Warumb Bräutigam und Braut Kräntze tragen?

[134] Der Krantz ist ein Zeichen deß Siegs und überwindung / daß man sich biß daher die unziemliche Lieb nicht hat verführen noch durch böse Kuplerin verleiten lassen / Ehr und Tugend aus den Augen zusetzen /und mit der bösen Welt in schand und unzucht zulauffen / sondern nunmehr in Ehren Fried und aller Lieb zum reinem Ehebette kommen; an welchen Gott ein gefallen trägt.

Ein König sagte auff eine Zeit / daß etliche Leut mit Augen / etliche mit Ohren / und etliche mit Händen freyen thäten: Mit Augen freyeten sie wenn sie nach Schönheit gaffeten: mit Händen wenn sie nach Geld und Gut griffen; mit den Ohren / wenn man hörete / daß das liebe Hertz Fromm / Gottselig /[134] Ehrlich / Erbar und Tugendhafft wäre / und das wäre auch das beste im freyen. M. Julius in reg. de mar. pag. 79.


Mulierum benedictio & honor est gestare

uterum & lactare puerum. Bernardus.


Bernardi Beluardi Weib / Joanna Pancica / hat in 30. mahlen 73. Kinder erzeuget. Facellus.

Der Gäfin Isentrautin hat 12. Kinder (etliche schreiben 9.) auff einmahl gebohren / davon sie 11. durch die Magd hat wollen ersäuffen lassen / den sie sich deren geschemet und vermeinet / es würde ihr vom gemeinem Mann vorgeworffen werden / als aber der Herr von der Reiß gleich über die Brücken daher geritten kömpt / fragte er sie / was sie trage / sie meldet es wären junge Hunde / begehrt er solche zu sehen / und als er den gantzen handel vernimbt / verbeut er der Magd zum höchsten / solches keinem Menschen zu offenbahren / gibt solche Kinder einer Müllerin in der still auff zu ziehen: Als sie nun erwachsen sind /läst er sie schön in einer Farb heraus kleiden / stellete solche seiner Gemahlin unters Gesicht / darauff sie ihre ungebühr erkennet und umb verzeihung gebeten hat / daher sind sie Pontani genennet worden. Elitn. cap. 17 pag. 370.


Verschwiegen / Züchtig / Häußlich seyn /

Am schönsten ziert die Weiberlein.
[135]

Eine Gräfin von Holland Margaretha mit Namen /hat Anno Christi 1266. im 42. Jahr ihres alters am Charfreytage 9. Vhr vor Mittag 364. lebendige Kinderlein in aller vollkommenheit / so groß iedes als ein Finger / gebohren / theils Herlein theils Fräulein / so alle vom Bischoff zu Vtricht getauffet / die Söhne Johannes / die Töchter Elisabetha genennet worden /solches hat daher gerühret / daß eine Arme Bettelfrau mit zweyen Kindern so sie auff einmahl gebohren /die Gräfin umb ein Allmosen anspricht / und in der nachfrag ihrer Kinder bekennet / daß sie auff einmahl wären gebohren worden / welches die Gräfin unmöglich zu seyn vermeinet / sie frey eine Hure heissete /die Bettelfrau drüber ersäufftzt und von Hertzen wüntscht / Gott wolte der Gräfin so viel Kinder geben / als Tag im Jahr wären / weiln sie ihr kein Allmosen geben / sie gescholten / und ihre Kinder vorgerücket hätte / welches ihr dann auch so wiederfahren; sie war sonsten eine Gräfin von Henneberg / ist bald darauff sambt den Kindern verstorben / und zu Leiden in Holland ehrlich beygesetzt worden / auch viel Fürsten und Herren bey der Tauff gewesen; etliche setzen die Jahrzahl 1310. geschehen zur Zeit Keyser Heinrichs von Lutzelburg.


Qvod sine sole polus, hoc sine prole thorus.


Ihrer viel halten solches vor ein Lügengedicht /aber diese Historien beschreiben Niederländ. Chron.[136] Lustgarten M. Mayrs. Sturm. pag. 330 Flitn. pag. 366. D. Conr. Diet. pag. 284. Coler. lib. 18. Mizaldus. Vives. Eras.

Combe ein Mägdlein in Eubæa lediges standes /hat eine grosse anzahl Kinder gehabt / ehe sie geheirathet / und als sie hernach ehelich worden / deren noch hundert lebendig erbohren. Erasmus. Flitn. cap. 17. pagina 367.

In Böhmen gebieret auff einmahl ein Weib 9. rechte eheliche Kinder / darvon der Krabitzer Stamm herkommen. Hagecius. Avent.

In Peloponeso hat ein Weib zu unterschiedenen mahlen 5. Kinder gezeuget / und sol solches 24. mal geschehen seyn. Aristoteles.

Masinissa der Numidarum König hat im 90. Jahres seines alters ein Sohn gezeuget. Colerus.

Ein Weib zu Messana ihres alters im 24. Jahr / hat Anno Christi 1430. auff einmahl auch 9. Kinder gebohren / welche bald darauff sampt den Kindern gestorben. Lustgarten Camerarii. 3. part. pag. 364. Facellus.

Anno Christi 1566. hat Anna Caspar Riesen Weib zum Emmersacker 3. meilen von Augspurg / 5. Kinder auff einmahl gebohren. Sauromanus.

Mir ist bewust daß auff dreymal eines Becken Weib 7. Kinder gehabt.

Albertus Magnus setzt ein Weib in Teutschland hab auff einmal 20. todte; eine andere 70.[137] todte Kinder gebohren: Item. Eine hab auff einmahl 150. Knäblein so gros als kleine Hünlein erzeuget.

Hieronymus ein König in Arabica hat 600. Söhne mit seinen Concubinen erzeuget.

König Artaxerres hat 115. Söhne gehabt. Mizaldus in Cent. Plinius lib. 7. cap. 13.


Gleich wie die Sonne bey uns bleibt /

Wenn sie den Schatten von uns treibt /

Also erqvicket sie alles das

Auff Erdn was lebt / auch Laub und Graß.


Ein Graff von Habsburg hat von 2. Weibern / 32. Söhne und 8. Töchter gezeuget / welche auch nach seinem Tod alle lebendig blieben / die hat er auffm Reichstag zu Regenspurg dem Keyser Heinrich auffs beste recommendirt / auch dahin alle mit sich genommen / und als der Keyser gewolt / er solte mit ihme auff die Jagt reiten / hat er allen seinen Söhnen einem ieden einen Reisigen Knecht zu geordnet / und sich præsentirt; so dem Keyser sehr wol gefallen / hat auch den Söhnen hernach allen wohl geholffen. Nauclerus. Flitner. pag. 368. col. lib. 18.

Als auff eine Zeit König Phaeton seines gesichts war beraubet worden / wurde ihm gerathen / er solte von eines reinen Weibs Harn trincken / und die Augen damit waschen / als er es nun that / halff ihn unter vielen Weibern nur einer ihr Vrin; die andern ließ er alle verbrennen. Sigonius lib. 5. Josephus lib. 2.[138]

In Egypten Land ist es vielmals geschehen / daß auff einmahl ein Weib sieben Kinder gebohren / und ist die siebende zahl sehr hoch zu halten / wie solchs die H. Schrifft klar bescheinet. Plinius. Solinus. Gelius. lib. 10.

Eines Gvelphischen Freyherrns Gemahlin / hat auff einmal 12. Kinder gebohren. Colerus.

Eine Ritternmäßige Person verlobte und verliebete sich auff eine Zeit in eines vornehmens von Adel Tochter / als es der Vater vermerckt / begibt er sich von dannen auff ein ander Schloß / und allda gibt sich ein anderer an / der Jungfer auff den Dienst zuwarten /zu dem ihr Vater auch beliebung trug; sie berichtet solches eylfertig ihren liebsten / auff mittelzu dencken / wie er sie erledigen möcht: Der macht sich auff mit etlichen in willens sie zu entführen; auff den weg wird er von einem Tropff Reutern gefangen und verwarlich gesetzet / dieweiln er aber stets traurig / befragt ihn der Commendant der Vestung was ihm anliege / dem eröffnet er sein gantz Hertz: Der Commendant läst ihm bey trauen und glauben verheissen / innen 4. Tagen sich bey ihnen wieder einzustellen; der liebhaber zeucht fort / und bringt mit list seine liebste / mit all ihrem geschmeid und schmuck dahin; stelt sich wieder mit seinem Schatz allda ein / und wollen auch das begehrte Rantziongeld / so vorher beschlossen /bezahlen; aber weiln der Commendant sein und ihre treu vermerckt / thut er es ihnen schencken;[139] ehe sie der liebste von dannen gefuhret / hat er anheisig wer den müssen / sie nicht zu berühren / biß solches ihrem Vater vorher wäre notificiret worden; so auch alles geschehen / und hernach ihr Vater seinen Consens darein geben müssen. Unicuique dedit vitium natura creato. Schauplatz. pag. 62.


Non bene cum sociis regna Venusque manent.


Die Esseer im neuen Testament waren Leute die nicht heiratheten / traueten keinem Weibsdild / hatten alles gemein / nahmen in ihre Gesellschafft auff / stille mäsiige Leut / giengen in zereissenen Kleidern /wurde iemand eines Lasters beschuldiget / so wurd er alsbald abgeschaffet. Josephus.


Vor Finsternüß man zwar erschrickt /

Die Sonn wird drumb nicht unterdrückt /

O wie glückselig ist der Mann /

Der böß mit Gdult ertragen kan.


Zu den Zeiten deß Königs Alphonsi / sol ein Weib gewesen seyn / Aemilia genand / so 12. Jahr im Ehestande gelebet / zu einem Mann worden / und selbst ein Weib genommen hat. Ja es hat ein andere mit ihrem Mann schon einen Sohn erzeugt gehabt / und hernacher zu einem Mann worden / selbsten geheirathet / und Kinder gezeuget. Jovianus Pontanus. Merula Gaudentis. Schaupl. 539.[140]

Eben solches wird auch geschrieben von der Petula deß Petræi Weib / wie auch von deß Gorgippi. Hippocrates.

Ein Weib hat sich mit ihrem Mann der Vnfruchtbarkeit halben gezanckt / ist darüber entloffen / und zu einem Mann worden. Antonius de torqvemata.

Im Städlein Esqverra / 9. Meilen von der berühmten Stadt Conymbrica im Königreich Neapolis ist eine Adeliche Jungfer / Namens Maria Pacheca zu einem Mann worden / deßwegen wieder getaufft und Manuel genennet worden / ohne Bart blieben / gleichwol sich im Ehestand begeben und ein Weib genommen. Amatus Lusitanus in consult. med.

Zur Zeit Ferdinandi deß ersten Königs zu Neapolis sind eines Bürgers zu Salermo zwo Töchter deren Vater Ludovicus Guarna geheissen / die Töchter aber Francisca und Carola / ihres alters im 15. zu Jünglingen worden / so hernacher Franciscus und Carolus genennet worden. Schauplatz. pag. 403.

Plinius schreibt daß zu Caßina in Abruzzo / zur Zeit Römischen Bürgermeister Craßi und Logini /eine Dirn zu einem Jungen gesellen worden sey / ja er meldet auch / daß gleich am Hochzeittage / eine Braut zu einem Manne worden / und Lucius Coßitius sey genennet worden.

In der Stadt Argos ist es auch geschehen / daß Arescusa zu einem Manne worden / einen Bart bekommen / und ein Weib genommen hab. Livius[141] schreibt daß zu Spoleto ein Weib sey zu einem Manne worden. Schaupl. 538.

Ein Weibsbild Namens Honoria liebete ihren Mann so inniglich / als er auch getödtet ward / ist sie etlich tag bey seinem Grab gesessen / und ihn beweinet /daß man sie auch nicht von dannen bringen mögen /biß sie voselbst von Feinden ist umbgebracht worden. Leander Alberti in beschreibung Friatils und der Stadt Aqvileia.

Eine teutsche Frau hat auff das erste mahl 12. und auf daß andermal 8. Kinder / in Summa beyde mal 20. Kinder gebohren. Schaupl. 133.

Ein Weib in Franckreich vom Geschlecht der Maldemere / zeugete das erste Jahr 2. Kinder / das ander Jahr 3. das dritte 4. das vierdte 5. das Fünffte Jahr sechs Kinder / und gabe darüber das Leben auff. Pareus lib. 24. cap. 5. Schauplatz. pagina 134. andern theils.[142]

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 134-143.
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