An einen falschen Zwey-züngeler

[21] Dv falscher böser Mensch/ auß dessen krummen Rachen

Die schwartzen Schlangẽ sehn/ in dessen schlimmen Mund

Das natterzischen pfeifft/ Du mehr alß tober Hund/

Du gantz verschalckter Fuchs/ du Hauß der grimmen Drachen.

Wil Dir deñ nicht einmahl der Leib vor Gifft zukrachen?

Es ist ja nichts an dir/ (Ich reds mit guttem Grund!)

Von deinem Lästerkopff/ biß auff die Zeh gesund/

Du bist so Teuffel schwartz/ alß du dich weiß kanst machen.

Ein jeder Wort auß dir schmertzt als ein schneidig Schwert/

Du leichter Ehrendieb/ bist Rad vnd Fewres werth/

Ja so Gerechtigkeit hier auff dem Erdkreiß wohnet;

So wird es deiner Zung so vbel noch ergehn/

Daß jeder der dich siht/ mit zittern sol gestehn/

Daß der sonst sanffte Gott dir schrecklich abgelohnet.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 21.
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