Dreyzehnter Auftritt.

[184] Wald. Der Mond scheint.

Ritter Günther von Schwarzenau. Käsperle. Jeriel, als ein Bauernjunge mit einer Fackel.


JERIEL. Kommts nur nach, gestrenger Herr! wir werden bald an Ort und Stelle seyn.

KÄSPERLE brummend. Ja – s' ist auch einmal Zeit; ich hab mir ohnehin schon bald die Füsse aus der Wurzel herausg'laufen.

GÜNTHER. Wie lange wird der Weg noch dauern, du Kleiner?

JERIEL. So lange, bis ihr zu eurem Glücke reif seyd.

KÄSPERLE für sich. Ich wollt, daß der Teufel den Fackelbuben holte – Schlag – er bekömmt eine Maulschelle – schreyt. he! Sapperment! was ist denn das? gestrenger Herr![184]

GÜNTHER. Was lärmt denn der Bursche so?

KÄSPERLE. Ich bitt' euch um alles in der Welt, jagt's den Fackelbuben weg, ich krieg eine Watschen um die andere, und ich weiß nicht, woher.

GÜNTHER. Käsperle! sey still!

KÄSPERLE. Nein! ich bin nicht still! die verdammte Teufelsba – Schlag – er bekommt wieder eine Maulschelle. Auweh! g'strenger Herr!

GÜNTHER kommt zu ihm. So sey einmal still!

KÄSPERLE. Er ist schon still – er redt kein Wort mehr.

JERIEL. Ritter! bis hieher habe ich euch geführt, euch weiter zu leiten, ist mir nicht vergönnt.

GÜNTHER. Aber wohin soll ich mich nun wenden? was soll ich beginnen?

KÄSPERLE schnell. Gehen wir wieder zurück ins Wirthshaus, gestrenger Herr!

JERIEL. Menschen sollst du glücklich machen, um dein eigenes Glück zu befördern. Wandre links hinab zur Mühle – um Mitternacht mußt du daselbst angelangt seyn. Sey vorsichtig, standhaft – denke, Mathilde ist der Lohn deiner Unerschrockenheit!

GÜNTHER. Deine Worte treffen mein Herz! Ja – ich vollziehe meine Bestimmung! Will fort.

KÄSPERLE stotternd. Ge – ge – gestrenger Herr! was soll denn jetzt ich anfangen – ganz allein im Wald – ich weiß ja keinen Weg und keinen Steg.

GÜNTHER. So folge mir –

JERIEL. Hast du Muth, deinen Herrn bis zur Teufelsmühle zu begleiten?

KÄSPERLE. Teu – Teu – Teufelsmühl! Zitternd. Ach, du lieber Gott! das Wort stirbt mir schon auf meiner Zung – nein! dahin geh ich nicht.

JERIEL. So suche den Weg in die Herberge. – Ich verlasse dich – Tapferer Jüngling! vollziehe des Schicksals Schluß, und du wirst glücklich. Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 184-185.
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