Erster Auftritt.

[161] Herberge an der Strasse des Wienerbergs Günther von Schwarzenau. Eckard. Fust von Kleeberg. Bodo und Wallberg zechen wacker. Der Minnesänger Frowald sitzt unter ihnen, spielt auf der Laute und singt. Mehrere Knappen und Knechte. Käsperle. Veit Schneck. Hans, sein Bube schenken ein –


Fröhlicher Trinkchor.


Nehmt den Humpen in die Hand,

Singet frohe Lieder.

Uns umschlingt der Eintracht-Band,

Wackre, deutsche Brüder!

Schenket ein!

Trinkt den Wein!

Wer uns Böses wünschen kann,

Ist kein braver, deutscher Mann.


Wer ein deutsches Mädchen liebt

In der Jugend-Feuer,

Für die er sein Leben giebt,

Die ihm einzig theuer,

Dessen Brust

Füllt nur Lust!

Trinkt auf aller Mädchen Wohl,

Die von reiner Liebe voll!


Wer's mit Jedem ehrlich meynt,

Leidende erquicket;

Dem erzeiget euch als Freund,

Wo ihr ihn erblicket.

Reicht die Hand,

Ihm zum Pfand!

Deutsche Treu und Redlichkeit

Macht uns geltend weit und breit.


FUST zu Frowald. Recht so – junger Mann! hast's in deiner Kunst weit gebracht. Woher kommst du!

FROWALD. Von Wien, edler Herr! bin dort schon sieben Tage bey dem[161] Turnier gewesen, das der Kaiser der Ritterschaft zu Ehren gehalten hat. Ihr waret ja auch dabey, edle Herren? habt euch wacker in den Schranken herumgetummelt – besonders Günther von Schwarzenau –

GÜNTHER der indessen in Gedanken da saß. Wer nennt meinen Namen?

FROWALD. Ich, edler Herr! sah ja wohl, wie ihr den Dank aus den Händen der schönen Mathilde von Stauffen erhieltet – sah, wie der holden Dirne das Blut in das Gesicht stieg, als sie euch die goldene Kette um den Hals hieng, und die Scherpe euch um den Leib band, und euer Feuerblick ihrem sanften Auge begegnete.

KÄSPERLE giebt ihm den Humpen. Da – trink, Kammerad! du hast, wie ich merk, eine gute Anlage zum Plaudern und Singen, aber eine verdammt schlechte zum Saufen.

FROWALD. Glaubt ihr das? da irrt ihr euch! Gebt her! – Trinkt mit vollen Zügen.

HANS. Ey, so sauff, daß du ersticktest!

KÄSPERLE. Esel! du red'st ja wider das Interesse deines Herrn. Jemehr er trinkt, destomehr muß er bezahlen.

HANS. Ja – s'trinken wär schon recht – wenn es aber ans Zahlen kommt, ist bey dergleichen musikalischen Seelen nichts zu Haus.

BODO. Fust! es ist Zeit – wir müssen aufbrechen!

WALLBERG steht auf. Traun! du hast Recht –

FUST zu seinen Knappen. Rudolph! Hugo! sattlet die Rosse – wir wollen uns auf den Weg machen. Einige Knechte ab.

ECKHARD. Du reitest nach Wien, Ritter Kleeberg! hast gewiß dort einem schönen Wienermädchen zu viel in die Augen geschaut – Wetter! es gab ja derer bey dem letzten Turnier so viele, daß einem die Wahl schwer wurde.

FUST. Ich hatte nicht Zeit, mich nach ihnen umzuschauen.

ECKHARD. Nicht Zeit? So was kann ich nicht hören. Wem ein schön Mädchen in den Weg kommt, und er auf die Seite schaut, hols der Teufel! der muß ein ledernes Herz im Leib haben. Ich kann das nicht!


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 161-162.
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