Erste Scene.

[8] Man hört aus dem Hause


DER BÄUERIN STIMME. Menner wegen keef Du die Schweindla oder keef se nee! Ich sa' wetter gar nischt. Die Bäuerin erscheint geschäftig in der Stubenthür und geht an den Herd. Das giht immerfurt – hie und har – hie und har! Wegen dam[8] ausländscha Knechte muß sich d'r Suhn wer wiß was sa'n lo'n, und nu möcht'r au wieder noch wumeglich die klenn' Schweindla umsuste ha'n – d'r Vater!

TINE die junge Kuhmagd, ist mit einem Milchkübel in der Viehstallthür erschienen.[9]

BÄUERIN noch immer am Herde hantierend. Ihr Madel! Lauter. Ihr Madel!

TINE eintretend. Nee, prill'n 's ock nee asu! ich kumme ju schun!

BÄUERIN. Nu har mit d'r Milch! Ihr kinnt Euch wull au wieder amol nee a' de Zeit hal'n, daß ma' sich erscht muß de Plautze aus'm Halse prill'n! Sie hat den Milchkübel genommen. Seid'r nee bahle fartig mit dam bißla Melkerei?

TINE sich gleichmütig mit dem Rocksaume das Gesicht trocknend. Ju ju – nu immerzu! – Barsch. Ich ha' m'r ebens de Schweindla au amol a'gesahn, Frau. Ich bihn ju schun beim Streun –!

BÄUERIN. De Schweindla a'gesahn! – De Schweindla a'gesahn! – Und's Madel? de Breite? Was hot die sich denn wieder a'gesahn? Die hot wull ock wieder bei dam Kerle, dam Joseph zu stihn? – Was?


Man hört des Bauern Stimme.


TINE. Nee, Joseph is erscht noch gar nee vom Felde rei. Den leeren Milchkübel ergreifend. Breite thut ock de Ziere noch melka. –


Quelle:
Carl Hauptmann: Ephraims Breite. Berlin 1900, S. 8-10.
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