Zehnter Auftritt.

[171] Garten. Mathilde. Bertha, ihre Zofe.


BERTHA. Warum so düster und traurig, liebes Fräulein! Soll denn der Trübsinn, der eure Stirne umwölkt, nicht mehr schwinden?

MATHILDE. Ach – Bertha! mir ist so sonderbar – so ängstlich und doch so wohl.

BERTHA. Fräulein! ihr liebt – liebt den tapfern Günther von Schwarzenau –

MATHILDE. Zauberin! wer enthüllte dir die geheimsten Falten meines Herzens?

BERTHA. Euer heutnächtiger Traum! Fräulein! aus allem, was ich von euch hörte, folgt: daß ihr Günthern innig liebt.

MATHILDE. Lieben? ich darf ja nicht – ich bin verlobt.

BERTHA. Wer kann die Gränze unserer Empfindungen ziehen? Sollt ihr deswegen nicht lieben, weil euer Vater eure Hand verkaufte?

MATHILDE. Gute Bertha! heute zum erstenmal fühle ich, wie unglücklich ich bin.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 171.
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