Dritter Auftritt.

[333] Juliana. Alphonsus. Ramiro. Palamedes. Rodrigo. Die Pagen und Trabanten.


JULIANA.

Durchlauchtigster Monarch / wo Seine Gnade sich

Jm Lusitan'schen Reich hat jemahls lassen sehen /

So woll Er / grosser Fürst / Anitzo nicht verschmähen

Die Bitte einer Magd / so Jhm zu Fuße fällt!

Mein Vaterland ist Rom / der Julier Gezelt

Mein Wapen-reiches Hauß. Als nun vor wenig Jahren

Auff das berühmte Rom Printz Ferdinand gefahren /

Hat Selbter sich alldar / Dehn sonst die Tugend lobt /

Jn keuscher Libe mir mit Mund und Hand verlobt;

Allein in kurtzer Zeit Mich Treu-loß gantz verlassen /

So daß ich disen Schluß nothwendig müssen fassen

Jn einem Pagen-Kleid Jhm schleunig nachzuzihn /

Doch leider nur umsonst / weil Liberata Jhn

Durch Jhrer Augenblitz dermassen eingenommen /

So daß Er / wie ich furcht / noch wird von Sinnen kommen.

Ja was noch arger ist / durch der Sirenen Macht

Jst Ferdinandus auch zu jhrem Glauben bracht.

Was dieser Abfall nun dem Reich vor Schaden bringe /

Ligt an dem hellen Tag.

ALPHONSUS.

O Wunder-volle Dinge!

Jst Ferdinand ein Christ? Prinzeß Sie stehe auff!

Jst Ferdinand ein Christ? O höchst-verwirrter Lauff!

Was wird Jhr Götter doch auß Unsrem Hofe werden /

Wo Liberaten man noch langer liß't auff Erden?

RAMIRO.

Was ist es Fragens Noth? Ein Demant sonder Glantz /

Ein Tempel ohn Altar / ein dürrer Lorber-Krantz /[334]

Ein Himmel ohne Stern / und Sonne ohne Strahlen.

Wer nichts alß Blut vergeust / der mag mit Blut auch zahlen.

Weil Liberata nun ein solches Blut-Qveil ist /

Das einem Krebße gleich noch ferner umb sich frißt /

Wie diß am Hyacinth / Riber und Philippinen

Nur leyder ist bekandt / so mag auff Themis Bühnen

Jhr Blut-begirges Hertz auch lassen Blut und Geist.

RODRIGO.

So ists: Man muß die Flut / eh sie den Thamm umreißt /

Und Hauß und Hoff verschlingt / mit Erd und Sand verschütten;

So muß der König hier die Sündflut auch verhütten /

Eh jhrer Wellen Sturm das gantze Land ersäufft.

PALAMEDES.

Wann der erzörnte Nord umb Mast und Segel pfeifft /

So pfleget man zuvor die Ancker einzusencken

Eh man die Sinnen läst zu der Verzweiflung lencken.

ALPHONSUS.

Hir dint kein Nachsehn mehr! Wir haben gnug geschont;

Wer disen Sturm erregt / der werde auch belohnt.

Drumb laßt die Liberat zugleich nebst Ferdinanden

Verbrennen an dem Pfal mit Ketten-reichen Banden!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 333-335.
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