Scena secunda.

[780] Matz. Sathan. NB. Der Fleischer gehet mit gar zerrissenen Kleidern vnd spricht.


MATZ. Ah was sol jch armer Man anfangen, was sol ich doch nhu machen, wo soll jch hin, wie hatt sichs doch so baltt mit mihr verendert,[780] Ich war reich nhu bin jch ein Betler, ja jch bin elender den ein Betler, den einem Betler gibt man jo noch wol was, mir aber gibt niemandts nichts, bin jch schon worumb so wirdt mirs von jderman, sonderlich aber von denen welche mich kennen, versaget, jch denke der Zeitt, das jch jn freuden vnd wollust jn schlemmen vnd demmen jhn fressen vnd sauffen lebette vnd nicht dachte was das Korn gulde jtzunder habe jch das druckene Brott vnd schlechte waßer nicht ach mochte das nhu jtzunder haben, welches jch ehemals wol nicht geachtet auch wol vnder die füße getretten vnd den hunden vorgeworffen habe wie herlich wolte jch mich darmitt laben, jch denke der Zeitt das jch [? in] seiden Kleidern herum ging, jtzunder jst es so weitt kommen, das jch die schäme nicht bedecken kan, Ach das jch tott were, jch wolle das jch ein Meßer hett, jch wolle mir selber das herz damitt abstechen O das jch ein Strick helle das jch mich darmitt erhenken mochte.

SATHAN. NB. jn Gestalt eines alten grauen Mans. Gott grus dich gutter freundtt wie gehestu hir so betrübt vnd schlegest dich mit grillen was hastu vor ein anliegen.

MATZ. Ach wen jch dir es schon lange klage was mir mangelt, so wirstu doch mir darin wenig helffen können.

SATHAN. Ey wer weys es helle wol ehr ein alles Bauermenle einem noch einen gutthen raht geben können, lieber sage es mir doch was es jst.

MATZ. Ach was sollte es sein jch bin ein fleischawer da jn der Stacht gewesen, vnd bin meines Dienstes entsetzett, vnd jst mir darzu alles genommen worden, was ich gehabt habe, dadurch bin jch nhu der maßen an den Bettelstab vnd jn armut gerathen das jch nichts mehr habe als wie jch hir gehe vnd siehe vnd darumb gehe ich hir so vnd bin bekümmert, vnd schlaue mich null gedancken den jch weys nicht wie ichs anschlagen sol den ob jch mich schon gern zu leutten woltte vermitten so wil mich doch niemandts haben vnd alle die mich kennen spotten meiner zu meinem großen vnglück noch darzu.

SATHAN. Ey derhalben darfftu nicht trawren den Sachen stehett wol zu[781] rathen wilstu meinem Rahtt volgen vnd will mirs zu sagen das du es thun wollest was jch dir rathen werde so wil jch dir wol von einem anschlage sagen, das du wol baltt wieder solst zu gelde vnd vorraht kommen.

MATZ. Was sein das den vor Vorschlege lieber sage es mir doch.

SATHAN. Ja so fern du mir wiltt zu sagen an eides stadt vnd mir deine handtt darauff geben, das du auch ohn einiges verhindern oder ausflucht meinem Rathe folgen wollest so wil jch dirs sagen, vnd jch wil dir selber darzu helffen auch mitt dir gehen vnd dir alle gelegenheit wie du es machen solst weisen.

MATZ. Wiltu bei mir bleiben vnd was du mir rathen wirdest auch heißen neben mir verrichten?

SATHAN. Ja das wil jch thun sie hir hastu meine handt.

MATZ. Nhu wolan so sage den her was es sey sich da hastu meine handt das jch deinem Rathe folgen vnd zu wercke richten wil.

SATHAN. Sols gewiße sein.

MATZ. Ja es sol gewiße sein, sich da hastu meine handtt noch einmal.

SATHAN. Horstu jch wil dir sagen da allernechst auffm Dorff da wonet ein Man der hatt 4 hüpsche Milche Kühe die wollen wir mitt einander vor erst holen, darnach so gehen dar an einen Ortt wie jch dir weißen wil wol jn die vierzig feiste hemel, die wollen wir auch langen vnd da jn der Stadt is ein Kerl der hatt schöne frisische Butter vnd ein ander schöne hollandische Kese feyl so jst dar auch ein Weinfurer hir der hatt ein ... hüpschen braunen hengst vnd derselbe jst wol hundert taler werdt vnd jch weys an demselben ortt alle gelegenheitt wie wir darbey kommen können, dar wollen wir nhu zu samen hin vnd vnser heyl alda versuchen jch weys es sol vns gelingen, die Kühe vnd die hemel wollen wir verholen an einen ortt da nicht viel Leutte hinkommen treiben die hemel[782] wollen wir verkauften jngleichen auch die Kühe, das Pferdtt wolln wir auff den Marckt reithen jn die negste statt hirbey vnd es auch verkoffen die Kese vnd Butter aber wollen wir aushocken vnd mitt einander verzeren vnd was wir also erlangen wollen wir mitt einander theylen.

MATZ. Potz leide willen es were wol ein guter anschlag wen wir nhur nicht darüber ergriffen würden, den wen wir darüber ergriffen würden, was wolle es vns den bathen, so müsten wir beide hengen.

SATHAN. Was hengen, was hengen, es jst jo wol ehe einer gehangen worden darauff mus mans setzen, es jst vmb eine bose Viertelstunde zu thun. Du darfft dich aber hiuor nicht grauen laßen sey du nhur zu friden, wir wollen zu samen bleiben jch habe so manche schüler abgerichtet vnd seintt mir noch nicht viel dauon gehencket worden, so henget man auch nur die Diebe so es so plumb vnd tölpisch machen, die aber behende stelen haben dauor keine nott, kom nhur vnd las vns gehen vnd folge mir nur jch wil dir gutte anleitung geben.

MATZ. Nhu wolan so wil jch mitt gehen vnd das handwergk wie es glücken wil auch versuchen, aber sich dortt kompt der Marckmeister her las vns gehen, damitt er vns nicht ersehen möge.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 780-783.
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