Vierter Auftritt

[140] Der Hausmeister betrunken, eine Laterne tragend.


HAUSMEISTER. Das ist einmal richtig, für 8 Kreutzer kann man unmöglich ein besseres Glas Wein begehren, als man beym neuen Kellersitzer dort am Ecke bekömmt. / Ein Wein, wie eine Milch, das ist wahr / und so gut, so gesund, als er nur seyn kann. / Und so naß ist er, daß es eine Freud ist / ja was das beste ist, man mag trinken soviel man will, so schadt er einem nicht. / Taumelt. / er macht keinen Schwindel / und die Maaß nur für 8 Kreutzer, das ist zu verwundern / ich weiß[140] zwar nicht, was es für ein Gewächs ist, aber ein Kutscher, der neben mir saß, sagte mir, daß er ihn fuer einen Rheinwein halte / ich aber glaube, er ist ein Lerchenfelderausbruch. / Zwo Maaß und einen Pfif hab ich zu Leibe genommen. / Ich trinke zwar sonst nur eine Maaß, aber weil ich heute Nacht wieder wegen der Trud wachen muß, so hab ich mit Fleiß etwas mehr getrunken, daß mein Geblüt sauer wird, damit mich die Trud ungeschorren läßt, denn sie geht nur auf ein süsses Geblüt. / Ich sag dieß, trinken soll Jederman, aber nur so viel, daß ihm der Wein nicht etwa schadet, oder daß er sich gar, wie manche viehische Leuthe, volltrinkt. Taumelnd. Itzt muß ich nach Haus sehen, denn was weiß ich, was der alte Herr Alcantor gesagt hat, wer heut Nacht durchgehn will. / Meinerwegen mag durchgehn, wer will, wenn nur der Kellersitzer nicht durchgeht Taumelnd in das Haus.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 140-141.
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