Der Riese

[238] Aus dunklen Tiefen

Tagempor,

Sonnenhungrig,

Ringt ein Riese.

Seine Schläfen triefen

Von Schweiß.

Mühsalheiß

Durchs Trümmertor,

Quadernwälzend,

Schicksaltrotzig bricht er sich Bahn.

Ehern die Stirn,

Muskeln von Stahl,

In seinen Adern kreisen

Der Menschheit Sehnsucht und Qual.

Aus seinen Augen zucken

Unlöschliche Strahlen des Lichts,

Und ob sie mit goldenen Händen

Ihn niederdrücken und schänden,

Der Riese läßt sich nicht ducken

Und wächst mit gewaltigen Rucken

Aus dem verachteten Nichts.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 238-239.
Lizenz:
Kategorien: