Das XLII. Capitel.

Von Brünnen / Meer / Wasserflüssen / Seen /Wasserfluthen und deren veränderungen.

[466] Die Gelehrten sagen daß das Wasser zehen mal grösser sey als die Erden / und die Erden zehen mal grösser als die Lufft.

Euripus im Fluß Eubæo fleusset deß Tages in wunderbarlicher Eil sieben mal ab / auch sieben mal zu /und stehet alle drey Monat still und unbeweglich / als den 7. 8. und 9. deß Monats. Flit. pag. 232.

Der Fluß Selemnus hat diese Art an sich / daß wenn sich Manns oder Weibs Persohnen darinnen baden / also balden aller Lieb / Löffeley / Bulschafft und Brunst darüber vergessen. Flit. cap. 10. pag. 229.

In Portugal zu Villa Nova hat es einen Brunnen /der laufft den 1. May an / biß zum 1. Weinmonat /richtig hindurch / hernach die übrige Zeit deß[466] Jahres siehet man kein Wasser mehr / biß wieder auff ermelte Zeit. Münsterus lib. 1. pag. 83.

In Hispania bey Bürgis zu Bötzen hat es einen Brunnen / und so sich das bluten bey einem Menschen nicht verstellen wil / und man bestreicht es damit /läst es also balden ab / Item bey Antiqvera ist ein Brunn / der dem Blasenstein von den Menschen vertreibt so mans trinckt. Münsterus.

Zwischen Vnterwald und Lucern im Schweitzerland ist ein See / den heisset man Pilatus See / so mit finstern Holtz ümbgeben ist / und so jemand mit Fleiß etwas drein wirfft / so erhebt steh darüber ein hefftiges Vngewitter / Regen und Wolckenbrüch / und hat dieser See weder eingang noch ausgang / ist vom Wind auch unbeweglich / sihet schwartz und finster /wird nichts grösser weder durch Regen noch durch Schnee / bleibt einmal wie das andere in seiner grösse und Gestalt. Münsterus lib. 3 pag. 526.

Es segelte einsmals ein groß Schiff aus Ost-Indien übers Meer / und kam endlich mit vollen Segel zu Portugal an / war niemand von Leuten drauff erfunden als zween todt krancke Menschen / also / daß das Schiff nimmer kunt geregieret werden / bey denen todtkrancken Menschen war forn und hinden ein lebendiger Rab gefunden / so nicht von dannen fliehen wollen / biß die Ancker in grund geworffen worden /und die Segel eingenommen / und hat man auff dem Schiff ein grosses Gut geladen gefunden / darvon[467] hernach in Lisibona eine schöne Kirchen erbauet wornen seyn sol / darinnen zum ewigen gedächtnuß zwene Raben gespeiset und geträncket werden. Rüdiger.

In Phrygia sollen zweene Brunnen seyn / die eine gantz wiederwertige Krafft haben / der eine macht daß denen die daraus trincken die Augen mit Thränen überlauffen / der andere hat diese Eigenschafft / daß er die so daraus trincken zum lachen bewegt / daher der erste κλαίων, das ist Thränen-Brunn / der ander aber γέλων, das ist Lach-Brun / genennet wird. Postilla Creidii. pag. 694.

Zu Carolstadt in Croatien haben sich Anno Christi 1618. hundert neue Wasserqvellen ereigenet / darbey sich mich zwey Gespenster in Gestalt deß Todes sehen haben lassen. R.

In Vngarn ist ein Wasser / welches das Eisen stracks zu Kupffer macht. M. Creidius pag. 84.

In Irrland ist ein Brunn / wer dessen Wasser auff den Kopff sprengt / der wird also balden grau darvon. M. Creidius.

In Thracia ist ein Wasser / welches das Holtz in Stein verwandeln kan. Postilla Cr.

Es fuhr einmal ein Keyser mit Bischoff zu Wurtzburg die Thonau hinab / als sie zum Strudel kommen / läst sich ein Gespenst sehen / schreit den Bischoff an er müste heut noch sein seyn / der Keyser hält sein Qvartier und Nachtmal bey der Gräfin zu Basenburg /und als sie vermeinen am sichersten zu seyn / fält[468] der Saal ein / schlägt den Bischoff todt / und der Keyser bleibt kümmerlich an einem Gitter behangen. Aventinus. Francus. Schaffnaburgensis.

Wenn die Meerschneck im Frühling durstig ist / so legt sie sich an das Vfer deß Meers / wenn nun der Thau fält / so schnappet sie mit ihrem Maul darnach /den Durst zu leschen / sie hat aber im Leib ein zartes subtiles Fleisch / dasselbe zeucht der Thau an sich /und wird hernach die köstliche Perlein daraus / das offt einen reinen Gold oder Silber gleich sihet / wie sich den die Lafft offt verändert in trübe Wolcken. Faber in seiner Marg. Münsterus.

Die 12. Wasser-Brunnen in der Wüsten Elim bedeuten die 12. Apostel / die 70. Palm Bäume aber bedeuten die 70. Jünger / daher wir Christen Trost-Wasser und Schatten vor deß Creutzes Last haben können. Psal. 34. v. 9.

Wie groß und mächtig die Stadt Qvinsai sey / kan man daraus abnehmen / daß sie so Wasserreich befunden worden / daß man 12. tausent steinerne Brücken gehalten / und auff iedweder Brücken alle Nacht zehen Wächter / so 120000. Wächter ausgetregen /die Stadt liegt im Königreich China oder Cathaja / 6. teutsche Meilwegs ümbfangen / als sie der Tartar Keyser einnahm / fand er 60. tausent Gefangene / wie auch 20. tausent Findel-Kinder darinnen / diß Königreich ist hernach in 9. absonderliche Königreiche vertheilet worden / deren iedes Jährlich 164.[469] thonnē Goldes eingetragen / in solchem grossen Reich hielte der Tartar Keyser 30. tausent Fürsten und Graffen / 200. tausent edle / das Land hielt in sich 10 tausent Schlösser / 200. tausent Postroß / 20 tausent Jäger /Vogelfänger / neben so viel tausent Löwen / Elephanten / Beeren und Luchsen / trägt auch Hafern / Korn /Gersten / Weitz / Perlein / Sammet / Seiten.

Der Tartarn Reich ist angangen Anno Christi 1162. der Cobila Can / begehrete auff eine Zeit 100. Catholische Priester hinein. Haythonius. Paulus Venetus welcher ein Stadthalter gewesen ist / über 27. Städt. Zeitber. im 20 pag. 603. 436.

Auch ist eine solche herrliche grosse Stadt sehr Wasserreich / von ihm dem Tartar Keyser Anno Christi 1290. Meaco genant erobert worden / in der Insel Zypangri oder Japonia gelegen / darinnen er einen güldenen Pallast gehabt und in der Stadt 900. tausent Häusser sind gefunden worden. pagina 617.

In dem Wasserfluß der Eger sol sich bißweilen bey der Stadt Ellenbogen ein grosser Fisch sehen lassen /gemeiniglich wenn bey der Stadt was wichtiges vorgehen sol / zugeschweigen deß grossen Steins so allda im Schloß liegt / und nicht iederman heben kan / welcher sich auch wieder an die alte Stell finden sol / so er von dannen weg getragen oder weg geweltzet wird. Autor.[470]

Bey der Stadt Villingen in Sanct Germans Wald hat man vor Jahren einen gantz viehischen wilden Mann gesehen / so Sommer und Winter nacket herumb gelauffen / Graß und Wurtzeln gessen / zu Nachts nacket bey dem Vieh auff Thännen Reisig geschlaffen / hat aus keinem reinen Brunnen sondern aus garstigen Mistlacken und Wassern den Trunck genossen / er hat die Menschen geflohen wie ein Wild Thier / ist letzlichen an der Pestilentz gestorben. Münsterus lib. 3. pag. 843.

Anno Christi 565. ist in etlichen Orten in Welschland aus den Brünnen und Brot Blut geflossen. Zeitbuch pag. 210.

Anno Christi 464. fleust zu Tholosa in Franckreich aus einem Fließ-Brunnen einen gantzen Tag rothes Blut. Zeith. pag. 169.

Anno Christi 935. hat zu Genua ein Brunn mit Blut geflossen / darauff die Saracenen die Stadt erobert und ein erschreckliches Blut-Bad angerichtet haben. Faustus pag. 262.

In Böhmen beym Schloß Riesenberg ist ein Brunn /so diese Natur an sich hat / so ein Weib ihre monatliche Zeit oder Blum hat / und daraus schöpffet / so verseihet er / und bleibet etliche Jahr aussen / derwegen er einem Mann von diesem Schloß vertrauer wird / der kein Weibsbild darzu kommen lässet. M. Theobaldus.[471]

Item / bey dem Dorff Deltzsch anderthalb Meil von Slau / wenn man nach Prag gehet / ist auch ein Brunn / der verleurt sein Wasser ein gantz Jahr / so ein unreiner / Aussatziger oder Frantzösiger daraus trinckt. Theobaldus.

Item / bey Vopalko ist ein See den man den Bairischen nennet / wenn man daselbst einen Stein hinein wirffet / so brudelt er / wütet und tobet / biß er solchen wider ausstösset. Theobaldus. pag. 290.

Im Land Mauritania oder Aethiopia ist ein Brunn /welcher deß Tages so kalt als ein Eiß und deß Nachts so heiß als siedendes Wasser / und so ein Mensch an diesen Orten gebohren wird / bringet es also balden graue Haar mit auff die Welt. D. Montevilla.

Herr Philippus Melanchthon gab auff eine Zeit diese Verß von Fluß Mayn:


Ihr Francken mercket fleißig auff /

Wie wunderlich sey der Sonnen lauff /

Den der nam eures Flusses Mayn /

Zeigt an wie viel Tag im Jahr seyn.


4055070200.

MENO∑.

Summa ist 365. Tage.
[472]

Doctor Paulus Eberus setzete es von dem Wasser Nilo.


505103070200.

NEIAO∑

Das ist 365. Tage.


Im Tenaro wurde ein Wasser gefunden / welches aus einem Stein gar geringlich entsprang / dessen kält so groß / daß es in keinem andern Gefäß als in einem Eselsklauen behalten werden kan. Solinus. Plinius.

Als der Philosophus Aristoteles gesehen daß das Meer ab und zulauffen thät / und solches wie es doch zugieng nicht erforschen mögen / hat er sich darüber ins Meer gestürtzet / und ersäufft / mit diesen Worten. Qvoniam ego te non capio, tu capis me. Irenæus lib. 2.

In dem Jüdischen See Asphaltite kan nichts zu /Grund fallen / was auch darein geworffen wird. Flitner.

In Sicilien ist ein Brunn Palico genant / so sich darinnen ein Meineydiger wäschet / so ist er deß todes deßgleichen sol auch einer in Asia seyn. Philostratus.

Der Brunn Lycestis in Macedonia / machet einen Menschen so truncken / als wenn er sich voll Wein getruncken hätte. Flitner cap. 10. pag. 234.[473]

Bey den Troglodytis ist ein See / welcher deß Tages über dreymal bitter und dreymal deß Tages über süß besunden wird Herod. lib. 4.

Es werden auch Wasser gefunden / so die Weiber fruchtbar machen / entgegen auch andere so die Weiber unfruchtbar machē / man findet auch etliche Wasser so man Holtz hinein wirfft / so wird es zu einem Stein verwandelt. Herod. libro. 4.

Bey dem Tempel Jovis Hammonii ist vorzeiten ein Brunn gewesen / den man Sonnen-Wasser genennet hat / welcher zu Mittag gantz kalt / zu Mitternacht überaus heiß / deß Morgens laulicht und deß Abends warm gewesen. Vives ad Augustinum. lib. 21. de Civ. Dei. cap. 5.

In der Halesiner gegend wird ein Brunn gefunden /so still und ruhig / wenn nur die Menschen darbey auch ruhig sind / darüber sich groß zu verwundern, und so bald sich ein Getummel und Pfeiffen erhebt /so läst er sich auch laut vermercken. Flitner. pag. 235.


Rebus in adversis animum submittere noli.


Anno Christi 1558. erhub sich in Thüringen eine schreckliche Wasserfluth / daß das Wasser sehr viel Häusser weg führete / eins theils auch verschlemmete / darunter es auch eines gar armen Mannes Häußlein[474] hinrisse / die Wöchnerin so deß vorigen Tages aller erst ihres Kindes genesen war / ersäuffete / das Kind aber eines Büchsenschosses weit davon auff einem kleinen Ast eines Apffel-Baums anhengete / so auch unbeschädiget verblichen / und nach verflossenen Wasser wieder herab genommen worden ist. Amicis & vicinis sucurre. M. Schadæus pag. 117. & 172.

Der grosse Wasserfluß in Preussen die Weichsel genaut / hat sich vor kurtzen Jahren drey Tag lang in Blut verwandelt gehabt / darauff groß Erdbeben erfolget / zehen pfündige Stein vom Himmel gefallen / und viel Leute erschlagen / auch 16. Joch an der Brücken hinweg gerissen. Jacet unda qvieta. Sleidanus. lib. 8.

In der Insel Eubæa Bæotia oder Nigropone werden zwey Wasser gefunden / wiederwertiger Naturen / das eine wenn die Thier daraus trincken /so bekommen sie eine weise Haut / aus dem andern aber bekommen sie einen schwartzen Peltz / das eine Wasser wird genennet Cerus / das andere aber Neleus. Strabo. Münsterus. lib. 4.

In Windischen Land ist ein See den man den Zirckner See heisset / welcher Winterszeit voller Wasser stehet und viel und grosse Fische hat / darinnen man auch Hechte find einer Klaffter lang / Sommerszeit aber verleurt sich derselbe See wie auch die Fisch darinnen / und wird beseet mit Korn / wird auch zeitig abgeschnitten / dann gegen den Winter kommet[475] der See / und die Fisch wieder an seinen Ort. Münsterus lib. 4.

In der Eisel so am Handsrück ligt / sind zweene See die sind sehr tieff / haben keinen einfluß / aber sehr viel ausflüsse / in dem einen findet man sehr viel Stein Grün / Gelb / Rothfarb / im andern sind sehr viel Fische / vornemlichen aber läst sich ein grosser Fisch auff 20. Schuch lang darinnen sehen / bevoraus wenn einer aus dem Hauß Vlmen sterben solle / man hat biß in die 300. Klaffter Pley eingesenckt / man hat aber niemals einigen Grund finden können. Münsterus.

Man sol auch billich der Wunder- oder Heil-Brunnen deß Höchsten Gottes in diesen und andern Landen nicht gantz vergessen / so allererst vor kurtzen Jahren als Anno Christi 1646. 1647. vor Augen scheinen lassen / dardurch vielen breßhafften Leuten ist geholffen worben / als da ist gewesen zu Hornhausen bey Oschersleben in Sachsen anderthalb Meil von Halberstadt so sich letzlichen in die 20. Qvellen erhoben / und immer einer gegen dem andern einen andern Geschmack gehabt: Item einer zu Kutzschdorff in der Obern Laußnitz / einer zu Raßenburg in Weimarischen einer bey Zwenitz in Meissen / zu Kellbern in der Graffschafft Schwartzburg / bey Pegau / bey Itzehöen in Holstein und viel andern Orten mehr / welche alle sehr dienlichen gewesen / vor die Stumm-Blind und Taubheit / Wassersucht / Hocker / Gicht / Lämung der Gliedmassen und andern beschwerlichkeiten / welchen[476] Königliche / Fürstliche / Gräffliche Personen / neben dem gemeinen Mann ersuchet / und zu ihrem Frommen gebrauchet haben / welches dann nicht in Wind dahin zuschlagen und gering zu achten / sondern darvor hertzlich dem lieben GOTT zu dancken ist. R.

Doctor Luther der riethe auff eine Zeit Herrn Justo Menio / als er sich befragete / wie doch ein Jüd zu tauffen wäre und sagte / man solte denselben in einen Kübel voll Wasser setzen / und ihn unter das Wasser tauchen / deß Jüden Kleider ausziehen / und ihm hernach ein weisses Kleid anlegen / aber es wäre ein grosser Betrug mit denen Jüden / man hätte sich wol vorzusehen. Tischreden Lutheri pag. 189.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 466-477.
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