Nonnen.

[68] Nonnen betriegen 1) wenn die Aebtißin und älteren Nonnen denen jungen Novitiat leichte machen und sie mit unterschiedenen harten Pflichten verschonen, biß dieselben ihr Gelübde gethan haben darauf sie mit denen harten Verrichtungen und Pflichten belegen, da doch solches denen Regeln des Ordens-Leben entgegen und die jungen Nonnen hierdurch hintergangen werden, also, daß es vielen gar bald gereuet das Gelübde gethan zu haben. 2) Wenn sie die jungen Mädgen von 5. 7. biß 8. Jahren in das Kloster nehmen, mit keiner Manns-Person reden lassen, und übrigens ihnen mit aller ersinnlicher Liebe biß in das 15te Jahr, wo sie ihr Novitiat antreten müssen, begegnen, damit sie ihnen von Kindheit auf das Kloster-Leben recht süsse machen mögen, welches doch vielen bey mehrern Jahren sehr bitter wird, und zu vielen abscheulichen Sünden Anlaß giebet. 3) Wenn die alten Nonnen an der Thüre des Gespräch-Saals unter der Zeit, da die jungen sich mit ihren Liebhabern an den Gegitter unterreden, Schild-Wache stehen, um ihnen Nachricht zu geben, wenn die Aebtißin kommet. 4) Wenn sie die Mönche und andere Liebhabers in Coffren oder andern Behältern in das Kloster bringen lassen und nach gepflogenen Vergnügen, sie auf gleiche Weise wieder hinaus schaffen. 5) Wenn sie nach getriebener Unzucht, des P. Martinez Artzney, pristina virginitas genannt (wodurch die Jesuiten in Spanien, Portugall und andern Oerten viel Geld erworben) adhibiren, damit sie auch bey physicalischer Untersuchung als Jungfern mögen angesehen[69] werden, und bey ereigneter Schwangerschafft solche als ein miracul Göttlicher Uberschattung und dergleichen ausgeben, wie jene Spanische Nonne, Valera genannt, gethan, und den Leuten weiß gemacht, daß sie einen Propheten nach der ihr geschehenen Göttlichen Offenbahrung, auf die Welt bringen würde. 6) Wenn sie sich von der Priorin eine Fasten-Zeit auf etliche Tage ausbitten, in welcher Zeit niemand zu deren Celle nahen darff, damit sie Raum und Gelegenheit haben, ihre Liebes-Händel zu vollbringen, oder aus dem Kloster zu fliehen und sie niemand bald einholen könne. 7) Wenn sie Leitern von Stricken machen, dieselben oben an den Fenstern oder andern Oeffnungen des Klosters befestigen und darauf ihre Galans zu sich aufsteigen lassen, oder selbst zu ihnen hinab steigen, auch wohl bey solcher Gelegenheit sich gar aus dem Kloster begeben. 8) Wenn sie in ihren Klöstern meistentheils etliche Prophetinnen haben, welche ihren Vorgeben nach, in vita passiva leben, in welchem die Seele gar nichts thue, sondern gantz alleine durch das Anhangen und Vereinigung mit dem Göttlichen Wesen, ohne eintzige That, Gelegenheit oder Betrachtung die Eindruckungen von GOtt bekäme, deren Reden, Worte und Thun, sie nun nicht als Menschen, sondern als GOttes Wort und Göttliche Verrichtungen ansehen und aufschreiben, so, daß wenn dieselben von vergangenen Dingen reden, sie es vor Offenbahrungen ausgeben, und wenn sie von zukünfftigen reden, vor Weissagungen halten, dadurch viele falsche Lehren aufbringen und viele Menschen[70] betriegen und verführen. Besiehe mehrers in Passe-par-tout de l' Eglise Romaine. Item den Haupt-Theil dieses Betrugs-Lexici.


Mittel: 1) Daß sich Eltern, ehe sie ihre Töchter ins Kloster schicken, wohl bedencken, damit dieselben nicht dereinst das Wehe über sie schreyen. 2) Daß sich das Frauenzimmer nicht so leicht zum Kloster-Leben resolvire, massen die Reue meistentheils nachkommt. 3) Daß man eine gewissenhaffte Aebtißin und Beicht-Vater ins Kloster setze.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Fortgesetztes Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket werden, Dritte Edition, Coburg 1730, [Nachdruck Leipzig 1981], S. 68-71.
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