Neunter Auftritt.

[170] Gemach auf der Stauffenburg. Ritter Hans. Günther.


GÜNTHER. Seyd ihr der Burgherr, Hans von Stauffen?

RITTER HANS. Ich bin's! was verlangt ihr, Ritter!

GÜNTHER. Ich heisse Günther von Schwarzenau – die Ursache, warum ich zu euch komme, ist eure Tochter Mathilde.

RITTER HANS. Meine Tochter? warum das?

GÜNTHER. Ich sah Mathilden in Wien, wo ich den Preiß aus ihren Händen erhielt. Sie zu sehen und zu lieben, war das Werk eines Augenblicks. Mein Herz trieb mich hieher, um von euch zu hören, ob ihr mich für würdig haltet, Mathilden als Gattin zu umarmen.

RITTER HANS. Günther! ihr seyd arm – eure Burgen sind verschuldet.

GÜNTHER. Macht Reichthum allein glücklich? oder sind es nicht vielmehr Liebe und Zufriedenheit, welche die Wonne und das Glück unseres Lebens gründen? Ich habe genug, um mein Weib ernähren zu können, und was bedarf ich mehr?

RITTER HANS. Ich bedaure euch! Meine Tochter kann nie die eurige werden.

GÜNTHER. Nie? Ritter! ihr habt nie geliebt, darum sind euch jene Empfindungen unbekannt, die unser Leben zum Himmel oder zur Hölle umschaffen können. Was wird es euch frommen, wenn eure Tochter an der Seite eines Mannes, den sie nicht liebt, Tage des Jammers verlebt.[170]

RITTER HANS. Mathilde ist verlobt! Otto von Löbenstein erkaufte meine Einwilligung mit 3000 Goldgulden – Mathilde wird seine Gattin. Ab.

GÜNTHER. Unglücklicher Günther! Die erste Liebe streu't Dorne auf deine Pfade. Was soll ich nun beginnen? Im Getümmel der Schlacht Tödtung des seligsten Gefühles suchen? Oder wie? der geldgeitzige Vater verlangt Schätze für seine Tochter – wenn ich – Pause. ha – ein mächtiges Gefühl weckt meine Sinne empor – jener unglückliche Geist ruft mich zur Rettung. – Wohlan! ich will Mathilden sprechen, und dann glücklich werden. Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 170-171.
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