Scena prima.

[371] Probus, vnd die andern Rhäte Justus, Constans, Verax.


PROBUS. Ey mir ist gar vbel, Das Hertz ist mir so schwer, das ich schier nicht sagen kan, wie mir ist.

JUSTUS. E.G. gehen ein wenig in den Garten spatzieren, vnd bewegen sich ein wenig, So wirds vielleicht wol besser werden, Es ist doch ohne das schöne Wetter, So sein auch E.G. des einsitzens nicht gewohnet.

PROBUS. Ich bin zu Nacht dermassen durch einen schrecklichen Traum[371] erschrecket worden, das ich nicht allein dauon erwacht, Sondern auch mir alle Glieder erzittert haben, Wie ich dann solch schrecken vnd zittern noch fühle.

VERAX. Ey E.G. müssen sich an Treume so nicht kehren, Dann Treume sind Treume, Es were auch nicht gut, das sie allezeit müsten oder solten wahr werden.

PROBUS. Es ist wol wahr, Aber dieser Traum, den ich gehabt, hat mich gar zu sehr erschreckt vnd bewegt, vnd so trawrig gemacht, Das ich nicht weis, wie mir ist.

CONSTANS. E.G. verzeihe mir, das ich frage, Was hat deroselben dann getreumet?

PROBUS. Ach, was solte mir getreumet haben, Es war leider nicht viel guts, Gott behüte nur, das es nicht wahr werde, Ich wils euch aber kürtzlich erzelen. Mir treumte, Das mein lieber alter Vater were in seinen Garten schlaffen gangen, Vnd hette niemands anderst bey sich gehabt, dann seinen Son, Vnd in solchem schlaff weren sie beiderseits ermordet worden, Meine Mutter hette das geschrey gehöret, Were zugelauffen, Als sie nun dar kommen, were sie gleicher gestalt vmbs leben gebracht. Vnd in solchem schrecken erwachte ich, vnd dauchte mir, Ich sehe meinen lieben Vater, vnd meine liebe Mutter, sampt meinem lieben Sohn ermordet vor mich liegen, vnd insonderheit, das meine Mutter ein Messer in der Gürgel hette Vnd hierüber hab ich mich so hefftig entsetzt, das es vber alle massen ist, vnd machet mir das vollent gedancken, Das mein lieber Vater so allein in den garten zugehen pfleget, Nun ist die Welt böse, Wer weis, was Gott verhenget, Was nicht geschehen köndte, Aber der Allmechtig Gott wende es gnediglichen abe.

JUSTUS. Behüte Gott, Das ist jo ein schrecklicher Traum, Da behüte jo Gott der Allerhöheste für, Aber ich habe wol ehe gehort, Wann einem so schreckliche Trewme vorkommen, So bedeut es wol zu zeiten etwas guts, Aber wie dem allen, so seinds Trewme, E.G. trawen vnserm HERRN Gott, vnd geben sich zu frieden, Es wird alles, ob Gott wil, kein noth haben, Vnd weil es doch schon Wetter ist, so gehen E.G. ein wenig in den Garten spatzieren.[372]

PROBUS. Nun so gehet dieweil in mein Gemach zum essen, Ich wil inmittelst in den Garten ein wenig spatzieren gehen. Die andern gehen abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 371-373.
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