Achte Szene


[337] Mniczek mit Gefolge tritt auf, Gesinde strömt zusammen, auch Gregory wird eine Weile sichtbar.


MNICZEK.

Was gibts? Was ging hier vor?

DEMETRIUS.

Mein Fürst, ich habe diesen Mann erschlagen,

Doch möge mir sein eigner Freund bezeugen,

Wie schwer er mich gereizt, wie hart beschimpft.

PONIATOWSKY.

Er hat dich bloß für deinen Übermut,[337]

Der keine Grenzen kannte, leicht gezüchtigt,

Und du verfielst dem rächenden Gesetz.

DEMETRIUS.

Mein Übermut bestand in einem Kuß,

Den ich auf diese weiße Hand gedrückt,

Doch nur, um ein Gelübde abzulegen,

Das längst in meiner Seele still gereift.


Halb zu Marina, halb zu den übrigen.


Wie ich nicht sitze auf dem Stuhl des Bauern,

Wie ich nicht trinke aus dem Napf des Knechts,

Wie ich nicht schwelge, wo der Bettler schmaust,

So will ich auch die niedre Magd nicht küssen,

Die mir bestimmt ist, denn ich weiß gar wohl,

Daß ich mitnichten euresgleichen bin!


Zu Marina.


Dies schwur ich dir, du wirst mich nicht verdammen,

Und nun, ihr hohen Herrn, auch euren Spruch!

Je rascher ihr ihn fällt, je besser ists,

Und schickt ihr mich vor Mittag noch zu Bette,

So lob ich euch mit meinem letzten Hauch.


Er geht, Marina will ihm die Hand reichen, er lehnt sie mit ehrerbietiger Gebärde ab, alle folgen.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 337-338.
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