Fünfter Auftritt.

[165] Günther, der Wallfahrer, hernach Jeriel.


GÜNTHER. Traun, eine wunderbare Geschichte!

WALLFAHRER steht auf. Ihr wollt nach der Stauffenburg reiten, gestrenger Herr! um euch dort eine Burgfrau zu holen!

GÜNTHER. Das will ich –

WALLFAHRER. Ich wünsche euch Glück – Mathilde liebt euch – aber ehe ihr sie als Gattin besitzen könnt, habt ihr noch manches Ungemach auszustehen.

GÜNTHER. Was sagt ihr? Alter!

WALLFAHRER. Nur Muth und Tapferkeit bringen euch dem Ziele näher. Junger Mann! vergiß nicht den unglücklichen Geist in jener Mühle – seine Erlösung ist dein Werk – nur durch seine Vollendung gelangest du zu deiner Wünsche Ziel. – Donnerschlag. Akkord. Jeriel erscheint.

JERIEL.

Vom Schicksal auserlesen

Wirst du den Geist erlösen.

Dich Jüngling! rufet höh're Pflicht,

Auf – fasse Muth, und zage nicht.

Geehrt und reich trägst du zum Lohn

Mathilden, als dein Weib davon.

GÜNTHER. Was ist das? was hab' ich gehört?

WALLFAHRER. Den Ruf deines Schutzgeistes! Auf Jüngling! ziehe nach der Stauffenburg, beginne die Erlösung des Geistes, und du wirst glücklich.

GÜNTHER. Wer bürgt mir für den Erfolg, wenn ich vollende? – Donnerschlag. – Der Wallfahrer wandelt sich in einen weissen, weiblichen Geist um.

GEIST. Ich – wenn ich der ewigen Ruh geniesse! Verschwindet.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 165-166.
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