Vierdter Auftritt.

[335] PALAMEDES.

O Teuflischer Befehl! O höllisches Gericht!

O Unheil sonder Recht / das meine Seel' anficht!

O höchst-verfluchter Schluß! Vermaledeyte Thaten!

Ach! Sol der Leibes-Bau der schönsten Liberaten /[335]

Vor dehm selbst Alabast / Schnee / Schwan / und Kreid' erbleicht /

Ja dem Cythere selbst die Siges-Palmen reicht /

Durch unerschöpffte Pein der grimmen Glut verschwinden?

Jst keine Rettung dann in dieser Noth zu finden?

Ach! Palamedes kan diß Traur-Spil nicht anschaun!

Ehr wil ich selber mir ein Blut-Gerüste baun

Und durch der Adern Bronn das Richt-Beil lassen dringen /

Eh Jch beywohnen wil dem Teufflischen Vollbringen!

Drumb auff bestürtzter Geist! Auff Palamedes! Auff!

Vollziehe deinen Schluß! Befödre deinen Lauff!

Die Edle Tyber sol nun meine Ruhstadt werden /

Weil nur der Tagus wird ein Rothes Meer auff Erden.

Dar soll mein stiller Sinn nebst fromer Christen-Schaar

Dem wahren Himmels-Fürst auffrichten ein Altar.

Ja solt auch mich gleich dar die Tyranney umfassen /

Doch wil ich wie Riber mein Leben willigst lassen!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 335-336.
Lizenz:
Kategorien: