4. Jehuda Ben Halevy

[183] »Das Lied, das der Levit Jehuda gesungen, – ist als Prachtdiadem um der Gemeinde Haupt geschlungen, – als Perlenschnur hält es ihren Hals umrungen. – Er, des Sangestempels Säul' und Schaft, – weilend in den Hallen der Wissenschaft, – der Gewaltige, der Liedesspeerschwinger, – der die Riesen des[183] Gesanges hingestreckt, ihr Sieger und Bezwinger. – Seine Lieder nehmen den Weisen den Dichtermut, – fast schwindet vor ihnen Assaphs und Jeduthans Kraft und Glut, – und der Korachiten Gesang – deucht zu lang. – Er drang in der Dichtkunst Speicher und plünderte die Vorräte, – und entführte die herrlichsten Geräte, – er ging hinaus und schloß das Tor, daß keiner nach ihm es betrete. – Und denen, die folgen den Spuren seines Ganges, – zu erlernen die Kunst seines Sanges, – nicht seines Siegeswagens Staub zu erreichen gelang es. – Alle Sänger führen im Munde sein Wort, – und küssen seiner Füße Ort. – Denn in der künstlichen Rede Werke, zeigt sich seiner Sprache Kraft und Stärke. – Mit seinen Gebeten reißt er die Herzen hin, sie überwindend, – in seinen Liebesliedern mild wie der Tau und wie feurige Kohlen zündend, – und in seinen Klagetönen – läßt er strömen die Wolke der Tränen, – in den Briefen und Schriften, die er verfaßt, – ist alle Poesie eingefaßt.«


Rabbi Salomo Al-Charisi

über Rabbi Jehuda Halevy[184]

Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 21972, S. 183-185.
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