Sechster Auftritt.

[166] Günther, hernach Käsperle.


GÜNTHER in vollem Entsetzen. Gott! welche sonderbare Erscheinung! Starrt nach dem Platz hin, wo der Geist versank.

KÄSPERLE kommt herein. Nun – nun – Für sich. Was ist denn meinem g'strengen Herrn g'schehen, daß er seine beyden Augen so auf den Boden heftet?[166]

GÜNTHER. Ja ich ziehe zu Mathildens Vater, und wird er dem armen Ritter seine Tochter versagen, so schwöre ich, unglücklicher Geist! deine Erlösung zu vollenden.

KÄSPERLE erschrickt – für sich. Geist – Geist – so viel ich merk, ist da von einem Geist die Red, da mach ich mich aus dem Staub. Will fort – Günther sieht ihn.

GÜNTHER. Heda – Käsperle!

KÄSPERLE ohne sich umzuwenden. Ich hab kein Wort g'hört, g'strenger Herr!

GÜNTHER. So wart doch – du mußt mich nach der Stauffenburg begleiten, ich will mir dort eine Braut holen.

KÄSPERLE. Das ist recht, edler Herr! da kommt doch einmal Ruhe in unsre Burg, und das verdammte Herumvagiren hat ein Ende.

GÜNTHER. Wenn es denn Abend wird, begleitest du mich nach der Teufelsmühle.

KÄSPERLE erschrickt heftig. Nach – nach der Teufelsmühl, sagt ihr? wißt ihr, edler Herr! daß dort alle Hexen in ganz Ober- und Unterösterreich ihr Remessori halten?

GÜNTHER lächelnd. Eben deßwegen will ich dahin.

KÄSPERLE. So! Weinerlich. Wenn man euch aber Hals und Kragen umdreht, was werdet ihr hernach sagen? Bittend. Edler Herr! Seyd vernünftig, ihr werdet euch doch keine Braut unter dem Hexengepack aussuchen wollen?

GÜNTHER. Du befolgst meinen Befehl, und begleitest mich.

KÄSPERLE schluchzt. Aber – was habt ihr denn davon, wenn ihr mich sterben seht? ich hab' mir immer sagen lassen, wer sich mit Hexen und Unholden abgiebt, sey der größte –

GÜNTHER drohend. Kerl! fürchte meinen Zorn!

KÄSPERLE. Nun ja – der größte Held – hab ich sagen wollen. –

GÜNTHER. Ich erwarte dich unten am Thor. Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 166-167.
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