Scena septima.

[381] Probus. Nero.


PROBUS. Mein Weib ist so Melancolisch vber diese schreckliche fälle, das es vber alle masse ist, Wiewol ich kann sie auch nicht verdencken, Mir ist aber nicht wol dabey, Sie hat nur zwey tage noch zugehen, vnd befurchte mich, Es möchte durch diese bekümmerniß der Frucht auch schaden zugefüget werden, Ich sehe gern, das sie sich ein wenig in die lufft machte, so wil sie nicht, Ich wolte das mein Bruder zu mir keme Der ist wol ein wort bey jhr mechtig, Ob der sie vielleicht dazu bringen köndte. Schweiget ein wenig stille. Aber woferne ich recht sehe, deucht mir, das er dorth herkomme, Er ists furwar, Ich mus zu jhme gehen, vnd jhn ansprechen, Sey gegrüsset lieber Bruder.

NERO. Danck habe hertzlieber Bruder, Wie gehestu so allein?[381]

PROBUS. Ach, Ich beklage bey mir, das meine Gemahlin so Melancolisch ist, Vnd ich sehe gerne, das sie sich in die lufft doch einmal machte, so wil sie nicht. Nun bistu wol ein wort bey jhr mechtig, Lieber, sprich sie an, Ob du vielleicht sie bereden köndest.

NERO. Wor ist sie? Das wil ich hertzlich gerne thun.

PROBUS. Sie ist darin, Ich wil sie zu dir heraus holen, Warte nur hie so lange. Gehet abe.

NERO. Der Posse wil angehen, Das wird gut werden, Da kompt sie schon her, zu jhrem grossen vnglück.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 381-382.
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