Jesu meine Stärcke

[95] 1.

Jesu meine Stärcke/

Dein Wunder-Wercke

Deine Gütigkeit/

Lobt mein armes Leben/

Dich wil ich erheben/

Heut und jederzeit/

Das dein Schutz

Mich vor dem Trutz

Der verda iten Höllen-Scharen

Gnädigst woll'n verwahren.


2.

Schleuß mich aus Erbarmen/

JESU in dein' Armen/

Nun der Tag anbricht;

Eile von den Sünden/

Mein Hertz zu entbinden/

Meiner Seelen-Licht.

Sieh' auf mich

Ich bitte dich

Rett' aus Angst und Finsternüssen

Mein erschreckt Gewissen.


3.

Wende was betrübet/

(Wo es dir beliebet)

Heut in Freud und Lust/

Das von Furcht und Zagen/

Unglück/ Creutz/ und Plagen

Mir nichts sey bewust;

Was ich hab

Ist deine Gab:

Die laß vor des Feindes wüten/

Deine Macht behüten.
[95]

4.

Herr! der Fürst der Höllen

Suchet mich zu fällen:

So durch Lust/ als Weh.

Ach treib seine Tücke/

List und Gri i zurücke/

Wo ich geh' und steh/

Ich bin dein/

Du bleibest mein

Mich wird nicht Freud/ Angst/ und Leiden

Jesu/ von dir scheiden.


5.

Gib daß es gelinge/

Daß ich was vollbringe

Herr! zu deiner Ehr/

Stärcke mein Beginnen/

Leite meine Sinnen/

Tröste/ führ/ und lehr/

Biß ich werd

Von dieser Erd/

Wenn mein Ruh-Tag wird ankommen

Zu dir eingenommen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 3, Tübingen 1963, S. 95-96.
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