Das XLI. Capitel.

Von gifftigen Gewürm / Schlangen und Spinnen.

[461] Cùm tibi proponas animlia cuncta timere,

Unum hominem tibi præcipio plus esse timendum.


Als Felix ein frommer Priester zu Nola auff eine Zeit verfolget wurde / und in eine Hol sich verkroche / hat eine Spinne ihr Geweb vor dieselbige gezogen / damit ihm die Feinde nicht finden und hinrichten möchten /denn sie gedachten / weiln die Spinne darüber gewircket hätte / hätte er hinein nicht kommen können / ungeachtet sie von andern darzu angemahnet wurden / in diesem Loch ihn zu suchen / denn denen die da Gott fürchten / muß eine Spinneweb zur Mauer werden /hingegen muß den verächtern Gottes auch die starcke Mauer zu einer Spinneweb werden. Paulinus Nolanus. Flitn. cap 9. pag. 220.

Bey Tarento in Apulien in Welschland gelegen gibt es von grosser Hitz / wenn die Felder darvon enkündet werden / solche hefftige und schädliche Spinnen /[462] daß der Mensch / wenn er von ihnen gestochen wird /und nicht also balden durch Mittel errettet wird /davon sterben muß / oder gantz und gar von seinem Verstand darüber kommet / wie Alex: ab Alex. auch M. Dimpel in Kirms Predigten bezeuget.

Ingleichen gibt es auch solche gifftige Spinnen an dem Hircanischen Meer / daß sie den Menschen stechen und er mit lachenden Mund sein End drüber beschleust und dahin stirbet / welches Land heutiges Tages die Tartarn besitzen und innen halten. Münsterus lib. 3. pag. 1333.

In Asia und Africa werden so überaus grosse Schlangen gefunden / daß sie auch gantzs Hirschen und die Männer auff den Pferden sitzend bißweilen verzehren / wenn die Ackersleute auff dem Felde vor ihnen wollen sicher seyn und von ihnen nicht gestochen werden / müssen sie sich mit hohen angezogenen Stieffeln verwahren. Flit. cap. 9. pag. 215.

Eine Schlang ist dem Weibsbild sehrer schädlich und viel feindseliger weder dem Mann / sticht auch solche viel eher / man hält darfür Gott habe ihr die Stimme hinweg genommen / dieweiln sie damit unsere ersten Eltern verführet habe / und Gott hat sie auff dem Bauch kriechen heissen / da sie vor dessen auff recht gangen ist / sie mus sich von der Erden behelffen und dieselbe ihre Speíß seyn lassen / Gott hat auch befohlen ihr forthin auff den Kopff zutreten. Bodin. Theatr. lib 3. Josephus de antiqvit. Judaic. lib. 2. cap. 2. Flit. pag. 216.

[463] Anno Christi 1344. hat es Kröten und Schlangen gelegnet / davon viel Menschen vergifftet worden sind und ümbkommen. Faustus pag. 229.

Anno Christi 587. hat es ümb Rom / Venedig und Genua groß Gewässer geben / so auch Schlangen mit sich geführet / da das Wasser kleiner worden / ist das Vngezieffer verblieben / hat grossen Gestanck und endlichen eine Pest verursachet. Chr. Luth.

In Sicilien sols Schlangen geben / durch welche man wissen kan / ob die Kinder ehrlich oder unehrlich sind erzeugt worden / so bald die Frau beschuldigt wird eines Kinds / so bald legt man es der Schlangen für / ists ehrlich so tödtet es die Schlangen nicht / ists aber unehrlich / so tödtet sie es / mit ihrem Gifft. D. Montevilla in seinem Reißbuch.

Anno Christi 1616. den 26. Sept. ist am Himmel gegen den Mittag ein Purpurfarbes Creutz neben einem Schwerd und blutigen Schlangen / von vielen gesehen worden / darneben ein Creutz / so sich in ein Schwerd verwandelt gehabt / als die Sonn unter gehen hat wollen / was es bedeutet mag haben / wolst du Christlicher Leser nur ein wenig zu rück gedencken. M. Theobaldus.

Eine Schlang 60. Elen lang / erwürgete in Atheniensischen Krieg etliche Soldaten / die wurde noch mit Steinen zu todt geworffen. Zeitber. pagina 270.

[464] Anno ante natum Christum 539. hat es in Lydien und ümb die Häupt-Stadt Sardes Schlangen geregnet /und als deß Croesi Pferd solche gefressen / sind sie hernacher im Läger alle gestorben. Herod. lib. 1. Zeitbuch im 7. pag. 167.

80. Jahr vor Christi Geburt hat zu Rom ein Weib eine Schlange gebohren. Plutarchus. Orosius. Zeitbuch im 8. pag. 360.

Euripides ist von grimmigen und wütenden Hunden gefressen worden / als er von der Gasterey abends wieder anheim zu Hauß hat gehen wollen.

Anno Christi 60. hat in Armenia gleichfals ein Weib eine Schlang gebohren und ist am hellen mittag stock finster worden. Hagecius Stumpfius.

Zu Dornach bissen sich auff eine Zeit ein hauffen Schlangen mit einander / biß der eine Theil flüchtig wird / und in einen holen Baum einkreucht und sich verschlieret / die andern aber halten den Baum belagert / biß ein Bauer denselben anzündet. Crantzius. Sigebertus. Hagecius.

Auff eine Zeit gebahr in Aqvitanien ein Weib eine Schlange. Ghonneyer. Fincelius.

Schlangen verwahren gern ihr Häupt vor Gefahr /wenn sie sich verjungen wollen / kriechen sie durch ein enges Felsenloch hindurch / streiffen die alte Haut ab / wenn sie auff der Erden liegen / stopffen[465] sie mit dem Schwantz das andere Ohr zu / sie fliehen für den Menschen / verkriechen sich in ihre Löcher.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 461-466.
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