Vierter Auftritt

[42] Orlofsky. Falke. Später Ivan. Zuletzt Eisenstein.


ORLOFSKY. Nun erklären Sie mir doch, Doktor, was Sie vorhaben?

FALKE. Gönnen mir Durchlaucht das Vergnügen der Überraschung. Vorläufig nur das eine: diese Olga ist die Kammerjungfer unseres Helden.

IVAN meldet. Der Marquis von Renard!

FALKE. Das ist unser Held selbst![42]

EISENSTEIN tritt ein. Ah, da bist du ja! Du siehst, ich habe mich beeilt. Das Souper hat doch noch nicht begonnen?

FALKE. O nein.

EISENSTEIN. Und die Damen, die reizenden Damen, die du mir versprochen hast?

FALKE. Sind alle hier im Speisezimmer versammelt.

EISENSTEIN mit einem Schritt nach rechts. Hier?

ORLOFSKY ihm entgegen. Sie wollen die Güte haben, mit uns zu soupieren, mein Herr? Ich heiße Sie willkommen.

EISENSTEIN verbeugt sich, dann leise zu Falke. Wer ist denn das junge hübsche Bürschchen?

FALKE vorstellend. Prinz Alexander Orlofsky, unser Gastgeber.

EISENSTEIN. Das ... das wäre ...

ORLOFSKY. Woher dies Staunen?

EISENSTEIN. Verzeihen Durchlaucht, aber die Tscherkessen, die ich bis jetzt kennenlernte, waren sämtliche größer und umfangreicher.

FALKE leise zu Orlofsky. Ich habe eine göttliche Idee. Ich lade seine Frau ein.

ORLOFSKY. Sie wird nicht kommen.

FALKE. Sie kommt! Ich habe ein Mittel. Beschäftigen Sie nur einen Augenblick den Mann. Im folgenden schreibt Falke einen Brief und läßt ihn durch einen Diener expedieren.

ORLOFSKY sehr ernst zu Eisenstein. Eine Frage, Herr Marquis.

EISENSTEIN. Bitte, bitte ...

ORLOFSKY. Ich ersuche Sie als Mann von Ehre zu antworten – aufrichtig – offenherzig – ohne Rückhalt!

EISENSTEIN. Wa – was?

ORLOFSKY. Trinken Sie ein Gläschen Madeira mit mir?

EISENSTEIN. Und das ist alles?

ORLOFSKY ungeduldig. Trinken Sie!?

EISENSTEIN. Mit dem größten Vergnügen.

ORLOFSKY ruft. Madeira, Ivan!

EISENSTEIN für sich. Und zu dieser Frage eine Einleitung, als ob der durchlauchtigeste Grünschnabel mein Beichtvater wäre![43]

ORLOFSKY. Setzen Sie sich. – Nun, so setzen Sie sich doch!

EISENSTEIN fällt in einen Sessel. Ich sitze schon!


Quelle:
Johann Strauß: Die Fledermaus. Text nach H. Meilhac und L. Halévy von C. Haffner und Richard Genée, Stuttgart 1976, S. 42-44.
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