

Man schickt kein untreu Schiff auff die erzürnte Flut /

Auch gehn ihm nicht durchs Hertz vil unversehne Schwerdter /

Man bringt ihn heimlich nicht weg an verdächtig' Oerter /

Sie rasen mit Vernunfft / sie setzen Richter ein

Es muß ihr Doppelmord durch Recht beschönet seyn.

Der / der dem Printzen schwur / spricht wider Carols Leben /

Den Carol vor erhub / hilfft ihn vom Thron abheben.

Wo ihn der Vnterthan mit Schuldikeit empfing

Setzt man daß Richt-Klotz auff / und schleust den Trauer-Ring

Mit König Carols Volck. Er / der sein Leben waget

Für sein verdrucktes Reich / wird von dem Reich vertaget /[35]

Für eines Henckers32 Fuß / und legt auff einen Streich

Für aller Augen hin sein itzt enthalste Leich.

Doch! zage nicht mein Blut! der runde Kreiß der Erden

Wird über deiner Angst bestürtzt und schamrot werden /

Es wird wo Titan weicht / wo Helice vergeht

Wo das entfärbte Licht der Morgenröt auffsteht /

Vnd wo die Welt sich selbst in ewig Eiß verkehret

Noch seyn der sich voll Weh' ob deinem Ach beschweret.

Europe selbst zureist ihr Thränen-nasses Kleid

In dem was sterblich ist / dein letztes Grabe-Leid

Mit heissen Zehren ehrt / nur du bleib unbeweget

Vnd dencke daß hir nichts als Creutz werd' abgeleget

Wenn man den Leib auszeucht. Das gantze Land ist voll /

Voll Volck / das bald dein Blut mit Blut aussöhnen soll.


Carol, auff dem Bette. Der Bischoff von Londen. Die Edelleute.


Halt / halt betrübter Geist! wohin so bald verschwunden?

Wie? oder gibt ein Traum uns neue Seelen-Wunden?

Maria! schwermt dein Schiem mitleidend umb uns Her?

Wird uns die rauhe Last der nahen Pein so schwer!

Nein! Carl ist noch behertzt die Jahre zu beschlissen /

Vnd sein nicht schuldig Blut vor Abends zu vergissen.

Brich an gewündschtes Licht / wir sind des Lebens sat /

Vnd schaun den König an / der selbst ein Creutz betrat

Verhast von seinem Volck / verlacht von seinen Scharen

Verkennt von Ländern die auff ihn vertröstet waren /

Den Freund / wie uns verkaufft,33 den Feind / wie uns verklagt /

Vnd kränckt umb Frembde Schuld / und biß zum Tode plagt.[36]

JUXTON.

Der Höchste / wehrter Fürst / wol Ihn den Tag anblicken /

CAROL.

Wir gläuben daß Er werd' uns / seinen Knecht erquicken.

JUXTON.

Drückt ihre Majestät noch ein verborgen Leid?

CAROL.

Wir finden uns getrost / und zu der Noth bereit /

JUXTON.

Hat sie der kurtzen Nacht genossen sonder Sorgen?

CAROL.

Wir haben was geruht / doch wündschend nach dem Morgen.

Die Zeit fällt zimlich eng.

JUXTON.

Es ist mein Fürst noch früh'.

CAROL.

Vns nicht / die wir beschwert mit überhäuffter Müh'.

JUXTON.

Gott wendet Müh in Lust / und hilfft offt sonder Mittel.

CAROL.

Er helffe wie Er wil! reicht uns den Sterbe-Kittel.

O letztes Ehren-Kleid / das Carl mit aus der Welt

Von so vil Schätzen nimmt / mit dem die Pracht verfält

Die uns vor disem zirt. Der Purpur muß verderben.

Doch wird der Adern Brunn die reine Leinwand färben.

Auff der wird wenn wir hin mit Blut geschriben stehn /

Wie Albion gewöhnt mit Fürsten umbzugehn.

So weiß wir angethan vom Läger uns erheben /

So sauber wird der Geist vor Gottes Richt-Stul schweben /

Vnd zeugen wider die / die mit geschmincktem Schein

Auff ihres Königs Hals selbst Part und Richter seyn.

JUXTON.

Der Printz vergeb' und laß es Gottes Recht ausführen.

CAROL.

Wir haben längst verzihn diweil wir nichts verlihren.

Cron / Leben / Stand und Reich / und was der Tag hinreist

Schenckt uns die Ewikeit die uns den Zepter weist /[37]

Den keine Noth zubricht. Komt Edlen / helfft uns kleiden:

Diß ist der letzte Dinst / es geht nunmehr ans scheiden!

JUXTON.

Was scheidet nicht die Welt? Was ist das immer steh'

Vnd nicht offt unverhofft / in einem Nun vergeh /

Nicht eine Stund ist dein / die Jahre die verflossen

Sind starcken Strömen gleich / die nimand hemmt / verschossen.

Die wir mit erstem Licht in treuer Huld geküst

Sind nun mehr Staub und Geist; die Zeit / die Marmor frist /

Vnd Ertz in nichts verkehrt / bestreicht die schönen Wangen

Mit kaltem bleiche seyn / und eh' es halb vergangen

Was man zu leben hat / bedeckt der graue Schnee

Die vorhin gelben Haar / man stürtzt' als von der Höh'

In die vertiffte Klufft / man siht nicht was man sihet

In dem so jehen Fall / wie man sich träumend mühet

Vmb ein / ich weiß nicht was / und wenn der Schlaff verschwind /

Kaum ein Gedächtnüß mehr des Schatten-Bildes findt;

So spillt was irrdisch ist durch die bestürtzten Sinnen

Vnd ändert Lust in Leid. Die Freunde selbst zurinnen

Vnd schilen seitenwerts uns über Achsel an.

CAROL.

Vnd treten in den Staub / den vorhin jderman

Mit tiffem Antlitz ehrt. Der uns verpflicht zu schützen

Stöst dises Hertz entzwey / die glantze Schwerdter-Spitzen

Mit den für Carols Heil die grosse Schar bewehrt

Sind (Ach verkehrtes Glück!) auff Carols Brust gekehrt!

JUXTON.

Mit kurtzem! was ein Mensch kan in Gedancken fassen /

Wie hoch! wie weis' er sey: läst oder wird verlassen.

CAROL.

Gebt Wasser / weil das Land in unserm Blut sich wäscht.

Weil unser Sonnen Licht in Thränen gantz verlescht.[38]

Betrübte Königin! die weit von disen Schmertzen

Doch unsre Wunden fühlt. Wie nah' ist deinem Hertzen

Der ferne Donner-schlag der dich unwissend rührt /

Vnd durch des Libsten Sarg in deine Grube führt.

O Seele meiner Seel! wie kläglich wirst du zagen

Vnd auff die weisse Brust die zarten Hände schlagen!

Der weiß auff dessen Treu ein sterbend König steht

Daß unser Jammer-Spil uns nichts zu Hertzen geht

Für deiner Todes-Angst. Wem läst dich Carl / betrübte!

O Seele meiner Seel! O Ewig-trew-gelibte!

O!

JUXTON.

Wer wäscht Engelland von seiner Blutschuld rein?

Dazu wird Tamesis und See zu wenig seyn.

CAROL.

Wo sind die Ritter hin / die durch diß Band verbunden

Doch mehr durch theuren Eyd uns an der Seiten stunden?

Wer zuckt nun für sein Haubt die anvertraute Wehr?

Ihr König laufft gefahr. Wir schwimmen auff dem Meer

Auff dem zustuckten Schiff' nur einsam und verlassen.

Das Ruder ist entzwey! die frechen Winde fassen

Die halben Segel an. Die Seite weicht der Last

Vnd gibt den Wellen nach / die Splitter von dem Mast

Zuschmettern Bord und Gang. Die Ancker sind gesuncken /

Die Kabell gantz zuschleifft. Die hell-entbrandte Funcken

Des Saltzes stiben schir / wo vor die Flacke stund;

Compas und Glas ist weg / wir stürtzen auff den Grund

Vnd schissen in die Höh' und scheittern an die Steine

Ist jemand der es noch mit Carlen treulich meine?

Vnd nicht mit ihm vergeh! der ist umbsonst bemüht[39]

Der in dem fernen Port auff unsern Schiffbruch siht

Vnd nichts als Thränen gibt. Es steht in deinen Händen

Printz aller Printzen Fürst: Ach! hilff uns selig länden!

Sol mein zubrochen Schiff der Wellen Opffer seyn /

So rett' und führe nur die Seel ins Leben ein.


Carolus. Juxton. Die Printzeß / der Hertzog von Glocester. Die Edelen und Stat-Jungfrauen.


O libste Schmertzen Gäst!

HERTZ.

Ach!

CAROL.

Ach! verweiste Kinder!

HERTZ.

Ach!

CAROL.

Hertzog sonder Land!

HERTZ.

Ach!

JUXTON.

Printz nichts desto minder.

CAROL.

Princessin sonder Sitz. Statt Jungfern sonder Statt.

JUXTON.

Vnd dennoch in der Welt!

CAROL.

Ach!

PRINCES.

Ach!

CAROL.

Der Donner hat

So hart nicht wider uns als über euch gewüttet.

Die Schwefellichte Glutt die auff uns ausgeschüttet

Trifft leider mehr auff euch.

PRINCES.

Ach! Ach!

CAROL.

Ach wehrter Sohn /

Ach! vorhin höchste Lust als die geraubte Cron

Noch auff den Haren stund / kennst du mich nicht34 mein Leben?

HERTZ.

Nein Herr!

KÖNIG.

Ich bins den Gott zum Vater dir gegeben.

Hat Kummer mich so sehr mein libstes Kind verstellt?

Mein Kummer ists daß dich mein Vnglück überfällt.

Ach! daß du nie verdint! O Seelen süsse Sonne!

O höchstgewündschte Freud! O vorhin gröste Wonne!

Nun Hertzenherber Schmertz! der Mutter letztes Pfandt

Das sie uns überliß als schon die Glut entbrandt

Darin die Cron verschmeltzt! O liblichstes Gesichte!

Der Mutter wahres Bild / sie gläntzt in solchem Lichte

Als sie die zarte Blum / in Auffgang ihrer Jahr'[40]

In Albion versetzt! auff unser Todten Bar

Verblüht nun Sie und Ihr! das Hertz wil uns zubrechen /

Vnd treufft von mildem Blut! was kan die Zunge sprechen

Die über euch verstumm't? man greifft uns härter an /

Als ein verbittert Haß auff Printzen rasen kan!

Man raubt nicht Stand und Stab / Ach! die sinds die uns kräncken!

Wir lassen nur zu vil.

JUXTON.

Was Gott gelibt zu schencken.

CAROL.

Wem aber lassen wir betrübte Tochter dich?

Wer nimmt sich deiner an? wird deine Mutter sich

Nach disem Donnerschlag auch wissen auffzurichten

Vnd dich an unser stat versorgen? Ach! mit nichten /

Sie stirbet! sie vergeht! und da sie leben kan;

Wer beut ihr selbst die Faust? wer spricht sie tröstlich an?

Vnd steht ihr hülffreich bey? O Printz zu Leid gebohren!

O Kind das nicht versteht wie vil es schon verlohren!

Vnd itzt verliren muß! So wenig deine Zeit

Ihr Elend überlegt! je mehr wächst unser Leid!

Was gibt dein König dir O Printz den Stand zu führen

Womit sucht libstes Kind dein Vater dich zu zihren?

Princesse! was erlangst du für ein Heyrath Gut?

Der Vater hat nicht mehr als eine Handvoll Blut

Die itzt vertriffen sol.

PRINCES.

Er läst uns seine Leichen

Zum Pfande letzter Gunst! Er läst die libe Zeichen /

Die Thränen zum Geschenck. Er läst was Feindes Hand

Vnd Neid nicht rauben mag / den angebornen Stand.

CAROL.

Der Stand ist eine Bürd unmöglich zu ertragen

Wofern der Fürsten Fürst nicht selbst wil Faust anschlagen.

Der Stand wird / fürchten wir / euch mehr denn tödlich seyn /

Indem die tolle Schar bricht Thron und Orden ein:[41]

Man haut den Stam entzwey / wird man der Aeste schonen?

O besser köntet ihr in Pamanuke35 wohnen

Als in dem Mord-Pallast: Diß Land darinn ihr sitzt

Ist gantz mit Fürsten Blut durch alle Zeit besprützt /

Ach Kinder! die ihr euch zu Franck und Kat begeben /

Euch gab der wilde Schaum der strengen See das Leben

Das uns die Insel nimmt. Wofern man nach dem Schlag

Der nach dem Nacken zilt / euch lebend nennen mag?

Ihr seyd / wir stehn es zu / uns aus den Augen kommen

Der Strom hat dennoch euch nicht aus der Brust genommen /

Eur König gibt euch nicht wie disen gute Nacht /

Doch unser Vater Hertz / das auch schon sterbend wacht /

Küst euch durch dise zwey die er nicht mehr wird küssen!

Doch sol der blasse Geist in sanfftem Traum euch grüssen

Vnd trösten durch die Nacht: wo dencken wir doch hin?

Wir haben dise zwey / die beyde zu Gewin.

Doch was Gewinn ist diß daß wir in thränen schwimmen?

Daß uns die Geister gantz eh' als wir Tod verglimmen?

Auff! wischt die Zehren ab / der Cronen gibt und nimmt

Hat jedem seine Maß / sein Jammermaß bestimmt!

Er weiß allein warumb / und hält den Grund verborgen

Biß ihn das End' entschleust / der wird für alle sorgen

Vnd heilen was er schlägt. Vns dünckt wir schauen schon

Den hochbegehrten Carl auff König Carels Thron /

Die Schotten gantz bethränt / gantz Albion in Reue

Den wüsten Irr bestürtzt / man rühmt des Königs Treue

Indem sein Cörper fault. Des Fürsten Vnschuld blüht

Aus seiner Todten-Grufft / weil sich die Welt bemüht

Zu retten seine Cron.

PRINCES.

Ach! ist diß unser scheiden?

Ach König! schau ich Ihn! schau ich Ihn Vater leiden![42]

CAROL.

Du schawst mein Kind wie Ich diß lange Leiden schliß;

Indem Ich Freudenvoll vors Recht mein Blut vergiß.

Du schawst was Gott verhengt / doch mir zu sondern besten

(Wie schwer es immer scheint) der wolle dich befesten

Daß dich kein rauher Sturm kein Anfall von ihm reiß.

Der Erden Pracht ist Dunst. Tritt auff kein schlipffrig Eiß.

Vor allen scheu dich dein Gewissen zu beflecken.

Wenn Gott an jenem Tag uns frölich auff wird wecken;

Sol dise Beylag uns ein Kennezeichen seyn

Im Anblick aller Welt wer Gottes und wer mein.

Du hast des Höchsten Buch. Liß was er vorgeschriben.

Laß leichter Federn Gifft dir nimmermehr beliben /

Ein nicht zu sauber Blatt steckt reinste Seelen an

Mit Funcken die Vernunfft und Zeit kaum leschen kan.

Wofern ein Zweifel dir die Sinnen wil anfassen;36

So liß was Andreson und Witt uns hinterlassen /

Was Hacker auffgesetzt / was Laud uns vorgestelt /

Vnd sterbend unlängst noch bekräfftigt vor der Welt.

Du aber du mein Sohn! Leb indenck diser Wortte;

Du hörst den Vater itzt und König an dem Ortte /

Indem er sich nunmehr zu sterben fertig macht

Vor Recht und Grund gesetz. Drumb nim dich selbst in acht

Vnd meide meine Leich so schändlich zu beschimpffen /

Daß da man meinen Mord gesonnen zu verglimpffen

Indem man / weil noch wer von deinen Brüdern lebt /

Dich Ihn zu Nachtheil ehrt und auff den Thron erhebt;

Du dich erkühnen dörffst Ihr Vorderrecht zu brechen

Vnd was mein Blut anitzt bestärcken sol zu schwächen.

Fleuch / meide dise Schmach / geh solchen Rath nicht ein /

So wird der Götter Gott dein stärckster Schutzherr seyn.

HENRICH.

Mein König mich sol eh ein wildes Roß37 zureissen:

Als daß mich eine Zeit solt ungehorsam heissen /[43]

Als daß ich den Befehl aus meiner Seelen setz /

Vnd seines Seegens mich Herr Vater unwerth schätz /

Es blüh' auff seinem Stull der zu dem Stull gebohren.

Wer frembde Reich' einnimt hat durch Gewinn verlohren.

Bleibt Bischoff / bleibt mein Zeug! O wann sein Grab das mein!

PRINCES.

Ach! könte doch mein Tod erleichtern seine Pein.

HENRICH.

Herr Vater / ach solt ich mit ihm das Leben schlissen!

PRINCES.

Könt ich / mein Blut vor ihn mein Fürst / mein Herr / vergissen!

HERTZ.

Mein König rettet ihn kein Beystand keine Flucht?

PRINCES.

Bringt sein Anheimkunfft Herr / so schmertzenreiche Frucht?

CAROL.

Nun Kinder! lernt euch stets vor Gott dem Höchsten neigen /

Dem Bruder euer Pflicht Gehorsam zu erzeigen /

Dem Bruder / der (ob schon Ihn Well und Wetter treibt)

Doch diser Länder Fürst und euer König bleibt.

Lebt fester durch die Lib' als gleiches Blut verbunden.

Es werde Brüder Treu und Schwester Hold gefunden

In beyder Hertz und Geist weil etwas in euch lebt.

Noch eins und das zu letzt / Lernt von mir und vergebt.

Betrübt uns ferner nicht Princess mit mehren Zehren

Der Himmel blick euch an! er wolle dir bescheren

Was er uns nicht vergönnt / Er nehme der sich an

Der er den Vater nimt / die keinem trauen kan

Als dem der ewig treu! Er linder deine Schmertzen /

Princeß nimm unsern Tod so hefftig nicht zu Hertzen /

Vns rufft ein grösser Reich! Ade gelibter Sohn!

O Jugend die nicht fühlt wie die zustückte Cron

Auff Stuards Sprossen knackt! der Printzen Printz erhebe

Durch dich was in uns fällt / er segne dich und gebe[44]

Was unser Wundsch nicht kan / Er laß ihm unser Blutt

Für euch genehme seyn und rett euch aus der Flutt

Durch die wir überströmt. Geht! liben Kinder gehet!

Weil eur verdamter Fürst und Vater einsam stehet!

Geht! liben Kinder geht! der Vater steht allein!

Sein Purpur ist entzwey! ihn hült ein Traurkleid ein!

Doch schreyt sein weinend Hertz! ob gleich die Lippe schweiget

Zu dem der ewig herrscht und ew'ge Cronen zeiget!

Auch sein vergossen Blut wird mahlen auff den Sand

Das Vnrecht das er lidt. Auff Kinder! streckt die Hand

Mit uns zu beyder Gott! Er wird der Feinde wütten

Vnd stoltzem tolle seyn / in kurtzem Trotz gebitten /

Diß hofft ein schmachtend Hertz. Ade mit disem Kuß!

Vnd hirmit gutte Nacht! gebt unsern Thränen-Gruß

Wofern es Gott vergönt / dem fernen Paar der Brüder

Der Mutter die halb Todt / und eurer Schwester wider:

Der Mutter die kein Tag38 mir aus den Sinnen nam /

Von jener Zeit an da sie in mein' Armen kam.

Der Mutter / die ich nicht werd aus dem Hertzen lassen;

Biß mein enthalßtes Haubt wird auff dem Platz erblassen.

Welch Zagen setzt uns zu / wir fühlen nur zu woll

Wie scharff das Eisen sey das uns zutrennen soll.

Nehmt dise Denckmal hin und dise letzte Küsse!

Fahrt wol biß ich bey Gott ergetzt in Freud euch grüsse.

O! führt die Kinder weg! Ich laß euch Wehmutsvoll

Euch die Ich dort in Lust auff Ewig schauen soll!

Fahrt wol auff kurtze Zeit! sie gehn benetzt mit Zehren

In heisser Seelen Angst.

JUXTON.

Doch wird sie Gott gewehren

Mein Fürst mit steter Wonn' und was er hie verläst.

Er bau auff disen Grund!

CAROL.

Der Grund ist bey uns fest.

Muß schon ein Vater-Hertz die harten Riß empfinden;[45]

Doch müht der Geist sich hoch diß Leid zu überwinden /

Vnd schlägt den Jammer aus.

JUXTON.

Chur Pfaltz ist höchst bemüht /39

Mein König Ihn zu sehn!

CAROL.

Den König! der verblüht!

Danckt Chur Pfaltz vor die Treu. Er würd auffs neu erbittern

Durch seine Gegenwart / die Schmertzen die sich wüttern

Vnd an die Seele gehn: Ihr! sorgt für unser Leich!

Vnd zeigt dem Richmond an daß nach verrichten Streich

Wir dise letzte Gunst von ihm und euch begehren:

Er lasse nicht diß Fleisch durch schnelle Fäul auffzehren

Vnd gönn uns noch zu letzt die Handvoll Specerey40

Daß ob wir von der Welt; doch noch auff Erden sey

Was Cron und Thronerb schaw: er mag aus unserm Wesen

Vnd blassem Angesicht sein eigne Pflichtschuld lesen /

Wir sorgen weitter nichts. Diß was uns noch gelibt

Ist was vom Himmel kam und uns den Himmel gibt.


Chor der Syrenen.


I. Chor.


Himmel ist das Zil der Dinge / daß des Höchsten Hand gesetzt

Durch das schnelle Rad der Zeiten zu dem letzten Zweck gerückt!

Da der weite Bau der Erden durch die strenge Glut verletzt

Wird in Asch und Nichts verfallen! macht der Richter sich geschickt

Die grosse Schuld zu rechen /

Vnd alles einzubrechen.
[46]

I. Gegen-Chor.


Rasen darumb durch die Wellen / stärcker als die Welle geht /

Die geschwinden Sturm-erwecker? bricht drumb Ost den Westen ein?

Wil die Klippe darumb spalten / wird die Seichte drumb erhöht?

Wil die Vorburg Amphitritens auch nicht länger felsern seyn /

Weil alles über Hauffen

In einem Nun sol lauffen?


I. Abgesang beyder Chore.


Wie? oder stellt des Höchsten Macht

Ein unerhörtes ändern an?

Hat sich sein Geist auff was bedacht

Das kein Gemütt ersinnen kan?


II. Chor.


Kaum in einem Sonn-umblauffen sind schir alle Thron entleert.

Cimberns Silber-Haar verstäubet / weil der Cron-Erb wird verschart.

Der Sarmater Fürst gesegnet eh die Auffruhr ihn beschwert

Bosphers Blitz / Europens Schrecken / hat den grausen Strang erhart.
[47]

Der stirbt / eh' als er stirbet

Der so wie er verdirbet.


II. Gegen-Chor.


Auf den Iber wetzt man Klingen / und verschwert auf Portugall.

Auch der Adler siht Verrähter / Franckreich greifft die Liljen an.

Nun erbebt das Rund der Dinge / über Stuards herbem Fall.

Amphitrit ist gantz bestürtzet daß die Tems es wagen kan.

Sah man in einem Jahre

So viler Printzen Bare?


II. Abgesang.


Des Himmels Licht entbranter Schlag

Geht auff der Völcker Hirten loß

Nun rette wer sich retten mag /

Ihr Schafe fliht. Die Noth ist groß.

Quelle:
Andreas Gryphius: Carolus Stuardus. Stuttgart 1972, S. 27-48.
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