Inhalt deß Trauer-Spiels.

[6] Catharine, Königin von Georgien in Armenien / nach dem Sie ruhmwürdigst jhr Königreich wider den grossen König in Persen zu vnterschiedenen malen beschützet / jhres Schwehers vnd Ehegemahls Tod gerochen / vnd endlich von dem König auß Persen mit vnüberwindlicher Macht vberfallen / hat Sie sich in eigner Person in das feindliche Läger begeben / vmb Frieden zu bitten: Alda sie stracks in gefängliche Hafft genommen / nach Schiras der Persischen Hoffstadt verschicket. Vnd von dem verliebten Könige verwahret worden. An welchem Ortt nach etlichen Zeit / als Sie dem in vnkeusche Liebe entbrandten Könige die Ehe abgeschlagen / vnd bey Christi Bekändtnüß verharret; Sie / (vnangesehen sich viel vmb jhre Freyheit / vnd zuförderst deß Reußnischen Großfürsten Gesandter höchlich bemühet /) die erschreckliche Marter der glüenden Zangen standhafftig außgestanden / vnd jhr jammer-volles Leben voll freudiger Geduld / auff dem Holtzstoß vollendet. Der gantze Verlauff jhres Lebens wird weitläuftiger erzehlet von jhr selbst in der dritten Abhandelung vnd was dem anhangend / von dem Armenischen Gesandten / in dem Sechsten Auffzuge der ersten Abhandelung.


Inhalt der Abhandelungen

[7] I.


Die Ewigkeit verwirfft die Eitelkeit der Welt; vnd zeiget durch was Mittel die vnvergängliche Ehre zu erlangen. Demetrius vnd Procopius / welche in heimblichen Verstande mit der Königin Statt-Jungfer / werden durch selbte zu der Königin / durch die von zugerichtetem Weine eingeschläffete Wache geführet; entdecken selbiger den Zustand Georgiens / vnd versichern Sie gewisser Erledigung. Solche Unterhandelung wird gestöret durch unverhoffte Ankunfft deß Persischen Königes / welcher vmbsonst / der Königin Keuschheit zugesetzet. Das Gefangene Frauenzimmer beschleust / vnd beklaget mit einem Trauer-lide / deß Vaterlandes Vntergang.


II.


Chach Abas beklaget sich daß seine Liebe sonder Frucht. Wird abgefordert zu der Abschieds Verhör deß Gesandten auß Reussen / welcher in selbter den König vmb Erledigung der Catharine belanget / die jhm zwar versprochen / Chach Abas aber beklaget bald nach abtritt deß Gesandten / daß er zu vnbedachtsam in ihre Freyheit gewilliget. Die Abhandelung wird geschlossen von den Reyen der von Chach Abas ermordeten Fürsten.


III.


Der Reußnische Gesandte besuchet die Gefangene Königin: Versichert Sie jhrer Freyheit / vnd höret den gantzen Verlauff jhres Lebens an. In dessen entschleust sich Chach / bestritten von Lieb: Eyver vnd Ehre / der Königin sein Ehebett vnd Persische Crone /oder den grimmigsten Tod vorzuschlagen. Die Abhandelung wird beschlossen von der Königin Frauenzimmer/ welches sich zu der vermeineten heimreise fertig machet.
[8]

IIII.


Die Königin bereitet sich zwar zu dem vermeineten Auffbruch / muthmasset aber / in dem Sie eine unverhoffte Traurigkeit überfället / daß ein neues Vnglück vorhanden. Ihr entdecket Iman Culi deß Königs endlichen Schluß. Catharine wehlet den Tod / bereitet sich zu dem letzten Kampff / gesegnet das betrübte FrauenZimmer: Vnd wird von dem Bluttrichter abgefordert. Die Tugenden vermahnen in dem Reyen die Menschen zu wahrer Beständigkeit; vnd schlissen den Streitt deß Todes vnd der Liebe / welche jhre Macht herauß streichen.


V.


Serena, welche bey der Marter der Königin in Ohnmacht gefallen; wird von den Verschnittenen in das FrauenZimmer getragen / vnd erquicket: Sie erzehlet den übrigen Jungfrauen der Königin Leiden vnd Beständigkeit. Selbige eilen vmb der Königin Leiche abzuholen: finden Sie aber gleich auff dem Holtzstoß auff welchem Sie ruhmwürdigst jhr langes Elend endet. Chach Abas / welcher seine Geschwindigkeit bereuet; gibt Befehl den Iman Culi zu binden: vnd die Königin zu retten aber zu spätt. Der Reußnische Gesandte erhält nachricht von der Königin Vntergang /vnd verweiset solche Grimmigkeit dem Seinel Can, in dem Schach Abas der Catharine Tod zu langsam beweinet.[9]


Quelle:
Andreas Gryphius: Catharina von Georgien. Stuttgart 1975, S. 6-10.
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