Helena
Helena

[565] HELENA.

So bekenn ich

Hier auf den Knien vor Euch und Gott dem Herrn,

Daß ich vor Euch und nächst dem Herrn des Himmels

Lieb Euren Sohn.

Mein Stamm war arm, doch ehrsam; so mein Lieben.

Zürnt nicht darüber! tut's ihm doch kein Leid,

Daß er von mir geliebt wird. Ich verfolg ihn

Mit keinem Zeichen dringlicher Bewerbung;

Noch möcht ich ihn, bis ich mir ihn verdient;

Weiß aber nicht, wie mir das werden sollte.[565]

Ich weiß, ich lieb umsonst und wider Hoffnung;

Und doch in dies unhaltbar weite Sieb

Gieß ich beständig meiner Liebe Flut,

Die nimmer doch erschöpft wird; gleich dem Inder

Wahngläubig fromm, andächtig bet ich an

Die Sonne, die da schauet auf den Beter,

Doch mehr von ihm nicht weiß. O teure Herrin,

Laßt Euren Haß nicht meine Liebe treffen,

Weil sie dasselbe liebt wie Ihr! – – –


Ende gut, alles gut (Akt I, Szene III)

Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 5, Berlin und Weimar 21972, S. 565-566.
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