Eilfter Auftritt.

[171] Vorige. Jeriel als Mädchen mit einer Laute.


JERIEL. Schön willkommen, edle Jungfrauen! könnt ihr mir nicht sagen, wo ich das schmucke Burgfräulein finden kann, die sich nächstens hier vermählen wird? Sie nennt sich Mathilde von Stauffen.

BERTHA. Hier ist das edle Burgfräulein, das du suchest. Aber wer bist du, Kleine! und wer hat dich hieher gesandt?

JERIEL. Der edle Ritter von Schwarzenau![171]

BERTHA lebhaft. Ritter Schwarzenau! wer bist du?

JERIEL. Ich bin die Tochter eines Minnesängers aus Wien – o mein Vater hat mich gar ein schön Liedlein gelehrt – wollt ihr es hören, edles Fräulein!

MATHILDE. So sing, gutes Kind! vielleicht zauberst du mir das Bild meines Geliebten in meine Phantasie zurück.


Jeriel spielt und singt.


Romanze.


Einsam weinte am murmelnden Quell

Ein Mädchen so schön und so gut;

Schwellende Thränen flossen hinab,

Blumen auf Blumen pflückte sie ab,

Und warf sie betrübt in die Fluth.


Schnell ergriff sie die Harfe, und sang

Ein Liedchen der Liebe so rein.

Leise und leiser rauschte der Bach,

Lispelnder sangen Bäume es nach:

Nur Liebe beglücket allein.


Sieh! da schritte ein Jüngling herbey,

Von deutschem und freysamen Sinn.

Pochend von Liebe schlug ihre Brust,

Ihn nur zu lieben, war ihre Lust,

Sie gab sich dem Jüngling dahin.


Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 171-172.
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