Neunte Szene

[237] Ute und die Könige treten ein.


KRIEMHILD.

Ich habs mir überlegt und füg mich euch!

Herr Markgraf Rüdeger, reicht mir die Hand.

Ich fasse sie, als ob es Etzels wäre,

Und bin von jetzt der Heunen Königin.[237]

RÜDEGER.

Ich huldge Euch!


Er zieht nebst den Seinigen das Schwert dabei.


UTE.

Und ich, ich segne dich.

KRIEMHILD weicht vor ihr zurück.

Laß! Laß! Dein Segen hat ja keine Kraft!


Zu den Königen.


Doch ihr – Geleitet ihr mich selbst hinab,

Wie's König Dankrats Tochter fordern darf,

Und wie's der Herr der Welt erwarten kann?

GUNTHER schweigt.

RÜDEGER.

Wie! Nein?

KRIEMHILD.

Ihr weigert mir mein Fürstenrecht?


Zu Rüdeger.


Herr Markgraf, fragt bei König Gunther an,

Wodurch ich es verwirkt.

GUNTHER.

Ich weigre nichts,

Doch hab ich Gründe, jetzt den Rhein zu hüten,

Und bitte Euch, Herr Markgraf, meine Schwester

Dem Herrn, den sie gewählt, in meinem Namen

Zu übergeben und mich zu entschuldgen,

Ich sehe später nach, wie er sie setzt.

KRIEMHILD.

Du gibst dein königliches Wort darauf?

GUNTHER.

Ich tat es schon.

RÜDEGER.

So übernehm ich sie!

KRIEMHILD.

Nun noch ein letzter Gang zu Siegfrieds Gruft!

Beredet ihr indes das übrige!


Eckewart tritt hervor.


Mein treuer Eckewart hat mich gewiegt,

Und ob auch alle andern mich verlassen,

Er fehlt gewiß nicht hinter meinem Sarg.


Ab.[238]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 2, München 1963, S. 237-239.
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