Die Fünffte Abhandelung.

[96] Der Käyserin Cämmerer. Papinianus.


Mein Herr: Die enge Zeit vergönnt an disem Ort /

Bey so verwirrtem Lauff uns leider wenig Wort.

Er siht wohin sein Glantz (O Licht der Welt) verfalle:

Rom zittert über Jhm / und starrt; wir trauren alle;

Doch eine Seel allein sorgt standhaft noch vor Jhn /

Wir sehen Julien in Jhrem Sohn verblühn:

Sie hat der heisse Schmertz so hefftig nicht gebunden /

Daß Sie ohn Wehmut könt empfinden seine Wunden.

Sie beut Jhm Jhre Recht': Er reich' Jhr seine Hand /

Und rette Sie und sich Jhr beyder Heil und Stand /[96]

Besteh' auff beyder Trew. Jhm steht das Läger offen;

Sie hat durch Jhn den Thron und Er die Cron zu hoffen.

Nur muttig sich erklärt.

PAPINIANUS.

Fällt unter so vil Pein

Der grossen Julien noch mein Gedächtnüß ein:

So überlege Sie wie Ich vorhin gestanden /

Und glaube daß Ich noch (ob Pein und Tod vorhanden

Und nach der Seelen ziel) zu wancken nie gedacht.

Der Käyser blitz' auff mich / mißbrauch' erhjtzter Macht /

Und suche meinen Fall / doch wil Ich treue sterben.

Ich suche keinen Thron durch Meuchelmord zu erben.

CÄMMERER.

Wer leider hir zu trew hat Hals und Leib verschertzt!

PAPINIANUS.

Dem Fürsten ward das Pfand der Trew hirauff versetzt.

CÄMMERER.

Dem Fürsten! der numehr der Treusten nicht verschonet.

Man ist / wenns Cronen gilt / der Trew gar ungewohnet.

PAPINIANUS.

Mir wird was ungewohnt bey frembder Noth anstehn.

CÄMMERER.

Läst Er die so Jhn acht in Jhrer Angst vergehn?

PAPINIANUS.

Sie wag Jhr Schiff nicht mehr auff die ergrimmte Wellen.

CÄMMERER.

Sie sucht das Sein' auß Sturm in sicheren Port zu stellen.

PAPINIANUS.

Sie leide sich und ruh' und meyde die Gefahr.

CÄMMERER.

Sie rufft Jhn auff den Stul von schwartzer Todten-Baar.

PAPINIANUS.

Die Mir die Tugend selbst zum Ehren-Bett' auffsetzet /

Die Ich weit über Stül und Lorber-Krantz geschätzet.

Man red uns nicht mehr ein / und ob es wol gemeynt /

Taug doch die Meynung nichts! wer meinen Fall beweint

Siht nicht wie hoch Ich sey durch disen Fall gestigen /

CÄMMERER.

Ach leider wenn sein Haubt wird vor dem Richt-Beil ligen.


[97] Eugenia Gracilis. Papinianus Hostilius. Papinianus. Ein Haubtmann.


Ach was erwarten wir! warumb die grauen Haar

Auff disen Tag verspart! was sind die langen Jahr

Als Staffeln zu der Angst / die das gekränckte Leben

Nach so vil rauer Qual dem Abgrund übergeben?

In welchem Ehr und Ruhm und Stand und Glück versinckt /

Und unser hoffen selbst in tiffster Schmach ertrinckt.

Mein Sohn! ach wenn du mir die Augen zugedrücket!

Wenn du den kalten Leib zu letzter Grufft beschicket /

Eh dises Licht anbrach! hätt Ich nach höchster Lust

Das lib' Elyser-Feld mit Freuden-voller Brust /

Umbkräntzt mit deiner Ehr und hohem Glantz besuchet!

O wüntschen sonder Frucht!

PAPINIANUS.

Wer nur dem Wechsel fluchet /

Und bloß die Hoheit libt / die auff- und untergeht:

Nicht anders als Dian, die jtzt in Flammen steht /

Bald aber zanckicht wird / und ehe sie sich theilet

Schon vor der Sonn erblast / und in ihr dunckel eilet /

In dem Sie gantz verschwindt: Der kennt das strenge Recht

Deß schnellen Lebens nicht. Was sterblich: Schwebet schlecht

Auff lauter Ebb und Flutt. Was uns pflag groß zu machen /

Was vor der Welt uns zirt; das sind geborgte Sachen.

Was druckt und was man druckt / ist nur der leere Tand.

Im Hertzen steht der Schatz den keiner Rauber-hand /

Im Hertzen blüht der Ruhm / den keine Macht entführet.

Was Mutter mich und dich auff unvergänglich ziret:

Nimmt uns kein Bassian. Heut ist der grosse Tag

Den wer uns trew und huld / mit Lust bejauchzen mag.

Der Tag ists welcher dich zu einer Mutter machet /

Deß Sohnes / der den Trotz der rauen Macht verlachet /

Deß Sohnes der vor stand / und Gold / Gewissen schätzt /[98]

Und vor das Heilge Recht / den reinen Leib auffsetzt.

Diß ist der Tag der mir die Ewigkeit bescheret.

Der mir was Zeit noch Leid zutreten kan / gewehret.

Auff Mutter! trockne denn diß thränende Gesicht.

Mißgönne mir und dir die herzlichst Ehre nicht.

HOSTILIUS.

Mein Sohn! wehn wollten nicht die hoch-erlauchten Sinnen /

Der unerschreckte Mutt der grosse Geist gewinnen?

Welch Vater solte nicht ob einem solchen Sohn

Sich freuen vilmahl mehr denn über Stab und Cron?

Doch leide: Daß Ich noch mein schmachtend Hertz außgisse /

Das über deiner Noth die heisse Schmertzen risse

Durchfoltert und zuzwickt. Man nennt diß Leiden schön;

Wahr ists daß Socrates mit Ruhm muß untergehn.

Callistenes verfil zu deß Pelloeers Schande

Und immer neuen Schmach. Athen beseufftzt die Bande

Deß tapffern Phoeions, die / die jhm Gifft gemischt;

Hat die geschwinde Rach in höchstem Grimm erwischt.

Der grosse Seneca hat als er auffgeriben /

Deß Fürsten grause That mit seinem Blutt beschriben.

Deß freyen Paetus Lob kan nimmermehr verblühn /

Und Burrhus Redli[ch]keit wird keine Nacht bezjhn.

Schön ists / mit einem Wort / den Geist vors Recht hingeben /

Doch schöner Recht und Reich erretten durch sein Leben.

Wer vor die Tugend fällt: thut wol. Der noch vilmehr

Der vor die Tugend steht. Wenn Aeolus zu sehr

Sich gegen Segel setzt / und die getrotzte Wellen

Mit Schlägen / Schaum und Sand das müde Schiff zuschällen:

Gibt man den Winden nach / und rudert wie man kan /

Nimmt keine Strich' in acht / fährt rück- auch seitwerts an /

Biß sich der Sturm geschwächt; denn eilt man einzubringen

Was vor auß Noth versäumt. So muß die Fahrt gelingen!

So bringt man Schiff und Gutt an das gewüntschte Land /[99]

Wer hir sich widersetzt und durch das freche Band

Der tollen Klippen rennt: muß sammt dem Mast versincken.

Es ist / ich geb es nach / schwer / grimmer Fürsten wincken

Stets zu Gebote stehn / doch kan ein grosser Geist

Durch Sanfftmut / offt / die Macht die alles trotzt und reist /

Entwehren: Daß Sie sich als ein Gewitter lindert.

Man geb umb etwas nach. Wenn man den Strom verhindert

So reist er strenger durch. Offt hat geringe Zeit /

Offt ein gelinder Wort / die scharffe Grausamkeit

Bezwungen und bepfählt. Wenn die nun stillen Sinnen /

Deß heissen Zornes leer: denn kan man vil gewinnen.

Denn pflantzt man Redli[ch]keit auch Wunder-thiren ein.

Zäumt Löwen / baut das Heil der sorgenden Gemein.

Denn rettet man sich selbst / bringt Länder auß verterben.

Schützt Völcker / bauet Städt / und zeucht auß Fall und Sterben

Wornach der Tod schon griff.

PAPINIANUS.

Genung! ich merck' es schon

Die Väterliche Lib' und Neigung zu dem Sohn

Bringt dise Meynung vor. Papinian soll hören

Was bey dem Unfall kan ein Röm'scher Rath-Herr lehren.

Hostilius versteht daß sein Papinian

Woll sterben: Aber nicht dem Mörder schmeicheln kan.

Man muß je Fürsten was zuweilen übersehen!

Nicht stets entgegen gehn / bemänteln was geschehen /

Verdecken manchen Feil / erinnern wenn es Zeit /

Anzeigen wo gejrr't: Und mit Bescheidenheit.

Wenn aber solch ein Stück ob dem die Welt erzittert /

Ob dem was nah und fern bestürtzt / und höchst erbittert /

So sonder Schew verübt / stehts keiner Seelen frey;

Daß Sie so schnödes Werck vor schön' und recht außschrey.

Hir fordert mich der Fürst! wie könt Ich doch entweichen?

Er steht nach meinem Ruhm. Eh muß die Sonn' erbleichen:

Als daß Sie Mich befleckt / verzagt / und feig anschaw.[100]

Ich weiß daß Antonin selbst ob der Mord-That graw;

Solt Ich denn solch ein Stück / trotz Sinnen! trotz Gewissen!

Außstreichen? Und die Faust die noch blutt-triffend / küssen?

Nein! Nein! es koste Stand / es koste was es wil!

Mein Vater! wer verleurt; gewinnt auff disem Spil.

EUGENIA.

Ach was verlir Ich nicht! O Stab der müden Jahre!

HOSTILIUS.

O letzter Trost! O Ruhm! O Schutz der grauen Haare!

PAPINIANUS.

Eur beyder Lebens-Schiff / eilt an das libe Land /

Und darff nicht vilmehr dinst. Vergönnt daß Ich die Hand /

(Weil es deß Himmels Schluß) dem Ruder was entzihe;

Vergönnt daß Ich dem Sturm der ankommt / schnell entflihe.

HOSTILIUS.

O Dinst! O Schiff! O Sturm! O Schiffbruch an dem Land!

EUGENIA.

O wer gibt meiner Asch' ein leichtes Häufflein Sand!

PAPINIANUS.

Geduld und Tugend kan ein ewig Grabmal stifften.

EUGENIA.

Wie wird mir? Irr ich schon in Leichen-vollen Grüfften?

HOSTILIUS.

Ja freilich bin Ich schon ein leben-loser Leib /

Der Freunde Furcht und Angst! der Feinde Zeit vertreib!

Deß Käysers Haß und Schimpff!

PAPINIANUS.

Nun Vater! Er betrachte;

Vor wehn Jhn Reich und Volck und Rom und Nach-Welt achte!

Gebt Römscher Rath-Herr! gebt nicht zarten Schmertzen nach![101]

Ein steiler Felsen steht / ob schon die schnelle Bach

Hell rauschend umb Jhn scheust. Eugenie bedencket

Daß Euch durch meine Schmach stets blühend Lob geschencket!

Entweicht! man fodert uns! verschmertzt was euch betrübt!

Der zagt vor keiner Angst der Recht und Götter libt.

Was bringt der Haubtmann vor?

HAUBTMANN.

Der Käyser hat befohlen /

Durchlauchter / alsobald Jhn in den Rath zu holen.

PAPINIANUS.

Ich komm.

HAUBTMANN.

Ach werther Held! Er nehme sich in acht!

PAPINIANUS.

Ich thu's! und bin auff mein / und's Käysers Heil bedacht.

HAUBTMANN.

Man sagt: es sey sein Ambt schon andern übergeben.

PAPINIANUS.

Es wird ein ander kaum nach meinen Sitten leben.

Mein Nachsaß (glaubt es fest! die Seele gibt mirs ein!)

Wird thöricht: oder bald mein ernster Rächer seyn.


Bassianus. Papinianus. Sein Sohn. Die Auffwärter deß Käysers. Papiniani Diner. Die Schergen mit den Welle-Beilen.


BASSIANUS.

Wir sind / Papinian, auff die Geheimnüß kommen!

Die Nebel-Kapp' entfällt / weil was Er vorgenommen;

So hell als Phoebus stralt / vor aller Augen ligt.

Was ists daß man uns stets mit Worten eingewigt?

Daß man so steiff auff Recht und Heili[g]keit kan pochen?

Wenn man verschworne Trew leichtsinnig hat gebrochen?

PAPINIANUS.

Mir kommt was Antonin vor Sonnen-klar außgibt:[102]

Noch zimlich dunckel vor. Wer reine Tugend libt:

Bricht weder Trew noch Eyd und achtet kein verklagen /

Dafern Er hinderrücks wird gifftig angetragen.

BASSIANUS.

Was noth / daß man die Sach' als frembd' ins ferne stöst:

Wenn der verdeckte Grund der Sinnen schon entblöst?

Kennt man die Häubter nicht die sich auff uns verschworen?

Und Getam zu dem Thron durch unsern Tod erkoren?

PAPINIANUS.

Es sey auch wie es sey! hir ist mir nichts bekant.

BASSIANUS.

Bot nicht Papinian Jhm selbst Rath / Hülff und Hand?

Wie steht Er so verwirrt? So starrend? Was zu schlissen?

Schaut an! Jhn überweist sein überzeugt Gewissen!

PAPINIANUS.

Ich starr! und bin verwirrt / ob diser neuen List!

Frey aller Schand und Schuld! Komm wer du Kläger bist!

Komm wer du zeugen kanst! entdecke mein Verbrechen!

Trit vor / der du mich wilst ob solcher That besprechen!

Wer ists mit dem Ich je auff solche Sprünge kam?

Den Ich bereden könt' und in den Bund annam?

Mein Fürst! Ich bitt umb Recht! bin Ich zu überweisen;

So fall Ich willigst hin. Man brauche Stahl und Eisen /

Und was gerechtes Recht auff Ertz-Verräther setzt.

Wofern Verläumbdung sich mit diser Schmach ergetzt;

So richt auch / wer sich stets vor meinen Feind erkläret /

Und sprech ein Urtheil auß. Was irr ich? Man beschweret

Mein' über-reine Seel auß Neid / mit diser Schuld /

Damit man meinen Tod beschöne! Nur Geduld!

Die Welt ist nicht so blind / noch so verführter Sinnen;

Daß sie durch solche Träum' und Mährlin zu gewinnen.

Glaubt es der Käyser wol / (wie hoch er auch erhitzt)

Daß sich Papinian mit solcher Schmach beschmjtzt?[103]

BASSIANUS.

Die Sach' erlaubt uns nicht ein lang Gericht zu hegen.

Papinian kan leicht die Klage widerlegen:

Wenn Er mit erster Trew deß Käysers Schluß außführt.

Was sind vil Worte noth wo man die Wercke spürt?

Fragt Er; ob Antonin Jhn ob der That verdencke?

Wir fragen: Ob Er uns mit Ungehorsam kräncke?

Doch glimmt die Libe noch in seines Fürsten Brust.

Da Jhm Papinian der schnöden That bewust:

So glaub Er wir verzejhn: Er bitt uns nur die Hände;

Und baw auff erste Pflicht ein wol-gewüntschtes Ende.

Dafern er sonder Schuld; warumb sich widersetzt?

Und durch hartneckicht seyn deß Fürsten Macht verletzt?

PAPINIANUS.

Jhr Götter die Jhr jtzt / und wenn wir nun entschlaffen /

Die vorgesetzte Lust / und wol-verdinte Straffen /

Ohn irren zuerkennt / die niemand trügen kan;

Ich ruff euch auff diß Haubt zu Zeug- und Richtern an!

Gönnt / wo Ich ursach je zu disem Wahn gegeben:

Mir nimmer Rast noch Ruh! es schwerme nach dem Leben

Mein hart-beklämmter Geist durch dicker Nächte Lufft!

Und wimmer / seufftz' und heul' umb meine Todtengrufft!

Der Fürst verzeihe dem / der was Ich nie verrichtet /

Der was Ich nie gedacht; mir Gottlos angedichtet.

Mir seh er keine Schuld / list noch verbrechen nach;

Weil wider Jhn mein Hertz mit Vorsatz nichts verbrach.

Ists tödlich / daß Ich nichts thu wider mein Gewissen /

Daß der von Jugend auff der Rechte sich beflissen /

Auff den die grosse Welt mit vollen Augen siht /

Der für deß Fürsten Ehr unendlich sich bemüht /

Ein Stück das Antonin in heissem Zorn begangen /[104]

Nicht außzustreichen weiß: so wüntsch Ich mit verlangen /

Den höchst-gelibten Tod. Ich bin deß Lebens satt!

Das so vil krummer Gäng und wenig rechter hat.

BASSIANUS.

Der geht sehr krumm der stets die höchste Macht wil richten!

PAPINIANUS.

Krumm geht / wer Laster lobt / und Tugend kan vernichten.

BASSIANUS.

Hört den vergällten Mund / den falsch-gesinnten Geist.

Was hält uns länger auff? Die rasend Ehrsucht reist

Den Mann auff frembde Werck'. Jtzt! jtzt ists Zeit zu thämmen!

Und den geschwellten Mutt durch letzten Zwang zu hemmen!

Er siht sein einig Kind / und siht es jtzt zu letzt /

Wo er mit einem Wort sich ferner widersetzt:

Stracks Diner! Stock und Beil.

PAPINIANI SOHN.

Es ist ein Mensch geboren!

Und als ein Mensch dem Tod in der Geburt erkoren /

Geboren in die Welt! doch von Papinian!

Geboren / wo man nur durch Tugend leben kan!

Erkoren von dem Tod als mich die Welt empfangen!

Erkoren von dem Tod der stets mir nachgegangen!

Noch an der Mutter Brust! der Vater bebe nicht!

Mir wird der schöne Tod zu einem hellen Licht;

Das als ein schimmernd Stern wird durch die Nach-Welt stralen /

So lang als Phoebe soll die braunen Wolcken mahlen.

Mein Vater!

BASSIANUS.

Reist jhn fort!

PAPINIANUS.

Warumb? Der Käyser hör!

BASSIANUS.

Warumb? Umb daß er Sein!

SOHN.

Und theilhafft seiner Ehr!

PAPINIANUS.

Mein Kind! Mein wahres Blutt! du stirbst! doch sonder Schande![105]

Vor mich! zu meiner Straff! entschlisst die ehrnen Bande!

Ich habe / nicht mein Kind / deß Käysers Grimm entsteckt!

Mein steiffer Vorsatz hat den harten Zorn erweckt /

Ich komm / und bin bereit mit meinem Haubt zu büssen /

BASSIANUS.

Der Käyser wil von dir nichts denn Gehorsam wissen.

PAPINIANUS.

Wol! wol! so stirb mein Kind! weil es der Käyser heist!

Wir sind gehorsam! Fürst! ein unerschreckter Geist /

Thut willig: was uns nur das Heilge Recht erlaubet.

SOHN.

Nun Vater! gute Nacht!

PAPINIANUS.

Der grimme Zufall raubet /

Mein Sohn / dir Jahr und Stand / und was die Erden schätzt;

Doch schenckt Er was kein Beil noch Sturm deß Glücks verletzt.

Mein Sohn! stirb unverzagt! diß Leben ist ein krigen /

Voll Angst / ein solcher Tod: das allerhöchste sigen.

BASSIANUS.

Der Sig wird warlich dir gar nicht ersprößlich seyn.

PAPINIANUS.

Diß ist der höchste Sig / daß mein Gewissen rein.

BASSIANUS.

Schaut Völcker / dises heist vor grosser Weißheit rasen /

PAPINIANUS.

Solch rasen hat mir nie die Geister angeblasen.

BASSIANUS.

Es bläset in den Wind was dich so groß gemacht.

PAPINIANUS.

Wind / Schatten / Rauch und Sprew ist aller Menschen Pracht.

BASSIANUS.

Das zeugt Papinian, der Nichts auß Allem worden.

PAPINIANUS.

Es stürmt heut auß dem Ost / und morgen leicht auß Norden.

BASSIANUS.

Der Sturm riß deinen Stamm mit Ast und Wurtzel auß.[106]

PAPINIANUS.

Vor zweiffelt Ich; nun hab ich ein beständig Haus.

BASSIANUS.

Beständig / wenn dein Sohn in eignem Blutte badet.

PAPINIANUS.

Dem weder Beil noch Grimm deß Fürsten hat geschadet.

BASSIANUS.

Geschadet? Bringt hervor sein abgeschmissen Haubt!

PAPINIANUS.

Nun seh Ich / O mein Kind! was Ich von dir geglaubt!

Ich schaw den hohen Mutt! die unverzagten Sinnen!

Die nicht durch Furcht / durch Angst / durch dräuen zu gewinnen /

Die in den frechen Tod sich unerschreckt gewagt.

Die / ob dem alles bebt / und zittert / nicht verzagt.

Die standhafft / ob wol zart! vor Threnen / Blutt vergossen /

Und engen Lebens-Zil / mit weitem Ruhm beschlossen.

Rühmt Eltern eure Frucht die umb deß Landes Heil /

Für Wund und sterben bot das edle Leben feil!

Mir bleib es unverwehrt den Sohn recht außzustreichen /

Der für Recht / Gott / und Land und Vater wolt erbleichen!

Der meine blühend Ehr ergetzt durch disen Preis!

Und seine fest gestellt! wie grosser Väter Fleiß /

Und Glück / und Ruhm ist nicht auff erstes Kind abkommen!

Durch das der Ahnen Licht beschwärtzt und abgenommen!

Wie wenn Diane sich vor Jhren Phoebus stellt /

Und den durchlauchten Glantz entzeucht der trüben Welt.

Den grausen Kummer kan mir der Verlust benehmen.

Ich darff deß meinen mich weil Menschen sind nicht schämen.[107]

BASSIANUS.

Was rath! deß theuren Manns standhaffte Tapfferkeit

Lockt aller Hertzen an! uns zwingt die raue Zeit

Auff Heil und Reich zu sehn. Soll unser Land denn sagen

Wie steiff Papinian sich gegen uns getragen!

Der ob die Lippe schweigt; uns raw und herb auffrückt /

(Entschuldigt ers nicht selbst) was unser Hertze drückt!

Soll Rom und Läger denn stets auff uns beyde sehen?

Und weil es jenen lobt: Uns höchst-empfindlich schmähen?

O Götter! hätt Er uns nicht tausendfach verpflicht.

Doch wenns an Zepter geht / gilt Dinst und Freundschafft nicht.

Man muß! wir haben schon sein Blutt vergissen lassen!

Man gab / Jhm anlaß sich zu rächen / uns zu hassen!

Solt Jhm / was wir verübt nicht zu Gemüte gehn:

So must in seiner Brust kein Vater-Hertze stehn?

Ach! müssen wir die Faust in seinem Blutte färben!

Wir müssen! ach! es sey! Papinian soll sterben.

PAPINIANUS.

Gar willig! grosser Fürst! diß kan / diß wil Ich thun!

Es müsse von nu an die lange Zancksucht ruhn /

Die Hof und Hof zertheilt / und Freund auff Freund verhetzet!

Es falle was bißher / dir Rom / sich widersetzet!

Last Götter mich vor Fürst / vor Rath / Volck und Gemein /

Vor Läger / Land und Reich / ein rein Sün-opffer seyn!

Ade gelibte Stadt! Beherrscherin der Erden!

Es müsse deine Macht umb so vil grösser werden;

Als Ich mich vor dein Heil auffrichtig stets bemüht!

Ade sigreicher Fürst! der ins verborgen siht;

Siht das sein Ruhm allein der Zweck sey meiner Thaten.

Gebt Götter / die dem Thron so wol und besser rathen;

Als Mir je möglich war. Kommt Diner! kommt herzu!

Versichert Plautien daß Ich in lange Ruh /[108]

Auß langer Noth versetzt! sie mässig' ihre Zehren!

(Die wo was nach uns bleibt die Geister mehr beschweren /

Als wol der Pövel meynt) Sie glaub! ob wir geschwind

Doch / durch der Parcen Schluß / auff kurtz getrennet sind!

Sie halt ob dem was uns kan nach dem End erheben!

Sie ehre meinen Tod / und folge meinem Leben!

Erinnert die / die mich in dises Licht gebracht;

Daß ein durchlauchter Tag uns reiss' auß langer Nacht.

Nemt Kleid und Mantel hin! wenn sich das Schaw-Spil endet /

Wird der geborgte Schmuck / wohin er soll / gesendet.

Man halt in meinem Hof umb mich kein Tod-geschrey!

Wer noch leib-eigen dint;53 sey loß. Ich geb jhn frey.

Und hirmit / gute Nacht! bleibt Freunde bleibt gesegnet!

Bleibt Helden bleibt gegrüst! wer seiner Noth begegnet:

Befödert seine Lust / und wird / wie klein er / groß.

Jhr die den Spruch außführt: Kommt Hals und Brust ist bloß.

Heilge Themis die du Sitten

Ins Geblütt hast eingepflantzet;

Die der grimmen Völcker wütten /

Durch gemeines Recht umbschantzet;

Und durch diß was du gesetzt

Dein gelibtes Rom ergetzt;

Gönne daß Ich dir zu Ehren

Dir / die Ich jtzt sterbend grüsse;

Die Ich annoch sterbend libe;

Mein nicht schuldig Blutt vergisse.

Und / (wo Ich was bitten kan)

Schaw diß Reich heilwertig an!

SCHERGE.

Geschehn! was mir der Fürst hat anbefehlen wollen /

BASSIANUS.

Du hättest unser Wort,54 durchs Schwerdt / außführen sollen /

Wie wird uns! ist er fort? Ligt nicht die Leich allhir?

Wir irren! Geta seufftzt und winselt für und für.[109]

Ach Vater! ach Sever! ach Bruder! ach wer springet

Mit Fackeln umb uns umb? Wer stöst uns! ach wer schwinget

Das von Blutt rothe Schwerdt? Wie? Bricht der Grund entzwey?

Wer bläst das Streit-Horn! ach! wir spüren was es sey:

Wie wir durch Beil und Stahl zu wütten sind geflissen

So wüttet in uns selbst ein rasend toll Gewissen.


Papinianus Hostilius. Eugenia Gracilis. Die Reyen deß Römischen Frauenzimmers. Der Erste Diner Papiniani. Der Ander Diner. Reyen der Diner Papiniani. Beyde Leichen.


HOSTILIUS.

O Seelen die Jhr noch bey uns / nun alles fällt /

In wahrer Treue steht! die Rom / der grossen Welt /

Als Lichter unser Zeit / ruhm-würdigst vor wird stellen /

Jhr die Jhr uns / die wir verteufft in Unglücks-Wellen /

Noch Händ und Armen reicht / und den entsteckten Grimm /

Deß Fürsten Euch bemüht / durch Anmut Eurer Stimm /

Durch seuffzen / durch gewein und Vorbitt auffzuheben;

Die ihr uns Sohn und Heil jtzt wieder sucht zu geben;

Geht hin! O Sonnen geht! vertreibt die schwartze Nacht /

Die alles auff dem Hof bestürtzt und dunckel macht /

Geht hin! es ward wol eh ein reissend Löw beweget;

Daß er sich auff die Schoß der zarten Frauen leget /

Und Raub und Zorn verliß! geht! was der Mund nicht spricht;

Bringt Stamm / und Schönheit vor / und eur bethränt Gesicht.

Die Rosen die der Taw der Zehren übergossen /

Der Zehren die vor uns und unser Blutt geflossen /

Geht ringt nach disem Ruhm / daß ihr der Erden Licht /

Deß Fürsten rechte Faust / Astreens Zuversicht[110]

Nach der der Tod schon griff; durch euren Fleiß erhalten /

So müsse nimmermehr eur Haus und Lob veralten!

Geht! und weil mir der Geist nur auff der Zungen hält;

Erlangt daß mich die Lust entzuck auß diser Welt /

Daß Ich die müden Jahr in Hertzens-wonne schlüsse;

Und sterbe / wenn Ich dich mein Sohn / mein Leben küsse /

PLAUTIA.

Kommt Mutter! steurt auff mich den abgezehrten Leib!

Legt den verdorrten Arm umb meinen Hals! Ich bleib /

Vor Eure Schnur / jtzt Stab. Kommt außerkorne Frauen!55

Freundinnen / den nicht kan vor unserm Jammer grauen.

Umbgebt diß vorhin hoch- jtzt tiff-gestürtzte-Paar!

Kommt! rettet neben mir so vil von einer Baar!

REYEN.

Last uns zu allererst deß Fürsten Mutter grüssen!

Sie komm' und knie mit uns zu deß erzürnten Füssen.

Kein grosses Hertz / das selbst ein rauer Unmut nagt;

Hat Beystand / dem der bat / in letzter Noth versagt /

PAPINIANI 1. DINER.

Reiß Erden! Himmel kracht! raast Zwirbel-wind und sauset!

Jhr steile Klippen springt! getrotzte Wellen brauset!

Führt Suden mich von hir wo unerhörte Kält;

Dem Nachruff Grantz und Zil was außzubreiten stellt!

Jagt Norden! jagt mich fort / wo Jhm der Weg verrigelt /

Und durch entsteckte Glutt / der Sonnen gantz versigelt!

Doch ach! wo wüntsch Ich hin! der Schrecken-volle Tag!

Die Jammer-schwangre Nacht bebt vor dem Donner-Schlag!

PLAUTIA.

Ach Götter! ach was ists! ach Himmel ists geschehen

Wo ist Papinian?[111]

1. DINER.

Man wird Jhn stracks hir sehen

REYEN.

Sag an! was klagst du denn? Was bringst du schrecklichs vor!

PLAUTIA.

Wo ist mein Herr und Kind?

1. DINER.

Nicht fern! nah an dem Thor!

Schaut an die treue Schaar bringt sie herein getragen.

Doch beyden / leider! sind die Haubter abgeschlagen!

Durch das verfluchte Beil! O Käyser! Rom und Stand!

O Sohn! O Vater! O gestürtztes Vaterland!

REYEN DER DINER.

O numehr! O nun wir in deiner Burg erscheinen!

Ach! steh uns frey zu weinen!

Flisst Thränen die vorhin der raue Hof verbot!

Ach / leider ach! ach! ach! Papinian ist todt.

REYEN DER FRAUEN.

O schrecklich Anblick! ach! die müde Mutter starret /

Und weiß nicht wie ihr wird. Der greise Vater harret

Den Athem einzuzjhn! und reist die grauen Haar

Von dem schir kahlen Haubt / und streut auff jede Baar

Deß hohen Alters Schnee! Schlag Plautie die Brüste.56

Fall in der Scheitels Pracht! Ja grüsse was dich küste.

Wofern dein heisses Leid sich hirdurch lindern kan.

Hir ligt dein libstes Kind / hir ligt dein werther Mann!

EUGENIA.

Ha! ha! ha! ha! ha! ha! ha! Sohn! ach! Sohn! ach Sonne!

Verdunckelt durch den Tod in Mittag deiner Wonne!

Und bin Ich noch nicht hin! O hört mein wüntschen an!

O Götter! O wofern euch die erbitten kan /

Die nichts zu bitten weiß / als ein geschwindes Ende;[112]

Verwandelt eh als ich mein Kind ins Grab versende /

Mich Mutter sonder Sohn / in einen harten Stein;

Entziht Verstand und Sinn dem schitternden Gebein /

Last mich wie Nioben in einen Fels verarten;

Ich wil den Donner-Stral nun unerschrocken warten.

REYEN DER FRAUEN.

Ach überhäufftes Trauer-Spil!

Ach höchster Seelen bluttig Zil!

Ach können die so schmählich untergehen /

Die vor das Reich! vor Fürst und Tugend stehen!

HOSTILIUS.

Ja schmählich / dem der Sie zu disem Beil verwiß!

Euch rühmlich! Sohn und uns! wer so die Welt verliß:

Besteigt der Himmel Burg! ach aber! ach ich sterbe!

In dem Ich Euren Ruhm Mein Sohn / und Sohns Sohn erbe!

Was steht die Ehre mich! verweister alter Greiß!

Was denckst / was gibst du an! verlaßner! ach Ich weiß

Ich weiß nicht von mir selbst! Ich bin in euch gestorben;

O hätt Ich dise Gunst vor lange Dinst erworben;

Daß man das Richt-Beil mir / daß man auff euch gewetzt;

Mit außgeholtem streich hätt' an den Hals gesetzt.

REYEN DER FRAUEN.

Der arme Vater kan der überhäufften Zehren /

Sich / was Er Sich auch sucht zu zwingen / nicht erwehren

Das pfnutzen dringt hervor! nur Plautien gebricht

Das weinen mit der Red': Jtzt schlägt Sie das Gesicht

Auff Jhres Libsten Leich / und starrt ob seinen Wangen /

Und küst sein bluttig Haubt. Jtzt eilt Sie zu umbfangen /

Deß Sohns enthalsten Leib / Jhr zweiffelnd Geist erschrickt:

Und streitet wo die Lib ein grösser Leid erblickt /

EUGENIA.

Ach! ach! Mein werther Sohn und du mein ander Leben!

Ach! soll Ich beyder Mich auff einen Tag begeben![113]

Euch ging das grimme Beil durch Nacken / Mir durch Hertz /

Euch tödtete der Zorn deß Fürsten / mich der Schmertz!

REYEN DER FRAUEN.

Ach Schmertz! ach Leiden!

Ach bluttig scheiden!

EUGENIA.

Ist diß Papinian! ist diß das Angesicht /

Nach dem sich Rom und Welt als seinem Leit-Stern richt?

Ist diß die schöne Stirn auff der der Tugend Wesen /

Und treu' Auffrichti[g]keit außdrücklich war zu lesen?

Ist diß der weise Mund ob dem die Erden starrt'

Auff dessen Außspruch man als auff Weissagung harrt'?

Ist diß die Edle Faust / die Feind und Krig vertriben?

Und Richtschnur und Gesetz der Nach-Welt vorgeschrieben?

Ist diß Papinian? Ist diß sein bluttig End!

Und kracht die Erden nicht / in dem Er in die Händ

Der Grausamkeit verfällt?

REYEN.

Ach Ursach! (ach!) zu klagen!

Welch Höllen-donner hat den Lorber-baum zuschlagen?57

Baum unter dessen Zweig man Schutz und Ruhe fand /

Welch Räuber nimmt dich hin / höchst-schätzbar Himmels-Pfand?

Wer wird? Wer wird nunmehr die unterdruckten schützen?

Der Witwen Beystand seyn? Wer die Verwaiste stützen?

EUGENIA.

Und du mein Morgen-Stern! O Hoffnung von dem Stat;

Stirbst umb deß Vatern Schuld / der keine Schuld nicht hat!

O weh! O soll Ich dir die Augen leider schlissen?

Und Zehren auff dein Blutt (Ich armes Weib!) vergissen?

O Rose die der Sturm in erster Blüt abriß!

Wie daß Ich / nicht noch nechst den müden Leib verliß!

Ja nicht vor Wonne starb da Rom dich selig schätzte /

Und sich ob deiner Ehr und Schaw-Spil höchst ergetzte!

Du hättest meinen Geist mit deiner Seel umbfast?

Du hattest was Ich jtzt soll thun / der Glider Last

Der letzten Glutt vertraut / und die noch übrig' Aschen

Und diser Knochen Rest / mit Thränen abgewaschen /[114]

Die mich vor Balsam / Myhr und Aloen erquickt!

O eitel wüntschen ach! ach! ach! der Himmel schickt

Was wider Recht der Zeit / die mich bestatten solten;

Erfordern diß von Mir! heist diß die Müh vergolten!

O Schluß der Götter ach! Ich / die nicht tüchtig bin

Leb und schwerm auff der Welt / die tüchtig sind: sind hin!

Schaut an mir schaut und lernt was wir zu hoffen haben!

Auff einmal soll Ich Kind und Kindes-Kind vergraben.

HOSTILIUS.

Vergraben / Stamm und Haus und Hülff / und Schutz und Ehr!

Doch Nein! die Ehre blüht und wächst je mehr und mehr /

Mein Sohn! auß deinem Blutt. Doch ligt Jhr auff der Baare /

Verwaister Eltern Schmertz und Stab der letzten Jahre.

O Jahr! O Stab! O Angst! mein krachend Hertz erstickt:

In dem euch durch eur Blutt gefärbte Purper schmückt.

REYEN DER FRAUEN UND DINER zusammen.

Ach wer wird Rom die Bluttschuld dir abwischen /

Durch die die Zwey ihr reines Blutt vermischen.

Ach! ach! O Fluch! O Schmach! ach Schmertz! ach Leiden!

Ach kläglich scheiden!

DER 2. DINER.

Betrübte / die Jhr hir in lauter Thränen schwimmt /

Seht vor Euch! Grimm auff Grimm und Trotz auff Trotz entglimmt.

Deß Fürsten Zorn scheint gantz in rasen sich zu wandeln /

Er heist was hir und dar erwürgt auffs hefftigst handeln.

Man schleifft durch Gaß in Gaß / in Hacken Leich auff Leich /

Ach daß Papinian der harten Schmach entweich!

Daß nicht sein Eingeweid beflecke Stein und Erden!

Eilt / last die Tyber nicht deß Greuels fähig werden.[115]

Wo waschen wir uns wol von diser Unthat rein /

Wenn der geweihte Fluß selbst wird entweihet seyn.

HOSTILIUS.

O! kan ein Schweffel-Pfeil auff schon entleibte blitzen!

Kan sich die freche Glutt auff todter Asch erhitzen!

Welch Nord reist Wurtzeln auß? Wenn er den Stamm zubrach

Eilt! eilt! tragt Baar und Leich ins innerste Gemach /

Schafft schleunigst was man darff zu beyder letzten Ehren /

Kommt Diner! mich verlangt die Reden anzuhören /

Wormit Papinian die schöne Thaten schloß

Mit welchen er sein Blutt vor Fürst und Recht vergoß.

REYEN DER FRAUEN.

Halt! Plautie Sie sinckt zu Jhres Liebsten Füssen.

Bestürmte Plautie! ob Er dir schon entrissen

Doch lebt sein hoher Geist in deiner keuschen Brust /

Sie ligt gantz Athem-los!

EUGENIA.

O angenehme Lust

O Sterben (wo du tod) das über alles Leben!

O Ruh (wo dich der Geist auff kurtze Zeit begeben)

Tragt! tragt Sie mit Jhm hin: Kommt Jungfern! helfft uns nach!

Ich lebend-Todte folg' euch Todten! wo die Bach

Der Thränen sich verstopfft; so soll mein Blutt abrinnen

Und mit dem Geist den Gang durch jedes Glid gewinnen.

REYEN DER FRAUEN.

Wir folgen doch nicht dir O Held zu deiner Grufft

Nicht dir den Ewigkeit in ihre Festen rufft!

Wir folgen grosser Mann höchst-klagend und gedencken

Das Recht mit deiner Leich und Sohn ins Grab zu sencken.


Ende.


Quelle:
Andreas Gryphius: Großmütiger Rechtsgelehrter oder Sterbender Aemilius Paulus Papinianus. Stuttgart 1965, S. 96-116.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Nachtstücke

Nachtstücke

E.T.A. Hoffmanns zweiter Erzählzyklus versucht 1817 durch den Hinweis auf den »Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier« an den großen Erfolg des ersten anzuknüpfen. Die Nachtstücke thematisieren vor allem die dunkle Seite der Seele, das Unheimliche und das Grauenvolle. Diese acht Erzählungen sind enthalten: Der Sandmann, Ignaz Denner, Die Jesuiterkirche in G., Das Sanctus, Das öde Haus, Das Majorat, Das Gelübde, Das steinerne Herz

244 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon