Dritter Auftritt

[140] Alcantor allein aus dem Hause.


ALCANTOR. Aller Vorsicht ungeachtet, die ich bisher angewendet habe, will mir mein Herr Sohn dennoch zu gescheid werden, und die Entführung der Henriette zu Stande bringen; der feine Herr gieng nicht einmal zum Abendtische unter dem Vorwande sich wegen morgiger Reise früh in das Beth zu machen, und da ich nun sein Schlafzimmer eörfne, so ist der Vogel samt seinem Diener und aller Bagage davon geflogen, und in seinem und des Hanswursts Bethe liegen zween Peruquenstoecke, die Schlafhauben auf dem Kopfe haben. Vermuthlich sind sie Beyde gegangen, Vorkehrungen zu machen, durch welche sie heute Nacht mit ihrem Geliebten die Flucht ergreiffen wollen. Bis nun hat es unmöglich geschehen können, denn solange der alte Hasenkopf nicht zu Bethe geht, sieht er zu genau auf seine Tochter, und auch alsdenn soll die Sache nicht angehen. Der Friseur hat bisher im Hause verborgen alles wahrnehmen müssen, und nun geh ich gleichfals versteckter Weise dahin, und verbleibe die Nacht hindurch im Hause, um im Falle, daß mein Sohn noch die Entführung der Henriette unternehmen wollte, solches alsogleich zu verhindern. O Himmel! lasse ja nicht zu, daß heute jene Nacht sey, in welcher ich gezwungen werde ein Geheimniß zu entdecken, welches ich erst bey meinem Lebensende bekaunt zu machen mir vorgenommen habe Geht ab in des Hasenkopfs Haus.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 140.
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