Lebensbrandung

[241] Wie das wilde Meer

über die Blöcke brandet!

Doch ich warf mich hierher,

atemlos bin ich gelandet.

Soll's aufstrudelnd mich ziehn

abwärts mit gierigen Krallen?

Weltmeer, nicht will ich dich fliehn,

doch deiner Wut nicht verfallen.


Schlag mir die Krallen ins Bein,

Schicksal, erbarmungsloses!

Zäh umklammr' ich den Stein,

lache des tollen Getoses.

Hart granitener Grund,

du hast den Halt mir gegeben;

Rissen die Wirbel mich wund,

jetzt sei Sieger, mein Leben!


Und Verzweiflung versinkt,

die mir das Herz schon zerrissen,

Hoffnung, die heilende, winkt,

Licht aus den Finsternissen.

Fest nun geschlossen den Bund

mit der gewaltigen Erde,

Daß dieser heulende Schlund

mir zum Triumphgesang werde!

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 241-242.
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