Achte Scene.

[111] TINE tritt weinend an den Herd. O Jeses! Jeses! Mir klappern de Zahne. Ich ha's 'r ju a'gemerkt! Ich wullt se ju nee furtlo'n.[111]

JOSEPH ohne acht auf Tine. Kochend. Auf Schritt und Tritt dieses liebende Weib auf die Fersen! Auf Schritt und Tritt diesen unheimlichen Alten auf die Fersen!

TINE. Weeß Gott, Joseph. Du bist doch a schlechter Kerl.

JOSEPH hart. Ach was! Was verstihst Du! – Gieb Kaffee! Man wird hungrig und durstig, wenn man su brennt in Leidenschaft und Kummer und Haß.


Tine giebt ihm Kaffee. Er trinkt.


JOSEPH leicht. Tine! Die Geschichte is vun Teifel gemacht. Hahaha – das Leben ist ein Narrenspiel! Und ich bin grußer Narr – hahaha – grußer Narr –!

TINE in plötzlicher Aufwallung ihre Beschäftigung wieder beiseite werfend. Jeses! Jeses! Wenn die de junge Frau nee finda! – Die war asu erre! Se sprach asu erre! Se werd' sich doch ja nee ha'n was a'gethan?! Sie will hinauseilen.

JOSEPH in ahnungsvollem Schrecken, während er sie fest hält, abgerissen schreiend. Was? – Sag! – A! – doch nicht! – doch nicht! – Es kann nicht –! Er steht starr an der Thür, während Tine hinauseilt. Es kann nicht –!

BÄUERIN kommt in größter Aufregung hereingejammert. O – O – ich wihl nischt meh hiern –!

JOSEPH schreiend dazwischen. Breite, Breite!

BÄUERIN ins Stübel eilend. Ich wihl nischt meh' hiern! – Ab.


Man hört im Hause Rufen und Rennen. Dann des Bauern Tritte.


JOSEPH ist an der Ofenbank in die Ecke gesunken und starrt nach dem Hausflur.


Quelle:
Carl Hauptmann: Ephraims Breite. Berlin 1900, S. 111-112.
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