Scena sexta.

[379] Nero. Empiricus.


NERO. Das habe ich jhnen gleichwol vor dißmal rechtschaffen verkogelt. Das sie auch nicht wissen, wie sie daran sein, Ich mus nun nicht feyern, Sondern ich wil nun hin, vnd mit dem Medico meine sachen auch richtig machen, Ich habe jhn in das Holtz bescheiden. Dahin wil ich jetzundt gehen, Ich hoffe, ich wil jhn da finden. Gehet abe. Der Medicus gehet im Holtz auff vnd nieder, vnd spricht.

MEDICUS. Mein Herr Nero hat mich hiehero bescheiden, Mich sol doch gelüsten, was er mir wil, Aber dorth kömpt er her, Ich mus zu jhme gehen, vnd solches von jhme vernhemen.

NERO. Das ist recht, das jhr hie seid, Kommet, wir wollen dorth[379] ein wenig hingehen, Da wil ich euch etwas vertrawen, Aber jhr sollet mir einen Eyd schweren, Das jhrs niemandt offenbaren wollen, Vnd mir auch in diesen sachen wollet befurderlich sein.

MEDICUS. Wanns sachen sein, die ich verstehe, Vnd das ich nach meinem Vermögen etwas guts darin thun kan, bin ich willig darzu, Es sol auch, was sie mir vertrawen werden, wol verschwiegen bey mir bleiben. Gehen ins Holtz.

NERO. Nun Herr Doctor, hebet zwey Finger auff, vnd sprecht mir nach: Was mir jetzund wird vertrawet werden, Wil ich nicht allein verschwiegen halten, Sondern auch nach meinem verstande vnd vermögen verrichten helffen, Oder ich sey des Teuffels. Der Doctor spricht jhme den Eydt von Worten zu Worten nach, vnd Nero spricht weiter. Herr Doctor, Es ist an deme, das zu meines Brudern Weib einen Haß habe, Dann sie ist mir nicht gut, Derowegen wolte ich jhr gern ein Spannische Possen sehen lassen Vnd wolte jhr gerne etwas beybringen, Das so wol sie, als die Frucht im Leibe, so sie bey sich tregt, vmbkommen solte, Dann sie hat nunmehr vber zwey oder drey tage nicht zugehen, Vnd ich begere mit gnaden, Ihr wollet mir einen anschlag geben, Wie solches füglich, aber doch vnuermercket, könne zu werck richten, Ich weis gegen euch in allen gnaden erkennen.

MEDICUS. Gnediger Herr, Was E.G. mir jetzundt vertrawet, habe ich verstanden, Vnd stehet der sachen wohl zurhaten, Vnnd kompt mir jetzunder auch eben recht, Dann ich stehe auch nicht so recht mit jhr, Vnd sie ist auch nicht ein geringe vrsach meiner vngnaden gewesen, Ich wil E.G. ein Gifft zustellen, Ich habe es auch schon bey mir, Vnd habs jhr zu gefallen zimblich lang nachgetragen, Das hat die Krafft an sich, Wann ichs nur an jhre Kleider köndte bringen Das sie nur den geruch dauon empfinge, so müste sie vnd die frucht beiderseits vmbkommen. Aber damit es desto ehe vnd geschwinder zugehen möge, So sehen E.G. zu, Ob sie nicht kondten gelegenheit haben, mit jhr in den Garten spatzieren zugehen, Vnd ich weis wol, das sie gern pflegt an Epffel zuriechen, vnd auch zu essen, Nun seind dieselben Epffel auch reiff,[380] Vnd wird ohne allen zweiffel, weil sie schwanger ist, zu denselben noch eine grösser begirde tragen als vorhin, So kondte dann E.G. alsbaldt jr einen langen, vnd den Henschen vorhin mit dem gifft bestreichen, Den Apffel ein mal oder zwey in der hand herumb wenden, Vnd jhr alsdann denselben geben, So wil ich gut dafur sein, Riecht sie daran, so ist sie vnd die Frucht des tods, Vnd gehet alles vnuermercket zu. Stellet jhme die Gifft zu.

NERO. Habt grossen danck, Vnd da habt jhr hinwieder Zwantzig Kronen zur verehrung, Wann ich nun einmal reicher werde, wil ich euch mehr geben. Aber höret, Sagt mirs, Wird mirs auch selber schaden, wann ichs so lange bey mir trage?

MEDICUS. Nein, es schadet euch nicht, Es ist nur auff ein Frawes Person zugerichtet, Aber zu mehrer versicherung nhemet diesen Tyriack bey euch.

NERO. So ists gut, Ich wil nun hingehen, vnd es versuchen, ob ichs kondte ins werck stellen. Gehen beide abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 379-381.
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