Achter Auftritt.

[168] Hans, hernach Märtchen.


HANS. Der Knappe hat Recht; gescheider ists, wenn man auf die Erlösung lebendiger Geister ausgeht, da ist man doch nicht gefährtet, sein Leib und Leben zu verlieren.

MÄRTCHEN. Bist du noch da, Hans! so eben sind die Ritter spornstreichs davon geritten.

HANS. Werden nicht lange ausbleiben – in einigen Stunden sind sie wieder da.

MÄRTCHEN. Der Meister Frowald blieb zurück – ich hab ihn auch gebeten, bey meinem Vater ein gutes Wort zu sprechen.

HANS. Du meinst wegen unserer Heirath? ach, Märtchen! ich zweifle, ob er sein Jawort geben wird.

MÄRTCHEN. Und warum, lieber Hans!

HANS. Weil ich ein armer Schlucker bin, und ihm die Herberge nicht ablösen kann – aber, meiner Six! ich hätte wohl Lust – Märtchen! du weist doch, daß in der Teufelsmühle ein grosser Schatz begraben liegt?

MÄRTCHEN. Gott bewahre dich, Hans! weist du aber auch, daß man sich dem – Gott sey bey uns! verschreiben muß, wenn man den Schatz heben will.

HANS erschrickt. Nein! da dank' ich dafür – ich heb den Schatz nicht.

MÄRTCHEN. Warten wir lieber, bis wir dem Vater das Jawort abbetteln können. Er hat ja ohnehin gesagt, in Jahr und Tagen könnt' es sich schicken – und wenn wir auch gleich arm sind, so arbeiten wir desto fleissiger, und wer arbeitet, den läßt der liebe Gott nicht verhungern.

HANS. Hast recht, liebe Dirne! wir wollen uns einstweilen ehrlich lieben, um mit der Zeit ein ehrliches Pärchen zu werden.


Duett.


HANS.

Gieb mir die Hand

Zum Unterpfand!

Du wirst mein Weibchen, ich werde dein Mann,

Dann lacht uns beyde Zufriedenheit an.

Heut' über's Jahr

Sind wir ein Paar![169]

MÄRTCHEN.

Mit Seel und Leib

Werd' ich dein Weib.

Giebt's auch im Ehstand ein mürrisch Gesicht,

Dauert nicht lange – wir achten es nicht,

Friede im Haus

Söhnet uns aus!

BEYDE.

Und werden wir manchmal zum Zanken gebracht,

So wird durch die Liebe gleich Friede gemacht.

Und bringt dieser Friede uns Kinder ins Haus,

So söhnen die Fratzen die Eltern gleich aus.


Tanzen ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 168-170.
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