Siebente Scene.

[26] Tine eilt gespannt ans Fenster. Ernst tritt lässig neben sie.


TINE. Saht ock! saht ock, wie Blumig mit senn' Schwarme eim Durfe nunder abzieht. Oh Jeses,[26] Jeses! dar hot's Laufa gekriegt. Aber dar zieht Leine. Was hot's d'n? Was gab's dn?

ERNST hohnlachend. Sihst'n! Sihst'n! – A Joseph muß'r d'rzune ha'n d'r Vater –! freilich, freilich! Man hört des Bauern Stimme gedämpft dazwischen: »Mir gehiern se nimmeh'! Mir gehiern se nimmeh'!«. Immer dräng' Dich ei! Aber Gnade Got! wenn ich Dich nu' amol ei de Mache kriege! Perschla! Ich wiß nee, was passiert!

TINE einschmeichelnd ihn stoßend. Werscht doch nee asu sein, Ernstla.

ERNST umfaßt und drückt sie plötzlich.

BREITE eilt hastig herein. Ha't'r nischt Verninftigeres zu thun, als rim zu kindscha! Was? Tine! Mach, daß 's zu was werd. Mach a Tisch zurechte.

TINE im Weiteren geschäftig hin und her.

ERNST noch am Fenster. Nu is d'r Viehhändler längst eim Durfe nunder, nu ja't dar ahle Zigeuner- Kerl die neuen Schweindla uf de Straße. Er nimmt ein Handbecken unter der Ofenbank hervor und füllt sich Wasser ein. Nu war ich mich wenigstens a wing reenlich macha – und dann Lacht Tine zu. heeßt's tanza gihn! Verstiehste De, Tindla! Die Bihmscha sein ju gekumma.

DIE BÄUERIN ist unterdessen hereingeeilt. Nu ja't'r noch die wuschbernen Dingerla uf de Straße. Am Herd hantierend, vorwurfsvoll. Das is aber, weil die Leute da Man au immerfurt schinda und ploga – au immer furt schinda und ploga! Zuletzte werd'r asu biese! Zuletzte muß'r ju asu biese war'n. Ich wöllt ju insen Herrgott uf Knieen danka –[27]

BREITE verstohlen warnend. Mutter! d'r Vater kimmt.

BAUER von Joseph gefolgt, tritt ein. Alles verstummt.

JOSEPH scharf und sicher. Hahaha –! der Satan! der Satan! – Das ist mechanter Satan das – alter Blumig! Was ging sich vur, Herr? Was ging sich vur, Herr? – Der wird wissen, daß Thaler zuguterletzt immer in seine Tasche klimpern. Hahaha!


Beide nehmen am Tische Platz.


BÄUERIN mit verhaltenem Ärger. Sterz de Kartuffeln, Madel!


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Carl Hauptmann: Ephraims Breite. Berlin 1900, S. 26-28.
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