Agatha an der Bahre des Paten

[167] Chumm, Agethli, und förcht der nit,

i merk scho, was de sage witt.

Chumm, bschau di Götti nonemol,

und brieg nit so, es isch em wohl.

Er lit so still und fründli do,

me meint, er los und hör mi no,

er lächlet frei, o Jesis Gott,

as wenn er näumis sage wott.

Er het e schweri Chranket gha.

Er seit: »Es griift mi nümmen a,

der Tod het jez mi Wunsch erfüllt

und het mi hitzig Fieber gstillt.«

Er het au menge Chummer gha.

Er seit: »Es ficht mi nümmen a,

und wienes goht, und was es git,

im Chilchhof niede höri's nit.«

Er het e böse Nochber gha.

Er seit: »I denk em nümme dra,

und was em fehlt, das tröst en Gott

und gebem au ne sanfte Tod.«

Er het au sini Fehler gha.

's macht nüt! Mer denke nümme dra.

Er seit: »I bi jez frei dervo,

's isch nie us bösem Herze cho.«

Er schloft, und luegt di nümmen a,

und het so gern si Gotte gha.

Er seit: »Wills Gott, mer werde scho

im Himmel wieder zsemme cho!«

Gang, Agethli, und denk mer dra!

De hesch e brave Götti gha.

Gang, Agethli, und halt di wohl!

Di Stündli schlacht der au ne mol.

Quelle:
Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 167-168.
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